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Karstes nach dem Küstensaume Dalmatiens hinzieht, liegt theilweise innerhalb der Grenzen
Österreich-Ungarns. Die Grenze, durch welche die mediterrane Flora von den nördlich
und östlich sich anschließenden Floren geschieden wird, trifft am nördlichen Ende des Jdro-
sees zwischen Darzo und Lodron den österreichischen Boden. Von hier zieht sie sich entlang
dem linken Ufer der Chiese wieder zurück auf lombardisches Gebiet und umrandet den
südlichen Fuß jener Berggruppe, welche sich zwischen Jdro- und Gardasee aufböscht,
schneidet am westlichen Rande des Gardasees wieder die österreichische Grenze und bildet
im Sareathale eine nordwärts bis Vezzano und Toblino reichende schlingenförmige Aus-
buchtung, nmrandet dann die westlichen, südlichen und östlichen Gehänge des Monte Baldo
und greift mit einer wiederholten nördlich gerichteten Ausbuchtung in das Etfchthal bis
Ala vor. Östlich der Etfch zieht dann die Grenzlinie, nördlich von Bassano vorbei, über
die Hügel, welche den Nordrand der venetianischen Ebene umkränzen, in die Gegend von
Görz, nach Duino und Trieft, von da in südöstlicher Richtung hart am Meeresstrande an
die südlichen Ausläufer und östlichen Gehänge des Monte maggiore in Jstrien und dann
über die untersten Stufen des kroatischen Karstes nach Dalmatien, dessen ganzes Küsten-
gebiet der mediterranen Flora angehört.
Die Zeit des Winterschlafes der Pflanzenwelt erstreckt sich in dem hier umgrenzten
Abschnitte des mediterranen Florengebietes auf zwei bis drei Monate. In diesem Zeiträume
sinkt die Temperatur in den nördlichen Strichen ziemlich häufig, in den südlichen nur
ausnahmsweise unter den Gefrierpunkt herab. Doch sind solche Frostperioden nur von
kurzer Dauer. Schnee bleibt selbst an der Nordgrenze nie länger als ein paar Tage liegen
und kommt in den südlichsten Theilen dieses Gebietes nur ausnahmsweise im Verlaufe von
Deeennien vor. Vereinzelte Pflanzen trifft man in günstigen Lagen regelmäßig schon
Ende Jänner in Blüte. Ihr Blühen kann aber noch nicht als bezeichnend für das Erwachen
der Flora gelten. Wenn man hiefür das Aufsteigen des Frühlingssaftes in den Bänmen
uud Sträuchern als maßgebend annimmt, so ergibt sich als Anfang der Vegetationszeit
in den südlichen Bezirken die letzte Woche des Febrnar, in den nördlichen Bezirken die
erste Woche des März. Das Entknospen und Aufblühen nimmt von da an einen ungestörten
Verlauf und die Entwicklung der Pflanzenwelt hält gleichen Schritt nicht nur mit der
allniäligen Erhöhung der Tagestemperatur, sondern auch mit der Feuchtigkeit, welche
letztere hier im Gebiete der Herbst- und Frühliugsregeu bis in den Mai in stetiger
Zunahme begriffen ist. Anfang Juni hat die vegetative Thätigkeit ihren Höhenpunkt
erreicht, die ungemein zahlreichen, für die mediterrane Flora so bezeichnenden kleinen
einjährigen Gräser nnd Schmetterlingsblütler stehen jetzt in voller Blüte. Von nun an
sinkt aber die Zahl der aufblühenden Arten rasch herab; im Juli öffnen die Myrten,
einige Lippenblütler und immortellenartige Compositen ihre Blumen; ihr Verblühen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch