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früher glaubte, seine Wärme und Trockenheit aus der Sahara entlehnt, geht schon daraus
hervor, daß es meist auf der Südseite der Alpen heftig regnet und kühl ist, wenn auf der
Nordseite der trockene heiße Föhn herrscht, und daß es auf der Südseite der Alpen einen
trockenen warmen Nordföhn gibt. Die Eigenschaften des Föhnwindes entstehen erst im
Gebirge selbst und sind die einer rasch aus der Höhe herabkommenden Lnstmasse. Auf den
Niederungen fehlen die mechanischen Bedingungen, unter denen ein solches rasches Herab-
sinken allein zustande kommen kann.
Das Klima der großen Ebenen.
Das Klima der großen Ebenen, welches bei uns in Niederungarn zur Geltung
kommt, uuterscheidet sich in mehrfacher Beziehung von dem der Bergländer. Vor allem
Andern fehlt die große Mannigfaltigkeit der localen Klimagebiete, die wir in Bergländern
ans kurze Entfernungen zusammengedrängt vorfinden. Während dort in demselben Thale
die Exposition der Bergwände nach Nord oder Süd, Ost oder West große Verschiedenheit
der Erwärmung bewirkt, fällt die Sonnenstrahlung auf die ganze weite Fläche der
Niederung überall unter demselben Winkel auf und erwärmt dieselbe daher auch gleich-
mäßig. Aber auch die Winde, die auf der Ebene kein Hinderniß finden, bewirken eine
Ausgleichung der Temperaturverhältnisse. Große Gleichförmigkeit der Wärmevertheilnng
ist demnach ein Charakterzug der großen Ebenen, namentlich im Vergleich zu jener in
den Bergländern. Wir sehen dies auch im Alsöld. Wie wenig unterscheiden sich die Jänner-
temperatureu der ziemlich an der äußersten Peripherie gelegenen Orte: Budapest —1°4,
Debrecziu —1°9, Paucsova —0°9 uud des etwa in der Mitte liegenden Szegedin mit
—1°1. Der Breitenunterschied von Debreezin und Budapest, beide unter 47°31, gegen
Pancsova (44°52) beträgt aber 2°5, das ist der Breitenunterschied zwischen München
nnd Trieft und etwas mehr als jener von Salzburg uud Mailand. Ebenso geringfügig
sind die Unterschiede der Julitemperaturen: Budapest 22°2, Debrecziu 22°3, Szegediu
22°8, Pancsova 22°9 und deßgleichen der mittleren Jahreswärme 10°9, 10°7,11°3 und
11° 7 in gleicher Ordnung. In Bergländern finden wir zwischen benachbarten Thälern in
gleicher Seehöhe oft größere Wärme-Unterschiede. Die Temperaturverhältnisse der großen
Ebenen neigen im continentalen Klima gern zu extremen Unterschieden zwischen Winter
nnd Sommer. Die ungarische Niederung.hat sich aber darüber nicht zu beklagen, Dank
deni Schutze des Bergkranzes, der dieselbe im Westen, Norden und Osten umsäugt und
die kalteu Winde aus diesen Himmelsstrichen im Winter abhält. Auch die Sommer-
temperatnren sind verglichen mit denen von Südtirol nnd der Po-Ebene in gleicher Breite
nicht hoch. Die jährlicheTemperatnränderuug (Unterschied der Jänner- und Julitemperatur)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch