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Tagebuch 1926
die Bilder näheres zu erfahren, kamen wir ins archäolog[ische] Museum wo ich mit
der ersten phöniz[ischen] Skulptur Bekanntschaft machte – eine Riesenmarmorfigur
in Art einer egyptischen Basaltstatue mit graphischen Armen u. Händen auf einem
vollkommen als glatte Masse gerundeten Leib
– und darauf ein grauer Jupiterschädel.
Das Eklektischste das man sich denken kann. In der Akademie teilte der Direktor
mit, daß die betreffenden Bilder schon vom spanischen Meyer veröffentlicht wären –
er wußte aber nicht, welchem Meister der sie zuschrieb
…
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Sie haben ein ganzes Zimmer Zurbaráns zumeist in kleinerem Format, manche
besonders vornehm u. innig trotz aller Sachlichkeit (Das Fremdenbuch wies den Na-
men Mia Doelter aus Wien auf – das ist eine Hofratsgattin u. Malerin, sie hat ein-
mal vor einem Dutzend Jahren ihre Sachen uns vorgelegt. An der ersten „Bekannten“
auf dieser Reise glücklich vorbeigekommen …) Meine Schuhschnalle riß mitten im
Zurbaransaal ab – ich ließ sie beim nächsten Zapatero annähen, fragte nach meiner
Schuld
– aber er sagte : Nada. Das ist doch ein chevalereskes Volk
…
Wir gingen um die Stadt – entlang an den Anglern an den Schiffen vorbei in
einen Garten u. ruhten aus, denn wir hatten noch eine Anstrengung vor uns. Den
Turm hinauf ! Mitten in der Stadt, Holztreppen an sitzenden Frauen vorbei, an einer
Abb. 82 : Cádiz – „Hohe Häuser und alle weiß oder crème lackiert.“
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien