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Tagebuch 1924
Und leuchtet rot
Im Licht
–
Und Trikoloren wehn.
Reich
Ist die Welt
–
Ich weck dich nicht
–
Doch hab ich deine Augen mit.
24.VI.
Den Tintoretto sogar inkl[usive] Literat[ur]- und Abbildungsverzeichnis „erledigt“.
Mit der Lektüre zum Tizian begonnen. Die Regierungsvorlage zu einem neuen Pen-
sionierungsgesetz, das wesentlich schlechter ist, sodaß wir an eine Pensionierung
nicht denken können. Noch dazu kommt Burgl nach Haus, sie muß für ihre Zähne
vorne eine Maschine bekommen. Wie sollen wir das bezahlen ? !103
28.VI.
Ich war fast alle Tage zuhause u. hab mich erst für den Tizian eingearbeitet, dann zu
schreiben angefangen. Die Vorarbeiten von Hetzer für d. Jugendoeuvre erleichtern
es mir sehr, sie sind ausgezeichnet, trotzdem konnte ich noch manches Detail er-
gänzen. Hans hat den Ofenheim angeschnorrt u. 18 Millionen für d. notleid[enden]
Künstler bekommen, die ihm in 3 Raten für die drei Sommermonate ausgezahlt
werden. Philippi bekommt jeden Monat 1 Million, Réon der sein 4. Kind bekom-
men hat, auch etwas, Reinitz 1 Million, damit er nach Berlin fahren kann, wo er
für kurze Zeit Lebensmöglichkeit hat (er betreut d. Kinder seiner geschied[enen]
Frau). Tischler hat mich heute antelephoniert. Er scheint auch in momentaner
Geldverlegenheit zu sein. Hans will ihm das schöne Bild seiner Frau für die Staats-
galerie um 3 Mill[ionen] abkaufen. Ehrlich hat Lampls überredet nach Gardone zu
kommen (was ich für irrsinnig halte) und sich telegraphisch Radiersachen bestellt.
Alma schickte mir Bilder der Duse aber immer noch nicht das Richtige, das ich für
G.
E. bestellt habe (das ganz alte, das wir in einer Zeitung sahen, aber nicht kauften,
da mir damals schon das Geld knapp erschien). Er versuchte nach dem spärlichen
Abbildungsmaterial den Kopf zu zeichnen (m[einer] M[einung] nach beidemale
ohne guten Erfolg). Gestern abends war Gaby Ehrlich da u. erzählte, wie sehr sich
die Mutter fürchte, G. E. allein in der Wohnung zu lassen, er vergesse immer das
Gas abzudrehen etc. Ich möchte ihn aber nicht zu uns heraus einladen, da ich um
mein kunsthistor[isches] Arbeitspensum zu erfüllen (auch Kurt Wolff hat gestern
geschrieben, daß ich mit der Herstellung der Abbild[ungen] beginnen solle), voll-
ständige Ruhe brauche.104
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien