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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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361 Tagebuch 1925 dert), den ich teleph[onisch] nicht erreicht hab, der Gaby gegeben, zufuß in die Stadt, kurzer Aufenthalt bei den Fixleins, Rendez-vous mit Hans im Burgtheater (!), De- metrius von Schiller, Heinrich von Andernach von Unruh. Schiller als Fragment ist wirklich noch genießbar. Erstens kurz, zweitens die harte Logik doch angenehm für unsere Phantasietätigkeit skizziert und offen gelassen. Die ersten Szenen mit Volk und Reichstagspathos (also Schiller zur Potenz erhoben !) kaum zu halten. Und doch wieder nur, weil sie schlecht gespielt werden, unhaltbar. In der Tat ist ja das ganze bezahlte unwahre Pathos dieser Szenen (die man für echte Burgtheaterherzenstöne hält) von Schiller beabsichtigt. Es ist die Intrige bestochener Leute, die so laut he- rumschreit. Großartig die Szene : Mutter (Bleibtreu) und d. Patriarch.  – Aber das Stück von Unruh packt ganz anders. Es ist das Festspiel für die Jahrtausendfeier in Köln. Raffiniert der Gegensatz von Aktuellem und Symbolischem. Vielleicht in Ein- zelheiten zu stark „Festspiel“ (so z. B. die Erscheinung des Sohnes zu blutlos), darum aus dem Rahmen genommen nicht ganz überzeugend (gequält, geschmacklos). Aber doch überall mutig erdacht. Ich möchte diesen Stoff von  – von Schiller gemeißelt sehen  … Wir haben Tante Anna die auch im Theater war, gesprochen ; sie war nicht anders hilflos von diesem Stück als das andre Publikum  – und zog sich auf das […] erste Stück zurück : „  – aber der Schiller ist mir doch lieber.“  – Hans hat wieder große Aufregungen ; das Finanzminist[erium] will ihm die Ein- ordnung in die zweite Rangklasse nicht zuerkennen ; Hans hat noch einen Schritt beim Minister Grimm gemacht, am 1.  Dezember wird es sich entscheiden. Es han- delt sich um eine beiläufige Jahresdifferenz von 10  Millionen.67 1. Dezember 1925 Hans ist in die zweite Rangklasse gekommen. Gestern abend empfing er mich Alea iacta esto. Demnächst fängt also ein neues Leben an. Gott segne es ! Mein Gott, das wird heuer ein Silvester werden !68 2. Dezember 1925 Gestern war ein sonderbarer Tag. Eigentlich hatte ich mit Nirenstein bei Georg ein Rendezvous (um ½  3) wegen Preisbestimmung etc. für die nächste „Schau“. Am Vormittag teleph[onierte] er mir, Gerda sei krank, müsse ins Spital, er wisse nicht was ihr fehlt. Das Rendez-vous fand aber dann doch statt. Ich kam vor Nirenst[ein], Georg war todmüde, ich sagte ihm, er solle sich doch bisserl ausruhen. Er lag auf dem Sofa und schwieg. Dann sagte er plötzlich : „und das gerade jetzt, wenn ich im besten Arbeiten bin. Ich habe eine Büste von ihr angefangen  – wer weiß, für wie lang ich sie unterbrechen muß !“ Ich antwortete nicht. Dann sprachen wir über andre Sachen. Dann fing er wieder an. „Das wird doch sicher eine Unterbrechung
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
458
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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