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Tagebuch 1925
berufen dürfe. Am Montag (18.) bin ich mit Georg nach Spitz a./D[onau] gefahren.
Wir haben uns gut vertragen u. bis aufs Blut zerstritten und wieder gut vertragen.
Das ist nun einmal nicht anders. Er hat anscheinend gut gearbeitet und ich hab nach
langer Unterbrechung wieder gedichtet. Nur aus dem Konflikt kann man Schaffen.
Dann bricht es heraus. Und der zarte Fluß der Landschaft, das ist der Rahmen, der
den Konflikt einfängt. Die ersten zwei Gedichte hab ich am Dienstag draußen noch
gemacht. Das letzte erst nach der Rückkehr.19
Um einen vergangenen Tag.
Die Tage gehen
Und niemand fragt
Nach Gestern
–
Und Gestern war doch gut.
–
Die Tage gehen,
Der letzte zählt allein
Und der hat Leid
Gebracht
–
Der letzte zählt allein
Und der tut
Weh
…
Doch einmal muß es sein,
Doch einmal ruht
Das leise
Pochen, das sie treibt,
Und stehen
Bleibt
Die Zeit
–
Die Schwestern drehen
Sich im Kreise
Und Gestern
– Heute sinkt
In Ewigkeit
…
Und Heute tut
–
Und Heute tut
Nicht weh
…
Ich seh
Dich vor mir stehen
–
In deinen Wangen
Lebt das Blut,
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien