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Tagebuch 1925
Der Schluß, der dann ins Persönliche umbog.
„Ich muß nicht reden.
Eh noch das Gefühl
Sich in Gedanken,
Und die Gedanken sich in Worte schrieben
Weißt du es schon.
Die Antwort steht
In deinem klaren
Willen.
Ich muß nicht reden
Nein, du weißt es schon.
Horch, von den Hügeln weht
Der Sommerton der Grillen.“
ist nicht gelungen, ist nicht fertig. Kein Wunder. Vroni fiel aus der Hängematte,
brach sich da ihren Arm. Radiusfraktur, Splitterbruch, der obere Knochen ist auch,
aber innerhalb der Haut, gebrochen. Stoffel hat sie zum Dr. Wendl getragen
– sie hat
viel geweint, aber, wie sie nachträglich sagte, nur aus Schreck. In einer viertel Stunde
war sie wieder mit dem Notverband zurück. Anderl erheiterte sie, indem er sie auf die
Röntgenaufnahme gespannt machte, ich mittels einer Bonbonniere. Heute wird sie
im Rudolfinerhaus während d. Röntgenaufnahmen verbunden.
28.V.
Vroni hat heute wieder ins Rudolfinum gehen müssen. Und Dienstag nach Pfings-
ten wieder, da bekommt sie erst d. richtigen Verband. Ich hab einen ausgezeichne-
ten Bericht vom Hans über d. Wiener Pavillon (Tagblatt) gelesen. War spazieren die
Zahnradbahn hinauf, blauer Himmel, kühler Wind ; viel zu dünn angezogen, recht
erschöpft heimgekehrt.22
Am Weg mich mit einem Gedicht gespielt :
Es war einmal
Ich will nie
In das Riesengebirge fahren
–
Dort soll es Schloßen wie
Die Hühnereier von den Bäumen regnen
–
Was sind das : Schloßen, Mama ?
Und dann
Im finstern Wald
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien