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Tagebuch 1925
Udine, von 1915–1917 Hauptquartier der italienischen Heeresleitung, war ab Oktober 1917
bis zum Ende des Krieges von deutschen und österreichischen Truppen besetzt. Zu den
besetzten Gebieten gehörten die Provinzen Udine, Belluno, Venezia und Treviso.
44 Udine – Burgberg mit dem Castello (begonnen 1517).
In seinem Bericht zum „Österreichischen Kunstschutz in Italien“ erwähnt HT explizit den
„mit dem Privatbesitz der Stadt genau vertraute[n]“ Maler Covalini in Udine, der bei der
Sammlung der in verlassenen Häusern vorgefundenen Gegenstände „hilfreich an die Hand
ging“. „Kontrolle und Schutz“ des beweglichen Kunstbesitzes seien unumgänglich notwen-
dig gewesen (Tietze 1919b, 55).
45 „Biblioteca Arcivescovile di Udine“ – Erzbischöfliche Bibliothek, Udine.
„Neapolitaner umgesiedelt“ – es handelte sich um die durch die italienischen Faschisten
im Geiste der „Italianità“ und zur Förderung der Autarkie in der Lebensmittelversorgung
betriebene Ansiedelung von italienischsprachigen Landarbeitern aus stark bevölkerten Re-
gionen in jene Randgebiete mit großer nicht italienischsprachiger Bevölkerung.
46 Zu Professor Petronio in Udine, der offensichtlich Militärpersonal in seinem Haus beher-
bergte, konnte nichts ausfindig gemacht werden.
Durch Cividale fließt der Fluss Natiso. So hatte HTs Sicht auf Cividale nur wenige Jahre
zuvor ausgesehen : „In der Stadt Cividale sind die Hauptschäden die Sprengung der Teufels-
brücke und von S. Francesco durch die Italiener und die im Museum angerichtete Unord-
nung. Die wichtigsten Kunstwerke wurden von den Italienern geborgen.“ (Tietze 1918c.)
47 Der im Auftrag des ersten Patriarchen von Aquileia, Callisto (um 730 n.
Chr.), entstandene
Taufbrunnen (Kallixtus-Brunnen) befindet sich heute im Dommuseum von Cividale („Mu-
seo Christiano“, gegr. 1946).
48 „Was den Italienern Monumento nazionale war, ist auch von den österreichischen Behör-
den mit größter Gewissenhaftigkeit geschützt worden ; den Tempietto in Cividale, die Abtei-
kirche von Sesto, das Baptisterium von Concordia, die Dome von Udine, Belluno und Portogruaro,
die freskengeschmückten Kirchen in S. Vito, S. Daniele, Casarsa und Vittorio sind auch von den
Angehörigen unserer Armee nur mit der gebührenden Andacht – auch vor der künstleri-
schen Leistung
– betreten worden.“ (Tietze 1919b, 61 [Hervorhebung im Original].)
Der langobardische Tempietto (Oratorium Santa Maria in Valle) in Cividale : „Im Mai
1918 wurde er [Kaschnitz] von der italienischen Front abkommandiert und der Kunst-
schutztruppe in Venetien zugeteilt. Er hatte dort während der Bergungsarbeiten Gelegen-
heit, sich intensiv mit den frühmittelalterlichen Stuckdekorationen von Sta. Maria della
Valle in Cividale zu beschäftigen. Eine fast fertig gestellte Monographie dieses Bauwerks
ist dann beim Rückzug der österreichischen Truppen leider verloren gegangen.“ (Kaschnitz
1965, 230.) Kaschnitz war bereits seit 1923 Assistent von Amelung gewesen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde er dessen Nachfolger als Leiter des Instituts (Bieber 1967, 361).
49 Cima da Conegliano, Thronende Madonna mit Kind in Gesellschaft von Engeln und Hei-
ligen („La Pala di Conegliano“), um 1492, Dom von Conegliano.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien