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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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312 Tagebuch 1925 2. Jänner Im Bett. In der Früh war Georg auf einen Sprung da, hat sich sein Geld abgeholt. Die Anzahl d. Teilnehmer ist bisher nicht sehr groß, hoffentlich noch nicht voll- zählig. Inzwischen hält er bei 1,950.000 monatlich. Ein Brief von Frau Steiner mit Bilderln und einer Mitteilung durch die Blume, daß der Weihnachtsengel aus Evchen u. Guido ein Brautpaar gemacht habe. Inzwischen „Reservat“. Abends war dann Ka- schnitz da, da er aber nichts davon sagte, so schwiegen wir auch darüber, hatten aber sonst viel Spaß. Abends kam noch ein Telegramm aus Poltenberg, daß Theresens Mutter schwer erkrankt sei, Therese fuhr  –3 3. Jänner 1925 – dann heute früh weg und ich hab ein bisserl Angst, wie wir ohne sie auskommen werden. Im Sommer, wenn’s keine Öfen, keine Schuhe und keine Schule gibt, ist [es] dann viel einfacher. Ich arbeite „Kunstgeschichtliches“ und lese die Mahlerbriefe. Heut nachmittag ist Tanzstunde für die Kleinen (2 u. 3) und den Großen (1). Dieser nach einer erfolgreichen Auseinandersetzung mit einem Kragenknopf sehr selbstän- dig aus dem Hause, die Kleinen auch fast ohne Nachhilfe. Mehr moralischer Antrieb ; Eil dich, trink die Milch u. s. f.4 4. Jänner Anderl ist bei Ino Grafe, dem Sohn des Kubinsammlers u. Stoffel geht aufs gerate Wohl, die „Tante Lili“ abholen, die heute gerüchteweise ankommen soll. Am Vor- mittag waren die Kinder mit Hans spazieren, sonniges frisches Wetter. Bei mir waren daweil Kaschnitz (nahm Abschied) und dann Alf, dessen Frau zu seinem Leidwesen kein Kind bekommt, sondern nur so halt dick wird. Ich bin ganz kunsthistorisch ver- bohrt ; woher hat Dürer die großfigurigen Vordergrundkompositionen, z. B. Rosen- kranzfest oder Himmelfahrt vom Hellerschen Altar ? 1506 und 1509 schon ! Bilder vor der Assunta, vor Correggio. Das muß von Florenz herkommen  …5 Therese bleibt noch unbegrenzt, die Mutter löscht aus (Altersschwäche)  – aber wann ? Wenig Ruhe dadurch. Meine Kurse haben angefangen. Hans hört von Frl. Bondi folgende Ehrlichiade : Er lädt sie (teleph[onisch]) am Silvestertag zu dem Mas- kenfest bei Lampls ein. Sie darauf : darüber reden wir noch  – vielleicht kommen sie heute bei uns vorüber. Ehrlich : Heute  – kann ich nicht ;  – heut muß ich mich umzie- hen.  – Ich gehe die Hohe Warte hinunter. Bei der Planke steht ein kleines Buberl aus d. Taferlklasse*, Schultasche am Rücken u. buchstabiert ein obszönes Wort, das eine schreibkundige Hand mit kalligraphischem Gefühl dort hingekreidet. Das Buberl spricht mit der rauhen fremden Stimme, die die sechsjährigen beim Buchstabieren * erste Klasse Grundschule
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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