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Tagebuch 1925
Rinnseln das Wasser zeichnet unter feuchten Steinen.
Die leise Kräfte unaufhaltsam sputen,
Den ersten Ausflug, der verströmt zum Bösen und zum Guten.
Das war noch Klang, das hat sich doch geregt,
Das war noch Zeit, das hat sich doch bewegt
–
Dann wirst du auf die letzte Höhe steigen,
Halt still, mein Herz, hier muß das Leben schweigen
–
Vor deinen Blicken, die in Todesnacht vergehn,
Siehst das geahnte Tal du jenseits auferstehn,
Den fest umgrenzten Ackerstreifen in den Raum gedehnt
Und dieser wird Besitz wunschlos ersehnt.
– .
–
Und dann noch eines :
Donau.
Das ist der schnelle
Strom. Die Flößer brauchen
Das Gefälle
Und hauchen
In den blauen Spiegel
Welle, Welle
–
Und tauchen
Mit dem Kiel
Die blaue Spur.
Die Flößer tun und recken
So wie vor tausend Jahren.
Und rückwärts geht
Der Zeiger an der großen Uhr
…
Das ist der Strom :
Gleichmütig Spiel
Die Kähne schwanken
In den stillen
Wassern, die sich am Uferrund entgegenschieben
…
Und von den Hügeln drüben
Weht
Der Sommerton der Grillen.
– .
–
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien