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Z. Aarpatlx'nsandstem.
Noch haben wir des die weitesten Flächenräume bedeckenden und am meisten
verbreiteten Gesteinselemeutes in den Karpathen zu gedenken; es ist dasselbe Gebilde,
welches wir bereits in den Nordalpen als Wiener Sandstein, in den Südalpen als
Macigno und in den bosnischen Gebirgen als Flysch kennen gelernt haben, hier aber den
Namen Karpathensandstein führt.
Wir haben den Wiener Sandstein der Nordalpen verfolgt bis auf das liuke
Donau-Ufer zum Bisamberge und den Rohrtpald. Hier wird die Zone dnrch die Niederungen
der breiten Marchebene auf eine kurze Strecke unterbrochen, um aber sofort in den kleinen
Karpathen, angelehnt an den Nordwestrand der von Sedimentgesteinen begleiteten
archaischen Massen der oberungarischen Karpathen, wieder aufzutreten. In zunehmender
Ausdehnung setzt sie nach Nordost fort, erreicht am Scheitelpunkt des großen karpathischen
Bogens, etwa auf dem Meridian von Eperies, das Maximum ihrer Breite, die hier bei
140 bis 150 Kilometer beträgt, wendet sich dann nach Südost und weiter am Ostrande von
Siebenbürgen uach Süden, endlich südlich von Kronstadt ab in der Walachei wieder nach
Südwesten und Westen. Ungestört von dem mannigfachen Wechsel der Gesteine an der
Innenseite des karpathischen Bogens bildet sie demnach fortlaufend dessen Außenseite, die
nach innen bald an archaische, bald an ältere Sedimentgesteine, bald an die trachytischen
Massen sich anlehnt und diese Gebilde alle wie ein Ring umgibt. Einzelne Ausläufer lassen
sich aber auch nach innen zu verfolge?. So insbesondere aus der Gegend vom Südostende
des Vihorlat-Gutiu-Zuges uach dem Bihargebirge zu, an dessen Ost- und Südseite die
Karpathensandsteine ebenfalls in ansehnlicher Verbreitung auftreten.
Die Physiognomie der Gebirge, welche der Karpathensandstein bildet, ist in«
Wesentlichen dieselbe, welche wir an der Sandsteinzone der Nordalpen kennen gelernt
haben: langgedehnte Züge sanft gewellter und gerundeter, meist waldbedeckter Berge mit,
wenn auch oft ziemlich steilen, doch selten eigentlich schroffen Gehängen und nur ausnahms-
weise uackteu Felsen. Je breiter die Zone wird, um so deutlicher erkennt man bei näherer
Untersuchung der überall wohl geschichteten Gesteinsmassen den durch eine von innen
nach außen gerichtete Pressung hervorgebrachten Faltenbau, und um so öfter zeigt sich
der Wechsel der dem Streichen des Gebirges selbst parallel verlaufenden Schichtensättel
und Kämme mit den dazwischen liegenden Mulden; in oftmaliger Wiederholung verqnert
man bei einer Wanderung von innen nach anßen, also senkrecht auf das Hanptstreichen,
ältere und wieder jüngere Schichtgruppen.
Die Gesteine selbst aber sind wieder in ermüdender Eintönigkeit Sandsteine, mitunter
in gröbere Conglomerate übergehend, dann Schieferthone nnd Mergelschiefer, die sich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch