Seite - 241 - in Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Bild der Seite - 241 -
Text der Seite - 241 -
241
Tagebuch 1924
Schleiern und verfließen
–
Sie sind blind
–
Und grüßen nicht.
Du laßt mich nicht allein
–
Und es verblassen
Die Träume auf den kalten Steinen
Und hüllen ihre Knospen ein
–
Und weinen
Hinter Gittern.
Das zweite Gedicht am Rückweg in der Bahn.
Das ist die Stunde, die ich liebe
–
Wenn in das rote
Licht der Tag verglüht
Und aus dem Hafen,
Den Zypressen schließen,
Zieht
Windgewiegt
Das Segel, stolzbewußt
–
Das große
Flügelschlagen wie
Der Verkündigungsbote.
Ich schau ihm nach
–
Die Hände müd
Im Schoße.
Und im verschlafenen Geleise blüht
Der Mohn
…
Das ist die Stunde, die
Ich sonst so liebe.
Und kann
Sie heute nicht ertragen.
Tu mir nicht weh
–
Du mußt
–
Hörst du
–
Du mußt mir’s sagen
–
Die Fragen sitzen enggeschmiegt,
Die Fragen saugen
Mit ihren Augen
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien