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thälern durchschnitten, dabei von Feld und Wald, von Dörfern und einzelnen Gehöften
bedeckt — die bevorzugten Orte für Sommerfrischen. Sie stellen offenbar alte Thalböden
vor, in welchen die Gewässer nach und nach die jetzigen Thäler ausgenagt haben. Solche
Terrassen kommen bekanntlich am Indus in großartiger Entwicklung vor. In den
österreichischen Alpen zeigen die Umgebungen von Telfs, Innsbruck und Hall, das
Eisackthal, das kleine Paradies von Eppan bei Bozen, das Rienzthal zwischen Lorenzen
und Mühlbach, das Fleimserthal, die Thäler der Drau und Save n. s. w. Bergterrassen
der beschriebenen Art in vielen schönen Beispielen.
Da die Thäler sich nach aufwärts ebenso verzweigen wie die Flüsse, von denen sie
einst gebildet wurden und noch jetzt durchströmt werden, so können wir die letzteren mit
gutem Recht auch zur Eiutheilung der ersteren benützen. Wir unterscheiden sonach in den
österreichischen Alpen folgende Thalsysteme:
а) das Thalsystem des Rheins ;
d) die Thalsysteme der Donau, und zwar: der J l ler , des Lech, der Isar , des
Inn , der Traun, der Euns, der kleinen Thäler zwischen Enns und Dran, der
Dran und der Save;
c) die Thalsysteme der aus den Alpen kommenden adriatischeu Küstenflüsse;
б) das Thalsystem der Etsch und
e) das Thalsystem des Po, so weit es hieher gehört.
Um mm von der Natur Verbundenes nicht zu trennen und um nicht dieselben Dinge
zweimal zu berühren, werden wir die Topographie dieser Thalsysteme mit der Topographie
der entsprechenden Flußläufe vereinigen.
Die Schneefelder und Gletscher. Da die Temperatur der Luft mit wachsender
Höhe stetig abnimmt, so wird es im Hochgebirge eine Höhengrenze geben, an welcher der
in den kalten Monaten gefallene Schnee von der Sonnen- und Luftwärme des darauf
folgenden Sommers nicht mehr gänzlich weggeschmolzen werden kann und wo demnach ein
Theil desselben jahraus jahrein liegen bleiben muß. Diese Höheugreuze nennt man die
Schneelinie oder die Grenze des ewigeu Schnees. Die Höhe der Schneelinie wird,
genauer betrachtet, abhängig sein von der Menge des gefallenen Schnees, von dem
Neigungswinkel des Gebirges, von der Exposition der Schneeflächen gegen die Sonne und
die herrschenden Winde, von der Wärme des Sommers und von den Feuchtigkeitszuständen
der Atmosphäre. Aus diesen Ursachen wird in einer und derselben Gegend die Höhe der
Schneegrenze so großen Schwankungen unterliegen, daß sie nie an Ort und Stelle, sondern
nur aus der Ferne, von wo angesehen sie sich als eine leidlich gerade Linie projicirt,
gemessen werden kann. Sie ist für die West- und Mittelalpen im Mittel mit 2.730, für die
Otzthaler Alpen mit 2.780 und für die Hohen Tauern mit 2.845 Meter ausgemittelt worden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch