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Tagebuch 1924
3. Sept[ember]
Gestern mit Gaby spazieren, dann zu Fuß zu Lampls,
sehr müd, kurz geblieben, früh nachhause. Vorher
bei Tischler, die Bilder angeschaut, die er zur Aus-
stellung schickt. Er hat anscheinend wieder einen
gewinnbringenden Auftrag (Porträt einer Baudirek-
torsgattin) u. ist bisserl aus d. Wasser. Lätty Gerstel
auf der Straße getroffen. Sie hat im Jänner ein Arsen-
bergwerk gekauft u. anscheinend ihr ganzes Vermö-
gen hinein verloren. Heut vormittag Albertina, wollte
meinen „Fund“ „Mars u. Venus“ von Botticelli nach
einem röm[ischen] Sarkophag nachprüfen, ob War-
burg das schon gewußt hat.121
In der Elektr[ischen] ein kleines Gedicht nach ei-
ner Erinnerung gemacht. Ich glaub, es ist nicht viel
dran, aber ich weiß eigentlich nie etwas näheres, wäh-
rend ich schreibe.
Begegnung
Ja,
–
Manchmal ist
Der liebe Gott
Ein guter Mann,
Hat einen langen Bart,
Und ein liebes Gesicht
Wie ein Großpapa,
–
Ja
–
–
Ich traf dich heut
–
Und hab vorher doch nicht
An dich gedacht
–
Auf einmal standst du da
–
Ich war
So froh
–
Vor lauter Freud
Ganz stumm
–
Sah
Dich nur an
–
Und mir fiel gar nichts ein
–
Und hab nur dumm Abb. 60 : Georg Ehrlich, Pierrot und Esel, ca. 1920.
Abb. 61 : Claude Vignon, Anbetung der Heiligen Drei Könige.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien