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Die Fauna unserer Monarchie gehört großenteils der ersten Unterregion: „Central-
nnd Nordeuropa", der sogenannten paläarktischen Thierregion, beziehungsweise dem
als „mitteleuropäisches Reich" (Reich der Jnsecteusresser, Laufkäfer uud Kurzflügler)
bezeichneten Gebiete an, das im Norden etwa „von der Äquatorialgrenze des Renthieres",
im Westen durch die Gestade des atlantischen Oceans, im Süden durch die Pyrenäen,
Sevennen, die Alpen, den Balkan und Kaukasus, nach Osten hin beiläufig durch den Ural
begrenzt wird. Dank ihrer Küstenentwicklung, beziehungsweise ihrem Antheile an dem in
naturwissenschaftlicher Hinsicht so überaus bedeutsamen Karstgebiete, überschreitet jedoch
die Monarchie die Südgrenze dieser Faunenregion, — sie ragt hinüber in die zweite '
paläarktische Snbregion, in die „Mittelmeer- oder Mediterranprovinz". Die an der Bildung
der Südgrenze der ersten Unterregion participirendenGebiete der österreichisch-ungarischen
Monarchie (Südtirol, Küstenland, Jstrien, Südkroatien, das vormalige Banat und das
südöstliche Hochland oder Siebenbürgen) sind indeß nicht einfache Übergangsterritorien,
in welchen nur eine Mischung nördlicher und südlicher Formen vor sich geht, — sie bilden
vielmehr den nördlichen Ländern des Reiches gegenüber, die sich, allerdings nicht ohne
locale Ausnahmen, mehr oder weniger aus Elementen der germanischen Fauna zusammen-
setzen, einen Complex von kleineren, zum Theile gut charakterisirteu Faunengebieten, bei
deren Entstehung vor Allem auch die „poutische" Fauna einen leicht nachweisbaren Einfluß
nahm. Was zunächst das „Karstgebiet" betrifft, so erstreckt sich dasselbe in unserer
Monarchie von Südkrain, Jstrien, dem westlichen Theile Kroatiens über ganz Dalmatien
und die unmittelbar angrenzenden Theile Bosniens und der Herzegowina. Dieses merk-
würdige, nach Osten hin zoologisch nicht scharf abgrenzbare Terrain bildet eine wichtige
Thierprovinz für sich, in welcher namentlich Dalmatien* durch seinen Reichthum an
charakteristischen und eigenthümlichen Arten, unter anderen an Fischen und Weichthieren,
excellirt. Der nördliche und nordöstliche Theil dieser Provinz läßt übrigens deutliche
Beziehungen zur südalpiuen Fauna, der südliche (Narentasümpse) hingegen solche zur
Tieflandsfauna von Ungarn erkennen.
Südtirol vermittelt, zufolge seiner Lage, zwischen der mitteleuropäischen und
mediterranen Thierwelt, hat demzufolge auch manche Formen mit dem Karste gemeinsam,
einige aber vor diesem voraus. Der Einfluß der lombardo-venetianischen Tiefebene macht
sich hier unverkennbar geltend, Po und Etsch einerseits, der Gardasee, ein mnthmaßlicher
Fjord eines einstigen lombardischen Meeres, anderseits werden für unsere Fauna in
mehrfacher Beziehung belangreich.
Nordtirol, Salzburg, Oberösterreich und die übrigen Alpenländer sind infolge vieler
gemeinsamer und sehr charakteristischer, relativ aber weniger eigenthümlicher Arten als
* Dalmatien wurde auch als eine eigene Thierprovinz angesehen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch