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benachbarten Genossenschaften. Auch offene Wasserflächen, Tümpel, Lachen nnd Teiche
sind nicht selten eingeschaltet, und an jenen Stellen der Teichufer, welche bei niederem
Wasserstande im Sommer trockengelegt werden, siedelt sich eine Unzahl sehr kleiner
kurzlebiger Gewächse an, aus deren Reihe als besonders häufig wiederkehrende Formen
der Teichstrandling, das quirlblättrige Knorpelkraut, die Lindernia, das Schlammkraut
und noch ein Heer von niederen Simsen, Binsen und Seggen hervorzuheben sind.
Neben den hier aufgezählten, ausschließlich der baltischen Flora angehörenden
Pflanzengenossenschaften finden sich in dem behandelten Gebiete noch mehrere andere vor,
welche, über weite Strecken ausgebreitet, für das Landschaftsbild allerdings nicht ohne
Bedeutung sind und auch in pflanzengeographischer Beziehung insofern von Interesse sein
können, als die Eintheilung des Florengebietes in Regionen auf ihr Vorhandensein oder
Fehlen gestützt wird, die aber auch in dem angrenzenden pontischen, ja selbst im mediterranen
Florengebiete vorkommen und daher zur Charakteristik eines einzelnen dieser Florengebiete
nur in zweiter Linie beitragen. Dahin gehören zunächst die Eichenwälder und Eichenmisch-
wälder, in welchen neben den vorherrschenden sommergrünen Eichen, zumal der Stieleiche
und Steineiche, die Hainbuche, der Spitzahorn und Feldahorn, wilde Birnen-, Äpfel- und
Kirschenbäume und zahlreiche Sträucher mit fleischigen Früchten im bunten Gemenge auf-
treten; dann die Rothbuchen- und Weißtannenwälder, welche bald als reine Bestände, bald
in der Art combinirt vorkommen, daß die Wipfel der Tannen jene der Buchen überragen
und über den sommergrünen Buchenkronen ein immergrünes Dach ausbreiten; weiterhin
die den Flußläufen folgenden Auwälder aus Schwarzerlen, Grauerlen und Schwarzpappeln,
Silberpappeln, Ulmen und hochstämmigen Weiden, die ausgedehnten Bestände aus Rohr
und Schilf, die Bergmatten mit der tonangebenden Bergsegge und endlich noch zahlreiche
Riedgras- und Standenflnren, welche insbesondere in den Niederungen am Nordsaume der
Alpen, angrenzend an Auwälder und kleine Föhrenbestände, sehr entwickelt sind und durch
das beigegebene Bild zur Anschauung gebracht werden.
Nach der Vertheilnng und Verbreitung aller dieser Pflanzengenossenschaften gliedert
sich das Gebiet der baltischen Flora innerhalb der Grenzen Österreich-Ungarns in sechs
Gaue, von welchen die zwei nördlichen in ihrem Vegetationscharakter am meisten mit den
unmittelbar an die Ostsee sich anschließenden Landschaften übereinstimmen, während die
zwei südlichen, so wie sie räumlich von der Ostsee am meisten abgelegen sind, auch in
Betreff ihrer Flora die weitgehendsten Abweichungen von den anderen Gauen der baltischen
Flora zeigen.
Am weitesten nach Südosten vorgeschoben ist der daeische Gau, welcher die östlichen
und südlichen Gebirge Siebenbürgens, sowie die Inseln der Hargita, der Ruska und Biharia
umfaßt. Die Weißföhrenwälder sind hier ganz in den Hintergrund getreten, auch die
Übersichtsband. 15
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch