Seite - 253 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
Bild der Seite - 253 -
Text der Seite - 253 -
253
ein thiergeographisch ziemlich einheitlicher Complex zu betrachten; vielfach treten übrigens,
wie naheliegend, seine typischen Erscheinungen auch in den Hochgebirgen Transleithaniens
auf, die bei der Erörterung der alpinen Thierwelt der Monarchie zur Besprechung
kommen werden.
Die Bedeutung des leider noch zu wenig erforschten Okkupationsgebietes, speciell
Bosniens wurde bereits betont und auf seine eigenartige Mollusken- und Fischfauna
hingewiesen, die es zumTheil und dann nur soweit als dem Karste angehörig mit Dalmatien
gemein hat. Bosnien scheint aber auch, soweit verläßliche Daten vorliegen, für die höheren
Wirbelthiere ein vermittelndes Übergangsgebiet im früher erörterten Sinne zu bilden und
wird für uns noch dadurch wichtig, als es, ähnlich wie das nngarisch-galizische Hochland,
noch Arten birgt, die in den übrigen Kronländern mehr oder weniger historisch geworden
sind (Biber, Luchs, vielleicht auch noch den Steinbock).
Ungarn entfaltet in seinen südlichen Comitaten den größten Reichthum an Arten
und Individuen und verdankt denselben nicht zum mindesten seinem daselbst besonders
günstigen Klima und vor Allem den Verhältnissen des Stromlaufes der Donau, welche in
auffallender Weise die Verbreitung vieler wichtiger Formen beeinflussen und eine scharfe
Abgrenzung kleinerer Faunengebiete geradezu illusorisch machen. Östliche und südöstliche
Arten treffen sich hier mit solchen aus der mediterranen und mitteleuropäischen Provinz,
eine Thatsache, die sich zunächst in dem höchst eigenartigen Charakter der dortigen Vogel-
welt, zum Theile auch der herpetologischeu Vorkommnisse (griechische Schildkröte bei
Orsova) zu erkennen gibt. Besonders wichtig sind die urwaldreichen Jnuudatiousgebiete
des Drau-, Theiß- und Save-Eckes. (Siehe „Tieflandsfauna".) Viele Arten sind für Ungarn
sehr charakteristisch und gehören dieselben vorwiegend seiner Steppenthierwelt an (wie
Blindmaus, Streifenmaus, Johanniseidechse), die ihm nachweislich eigenthümlichen
Formen rekrutireu sich unter anderen aus den Classen der Bauchfüßer oder Gastropoden,
der Spinnen und der Jnsecten; von letzteren sind besonders die Schnabelkerfe und Käfer,
weniger die Hautflügler und Schmetterlinge belangreich.
Slavonien verhält sich in seinen der Flußniederung augehörigeu Territorien ähnlich
wie Südungarn im engeren Sinne und in der Thierwelt seines gebirgigen Theiles, welcher
den östlichsten Ausläufer des Alpenzuges repräseutirt, werden mehrfache Beziehungen zur
alpinen Fauna erkennbar, noch mehr trifft dieses für Nordkroatien zu, während hinwiederum
Südsteiermark bereits einige bezeichnende Formen des Südens und Südostens aufzuweisen
vermag (so den Bienenfresser und Zippammer). Siebenbürgen besitzt neben einer sehr
interessanten Avisauna (^quila Lonellii) eine höchst charakteristische Molluskenwelt,
in welcher die ausschließlich auf den Felsen seiner Jurakalkgebirge lebenden Schnecken:
„Balaeoclansilien" respeetive Atopien eine besondere Bedeutung gewinnen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch