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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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235 Tagebuch 1924 Am 7. war ich tagsüber zuhause, abends nach vielen Rennerein u. Telephoniere- reien, um die Loge voll zu kriegen, bei Herodes u. Marianne. Ein unmögliches Stück ; dieses modern komplizierte Problem  – und die altmodische Diktion. Es ist wie von einem Gymnasialprofessor der klassischen Philologie zusammen mit seiner ihn hin- tergehenden Gattin hergestellt. Mit mir waren Gaby u. G. E., Pepi Berger  – alle gleich unzufrieden. E[hrlich] hat mich nachhaus begleitet und sich sehr über meine Kühlheit der Bergner gegenüber gekränkt. Er ist empört wegen der Behandlung, die er von den Hagenbündlern her erfahren hat ; sie haben ihm 2 Bilder (mein Portrait u. d. Payerbacher Landschaft) abgelehnt, „um ein Ex- empel zu statuieren.“ So hat es ihm Tischler, der bei der Jury war, erzählt. Gestern war ich vormittag bei Dr. Kurth, auch drinnen bei dem Kranken. Er ver- wechselt Passivum und aktiv, sagt z. B. „ich freue mich, daß ich bei ihnen eindringen konnte“, sprach sehr wenig, aber schien mit viel Freude der Unterhaltung der andern zu folgen. Mir war es doch sehr traurig, wie die Frau so darunter leidet. Die Tochter, äußer- lich und in der Kunst der Rede ein richtiger Untertan, sagte mir : „da haben wir uns was schönes eingebrockt. Jetzt dauert die Sache schon über 3 Monate.“  – Ich ging dichtend durch die Stadt und Stoffel sprach mich an u. ging auch ein bisserl mit mir u. riß mich heraus. Mittag bei Mama, wo Anderl u. Burgel sehr manierlich gerade beim Essen saßen. Dann Hal- lekurs  – Halle wollte noch eine der für Frau Menczel ausgewählten Zeichnungen, die ich ihm für 500.000 K[ronen] ruhigen Gewissens verkaufte, u. d. Geld dem E[hrlich] in die Lade gab. Nachher brachten mir Frl. Zirner u. Salvendy meinen Hut, der mir paßt, aber nicht steht  – und Salvendy jammerte sich auch über d. Ha- genbund aus, war derartig größenwahnsinnig, daß es furchtbar peinlich war. Nach dem Nachtmahl wollte ich dem Hans endlich jenes vor Wochen schon beendigte Saulkapitel vorlesen, aber mitten hinein kam der junge Hainisch u. es wurde wieder nichts daraus. Er ist voll feinem Schuldgefühl, daß seine Mutter von Leitmayer, sein Vater von Pick-Morino gemalt wurden  – „schließlich übernimmt der Porträtierte für den Porträtierenden eine Art Verantwortung !“ Ich bestärkte ihn sehr darin (da es mir Hans mit denselben Worten gesagt hatte) und schloß damit : „Sie müssen sich direkt vom OK malen lassen um die künstlerische Familienehre zu retten.“ Heut früh war ich erst im Österr[eichischen] Mus[eum] bei der Eröffnung einer Architek- turausstellung, wo ich vor allem Hans treffen wollte. Ich ging dann mit ihm in die Akademie. Am Weg erzählte er mir die lästigsten u. symptomatisch übelsten Bureau- Abb. 50 : Georg Ehrlich, Elisabeth Bergner, Lithografie, 1922.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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