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jener hat eine Mittelhöhe von 600, dieser von 300 Meter. Das Karstland ist ans Kalk-
gesteinen zusammengesetzt und stellt sich in der Form einer sehr unebenen Hochfläche dar,
die von einer Zahl meist von Nordwest in Südost streichender bankartiger, zerrissener und
schrattiger Bergketten und Plateaux bedeckt, von unzähligen Vertiesnngen, von Thälern
ohne Ausgang, von allerlei großen und kleinen, langen und rnnden, tiefen und seichten
Löchern (Dolmen) durchfurcht und selbst in ihrem Innern von Hunderten von Höhlen
und unterirdischen Flußläufen zerwühlt ist.* Die Oberfläche ist nur selten bewaldet: sie
ist meist niit weißem Gestein bedeckt lind gleicht in ihrer traurigen, unwirthlichen Kahlheit
einem großen Leichenfelde der Natur. Besiedlung durch Menschen und Bodencultur findet
nur in den Dolmen statt. Der culminirende Gipfel des krainerischen Karstes ist der
Schneeberg, 1.796, und des istrischen der Monte maggiore bei Fiume, 1.396 Meter. Ein
östlicher Ausläufer des Karstes zwischen der Gnrk und der Knlpa ist das Uskoken-
gebirge mit einem 1.175 Meter hohen Berge.
Die tzhäler und Wergterrassen. Die Thäler sind die Hohlräume zwischen den
Berg- und Hügelketten; ihre Tiefen sind der Höhe und ihre Richtung ist dem Streichen
der letzteren gleich. Die Thäler spielen in der Ökonomie der Natur, wie auch in ihren
Beziehungen zu den Menschen eine sehr wichtige Rolle. Sie sind die Abflußkanäle für die
Entwässerung des Gebirges, wobei sie die Wasserschätze des letzteren den umliegenden
Ebenen zuführen. Sie bilden ferner die Zugänge in das Innere des Gebirges und
bestimmen durch ihr ineinander greifendes Netz die Richtung aller Arten von Communi-
cationen, wodurch sie dem Verkehre der Menschen von einer Seite des Gebirges znr
anderen die wichtigsten Dienste leisten. Die Thäler, besonders jene im höhereu Gebirge,
bieten endlich auf ihren Böden nnd auf den unteren Theilen ihrer Berghänge die Plätze
für menschliche Ansiedlnngen und für den Anbau von Nahrnngspflanzen dar und sind es
demnach hauptsächlich, die das Gebirge bewohnbar machen.
Die Thäler werden in Längen- nnd in Quer thäler eingetheilt. Die Längen-
thäler laufen mit den Hanptkämmen des Gebirges parallel, sind deßhalb oft von
ansehnlicher Länge, zuweilen auch ziemlich breit und haben in der Regel ein geringes und
gleichförmiges Gefälle. Alle großen nnd wichtigen Thäler in den Alpen sind Längen-
thäler, und als die bedeutendste» derselben im Gebiete der österreichische» Alpen nennen
wir: das Inn-, Salza-, Enns-, Mnr-, Dran-, Gail-, Save-, Etsch- und Sarcathal. Die
Querthäler hingegen stehen auf die Hauptkämmc senkrecht, sind ans diesen meist auf
dem Wege der Erosion herausgeschnitten, daher im Ganzen kürzer und von stärkerem
* Die berühmtesten dieser Höhlen sind: die Adelsberger- und die Magdalenen Grotte, die Höhle von Lueg, die Friedrich-
steiner- und die Bruderhöhle bei Gottschee, die Höhlen bei Nabresina nnd die der Rjeka bei St. Canzian; die Grotte von
Planina, die Mrzla jüma bei Reifnitz nnd andere mehr.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch