Seite - 211 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 211 -
Text der Seite - 211 -
211
beigemengt, und es ist bemerkenswerth, daß fast jeder Gau des politischen Florengebietes
eine nur ihm eigenthümliche Kammgrasmatte besitzt. Aus der großen Zahl der kleinen
Kräuter und Stauden, welche mau in die starre Grasnarbe dieser Matten eingeschaltet
findet, sind die gelbblühenden Arten der Gattung vraba, die schmalblättrigen Waldmeister-
arten und die Gattungen paron^eliia und Lär^antkus besonders hervorzuheben.
Neben diese» Pflanzengenossenschaften finden sich in den oben umgrenzten Gebieten
auch noch zahlreiche andere, welche aber der politischen Flora nicht ausschließlich eigen-
thümlich sind, sondern zugleich auch noch den benachbarten Floren angehören. Als solche
haben zu gelten die Hochwälder aus sommergrüueu kahlblättrigen Eichen, aus Escheu und
Rüstern, Silberweiden nnd Silberpappeln, Erlen nnd Schwarzpappeln, die Niederwälder
aus Buschweiden, mehrere gesellige Verbittdungen aus weit verbreitetem Rohr, Schilf,
Binsen, Simsen, Seggen und Gräsern, die insbesondere in den Niederungen dem Strom-
laufe der Flüsse iu breiten Bändern folgen, weiterhin auch einige Formationen des Berg-
landes, wie namentlich die Buchenwälder und jene blumigen Matten, für deren Grasnarbe
die Bergsegge besonders charakteristisch ist. Alle diese Vegetationsbilder kehren anch in der
baltischen, zum Theile auch in der mediterranen Flora wieder, und zwar mit genau dem-
selben landschaftlichen Ausdrucke und — insoweit die besonders augenfälligen Arten ins
Spiel kommen — auch mit derselben Zusammensetzung. Die untergeordneten Gemengtheile,
sozusagen der Einschlag in dem Grundgewebe des Pflanzenteppichs unterliegt in solchen
über mehrere Florengebiete verbreiteten Pflanzenformationen allerdings nicht selten einem
gewissen Wechsel, der sich vorzüglich dadurch kundgibt, daß bestimmte Gattungen in der
einen Flora durch diese, in der anderen Flora durch jeue Arten vertreten sind. So findet
man zum Beispiel im Grunde des Buchenwaldes über dem braunen, dürren, abgefallenen
Laube zwar allerwärts eine lockere Schichte aus sommergrüueu Stauden, znmal aus
Zahnwnrz, Lungenkraut, Beinwell, Waldmeister und dergleichen, aber die Arten dieser
genannten Gattungen sind verschieden je nach den Gegenden, und fast in jedem Gau
beherbergt der Buchenwald zum Beispiel eine andere Zahnwurzart. Für deu Laien sind
diese Unterschiede allerdings wenig auffallend, und der allgemeine Eindruck des Buchen-
waldes ist im Böhmerwalde nicht anders als im Bakonyerwalde und auf den Bergrücken
der Bukowina nicht anders als auf den Abhängen des Monte Baldo in Südtirol.
Entsprechend der räumlichen Vertheiluug besonders auffallender und bestandbildender
Arten, sowie mit Rücksicht auf das Vorherrschen einzelner Genossenschaften wird das
politische Florengebiet in die nachfolgenden vier Gaue eingetheilt: 1. Jllyrifcher Gau.
Derselbe begreift das niedere Bergland Dalmatiens und Kroatiens, erstreckt sich über den
nördlichen Theil von Jftrien nach Kram nnd über den Karst bis in die Gegend von Görz
nnd stimmt in Betreff seiner Pflanzenwelt mit jenem Landstriche überein, welcher sich vom
14*
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch