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Tagebuch 1924
den halbwüchsigen Stoffel, der seinen beruflichen Weg schließlich in der Bevölkerungs-
und Gesundheitsstatistik finden sollte, tatsächlich anregend sein können.
ETC wählte das Material für die bevorstehende Ausstellung von Ehrlichs Arbeiten im
Hagenbund, dabei komplettierte sie ihr Lager für den Ehrlich-Fonds.
Juryfreie Kunstschau Berlin, Oktober 1924, Landesausstellungsgebäude am Lehrter
Bahn hof, Berlin (Strobl 2006, 259).
120 Die offizielle Eröffnung der „Galerie des 19. Jahrhunderts“ im Oberen Belvedere fand am
30.9.1924 statt.
„In diesen übersichtlich gegliederten 30 Räumen sind die zirka 400 Bilder locker ge-
hängt. Es ist die Qualitätsauslese aus den weitaus größeren Beständen der Kunst des 19.
Jahrhunderts, vor allem der österreichischen Malerei, die in der Sammeltätigkeit vor etwa
zwanzig Jahren aufgehäuft und seit der Zusammenlegung der Bestände nach dem neuen,
von Tietze aufgestellten Museumsprogramm, aus der Akademie, aus der kaiserlichen Ge-
mäldegalerie und dem übrigen hofärarischen Besitz hier vereinigt wurden“, so ETC in
ihrem Münchner Feuilleton anlässlich der Eröffnung der „Galerie des 19. Jahrhunderts“
im Oberen Belvedere am 30.9.1924 (Tietze-Conrat 1924g).
Beschreibungen von Werken Claude Vignons fanden Eingang in Erica Tietze-Conrat,
Der französische Kupferstich, München 1925, 22–23.
Wildgrube – Senke mit Bach im bewaldeten Teil Grinzings (19. Wiener Gemeindebe-
zirk).
Walter Hugelshofers „Die Kunst der Alten Schweizer“ erschien 1925 als Band 82 in HTs
Reihe „Bibliothek der Kunstgeschichte“ (Hugelshofer 1925).
121 Lätty Gerstel lebte mit ihrem Mann ebenfalls in Döbling, wo „das etwas extravagante
Hausherrenehepaar“ einen literarischen Salon unterhielt (Sophie Lätitia Gerstel von
Ucken, geb. Lampl, Universität Wien).
Die finanzielle Situation der späteren Verlegerin (S. L. Gerstel-Verlag) spitzte sich tat-
sächlich dramatisch zu und führte zum Selbstmord des Ehemanns im Jahr 1932. Der
Verlag bestand über die „Anschlusszeit“ hinaus bis mindestens in das Jahr 1941 weiter
(zum Gerstel-Verlag siehe Hall 1985, 168–172).
Nach Auffassung Aby Warburgs, die er bereits in seiner Dissertation (zu Sandro Botti-
celli, 1891) ausgeführt hatte, waren Künstler wie Botticelli von humanistischen Gelehrten
dazu angehalten worden, sich die Darstellungen von bewegten Gewändern und Haaren
auf antiken Sarkophagen als Vorbild für ihre Malerei zu nehmen (Warburg 1893 ; Gom-
brich 1981). Im Archiv des Warburg-Instituts (London) ist keine Korrespondenz zu ETCs
Fund auffindbar. In dem schließlich 1925 erschienenen Aufsatz „Botticelli and the An-
tique“ (Tietze-Conrat 1925c) sieht ETC Botticellis Gemälde „Mars und Venus“ von ei-
nem Relief eines römischen Steinsarkophags (Vatikanisches Museum) inspiriert. Zu einer
persönlichen Begegnung zwischen Warburg und ETC ist es vermutlich nie gekommen,
doch bereits während des Weltkriegs hatte Warburg HT wissen lassen : „Ihrer Frau Kollega
hätte ich im besonderen allerlei einschlägiges Material für ihre Studien zu zeigen.“ (WIA,
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien