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Tagebuch 1926
16 Man kann davon ausgehen, dass ETC in Kenntnis der gängigen (romantischen) Literatur
über „Zigeuner“ nach Spanien reiste. Nachweislich kannte und mochte sie Achim von
Arnims (1781–1831) Novelle „Isabella von Ägypten“ aus dem Jahr 1812, deren illustrierte
Neuauflage sie 1919 rezensiert hatte. Während bei Arnim Juden die eigentliche Ursache
für die „Verkommenheit“ der Zigeuner sind („Die Zigeuner waren damals in der Verfol-
gung, welche die vertriebenen Juden ihnen zuzogen, die sich für Zigeuner ausgaben, um
geduldet zu werden, schon sündlich verwildert“), ist Isabella, das Zigeunerkind, „königli-
cher noch“ als ihr prinzlicher Geliebter Karl V. (Arnim 1959 ; Tietze-Conrat 1919a, 220 ;
Arnim 1918).
„‚Neukatalonischer‘ Stil“ – Modernisme Català, katal. Modernismo Catalán, span. Künstleri-
sche Ausformung der „Renaixença catalana“, der „nationalen Wiedergeburt“ Kataloniens.
Im Gefolge des wirtschaftlichen Aufschwungs zählte – neben Sprache und Kultur – der
„Modernismo“, auch katalanischer „Jugendstil“, zu den zentralen Pfeilern der „Renaixença
catalana“.
Fest des hl. Georg (3. Jh., Patron von Katalonien) am 23. April („Día de Sant Jordi“).
Das berühmte „Gran Hotel La Florida“ an der Autostraße La Rabassada war gerade 1925
fertiggestellt worden.
17 Tietzes verwendeten eine Ausgabe des Baedeker, dessen kunsthistorischer Teil von Carl
Justi (1832–1912) verfasst worden war. Im Jahr 1882 hatte sich der Kunsthistoriker in
einem Brief an seine Schwester über seine Mitwirkung an dem für das nächste Jahr ge-
planten Baedeker kritisch geäußert : „Ich habe gar keine Lust dazu ; da ich für eine solche
Skizze den Schmand von meinen Entwürfen abschöpfen müßte, und außerdem noch nicht
für alle Theile abgeschlossen habe, so daß ich vieles sagen würde, was mir bald darauf auf
der Seele brennen würde.“ Der kunsthistorische Teil der Österreich-Ausgabe des Baedeker
von 1926 wiederum stammte von HT. Dass auch er, als herausragender Wienspezialist,
über reichlich „Schmand“ zum Abschöpfen verfügte, steht außer Zweifel (Justi 1923, 217 ;
Tietze 1926a).
„Die Befestigung ist jetzt im Verfall, aber die Stadt gilt noch als ‚Plaza de Armas‘ (zeichnen
verboten !)“ (Baedeker 1912, 255.)
Zeichnende oder malende Kunsthistoriker waren keine Seltenheit. Franz Wickhoff (1853–
1909) wie auch Paul Clemen zählten zu ihnen. Von ETCs „Skizzenbüchern“ hat sich be-
dauerlicherweise keines erhalten. Die einzige ETC zuordenbare Zeichnung eines Frauen-
kopfes in der Manier Georg Ehrlichs findet sich im TB 1926, 7.7., als Abbildung.
Santa María – Kathedrale von Tarragona (begonnen 1118), errichtet an der Stelle eines
römischen Tempels und einer maurischen Moschee.
18 Kapelle der Santa Tecla (1760–1775) mit Reliquien der Schutzheiligen von Tarragona.
19 Das Zisterzienserstift „Monestir de Santa María de Poblet“ (gegr. 1151) ist eine der bedeu-
tendsten Klosteranlagen Spaniens und Grabstätte der Könige von Aragon und Grafen von
Barcelona. Zum Stift Klosterneuburg siehe TB 1924, 17.5.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Band I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Titel
- Erica Tietze-Conrat
- Untertitel
- Tagebücher
- Band
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Herausgeber
- Alexandra Caruso
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 458
- Kategorie
- Biographien