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Tagebuch 1924
100 Der Kinderarzt Felix Tietze war von 1919–1929 an der Wiener Kinderklinik unter dem
renommierten Kinderarzt und Immunologen Clemens von Pirquet (1874–1929) tätig.
Pirquet erlangte auch für seine verschiedenen Projekte im Bereich der Kinderwohlfahrt
Berühmtheit. Vermutlich begleitete Felix Tietze im Rahmen einer von Pirquets Initiati-
ven Kinder auf Erholungsfahrt nach Italien (Bodleian Library, Special Collections, Ma-
nuscripts SPSL, Tietze Felix, fol. 27, 74).
101 ETC hatte sich bereits mehrmals schriftlich mit dem Werk Oskar Laskes befasst (Tietze-
Conrat 1920b). 1921 war ein Essay zum Künstler mit einem Verzeichnis seiner grafischen
Werke erschienen (Tietze-Conrat 1921c).
102 Die künstlerischen Weihnachtsgeschenke wurden in die Tietze’sche Privatsammlung in-
korporiert.
Die kleine, sehr persönlich gehaltene Tietze’sche Kunstsammlung, mit Schwerpunkt auf
moderner Grafik, verdankte ihren besonderen Charakter den intensiven persönlichen
Kontakten zu zahlreichen Künstlern. Zwei schriftliche Quellen aus unterschiedlichen
Zeiten verdeutlichen den Wandel, den die Interessen der beiden Sammler im Laufe der
Zeit genommen hatten. Erstmals erwähnte HT seine eigene kleine Kollektion einiger
Barockstücke im Jahr 1908 in Band 2 der „Österreichischen Kunsttopographie“ (Tietze
1908). Bereits diese bescheidene Form des privaten bürgerlichen Sammelns sollte bei-
spielgebend wirken. Die Inkorporierung von noch „kleinen fluktuierenden“ Sammlungen
in ein Denkmalkorpus blieb damals nicht unumstritten (Clemen 1912, 81). Eine Wende
im persönlichen Programm kann spätestens mit dem Erscheinen der „Kunsttopographie“
festgemacht werden, denn Ende 1909 saßen Tietzes Kokoschka dann Modell für sein
berühmtes Doppelporträt, das sich heute als eines der wichtigsten Beispiele der Wiener
Moderne in der Schausammlung des MoMA in New York befindet (TB 1923, 21.6.).
Pädagogische Überlegungen waren wohl auch der Hintergrund für die Ausstellung
eines Teils der Sammlung Tietze in der Österreichischen Galerie anlässlich HTs 50. Ge-
burtstags im Jahr 1930. Um zu zeigen, dass Sammeln von zeitgenössischer Kunst auch
in wirtschaftlich schlechten Zeiten möglich (und nötig) sei, präsentierte man bei dieser
Gelegenheit ausschließlich moderne grafische Werke. Grafik machte vermutlich auch ins-
gesamt einen Schwerpunkt der Sammlung aus, über deren tatsächliches Aussehen heute
nicht mehr allzu viel mit Gewissheit gesagt werden kann.
Wie ETC in ihren unveröffentlichten Erinnerungen an HT berichtete, war die Samm-
lung schließlich noch ein drittes Mal, nämlich im Museum von Toledo, Ohio, ihrem
ersten Emigrationsort, zur Ausstellung gelangt (Tietze 1908, 429–430 ; Österreichische
Galerie 1930).
Albrecht Dürer, Selbstbildnis, 1484, Albertina, Wien.
Eva
– „Evchen“ Steiner (später Benesch)
– Tochter von Hugo und Lilly Steiner, siehe TB
1925, 2.1.
103 Nachweislich publizierte ETC 1922 zur Ikonografie von Tintorettos Wiener Cassone-
bildern (Tietze-Conrat 1922d), der nächste Eintrag zu einer Veröffentlichung ETCs zu
diesem Maler findet sich in der Kurz’schen Bibliografie dann erst wieder 1936.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien