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Vorzeit lebenden dk>ivus mo^ueeios gemahnt! — Wird die reiche und mannigfaltige
Äsung, der Wechsel in der Beschaffenheit des meilenweit ausgedehnten Terrains einestheils
zum Schlüssel, wie sich gerade hier so ausgezeichnetes Hochwild erhalten konnte, so darf
man nicht vergessen, welch furchtbaren Elementarereignissen dasselbe gerade in diesem
Jnnndationsgebiete ausgesetzt ist. Nebst der verheerenden Wirkung der Hochwässer, den
Gefahren während der „Eisperiode" macht sich als schlimmste Zeit das Vorfrühjahr mit
seinen oft grauenhaften Rohrbränden (Riedbränden) geltend. Namentlich „in Jahren mit
hohen Wasserständen wird das Rohr krumm nnd unnützbar, das Gras, welches üppig bis
zn mehr als Meterhöhe wächst, kann weder durch Viehweide noch durch Mähen benutzt
werden, und wenn das Wasser dann abfällt, so bleibt eine nach Hunderttausenden von
Metercentnern zählende wirre Rohr- und Grasmasse zurück, welche im Frühjahre znr
Zeit der trockenen Winde und bei etwas spät eintretendem Hochwasser zu den fürchterlichsten
Bränden das Material? liefert". In solchen Zeiten der Noth bricht das Hochwild oft
mitten durch das Flammenmeer, Wildschweine, Füchse und Dachse mit abgebrannter Decke
werden erlegt und Scenen herbeigeführt, wie sie nur ein Savannenbrand ähnlich im
Gefolge haben kann.
Sehr schön soll auch der Hochwildstand im nordöstlichen Gebiete der Karpathen,
ferner in den galizischen und bukowinischeu Forsten sein und sich namentlich durch
ausgezeichnete Geweihbildung bemerklich machen. — Mit einem ganz anderen Maßstabe
muß das in cisleithanischen Thiergärten uud Reviereu gehegte Gebirgs-Rothwild beurtheilt
werden, das uns in seiner Ursprünglichkeit kaum mehr bekannt, ungleich schwächer im
Wildpret, von kleinerer Statur ist und in seiner Geweihbildnng qualitativ und quantitativ
weit hinter dem Anwilde zurücksteht. — Ähnliche Unterschiede zeigen sich auch in dem bei
weitem häufigeren, sogar in Bosnien gut repräseutirteu Rehwilde; diesem scheinen überhaupt
etwas höhere Lagen im Allgemeinen besser zu couveuireu; so ist beispielsweise das Reh im
Drauriede ansehnlicher als jenes der Donauriede, besser wie ersteres das der Fruska Gora.
Mit Ausnahme von Tirol und einem Theile Kärntens ist der Rehwildstand in den
meisten Krouläuderu der Monarchie noch ein verhältnißmäßig recht ansehnlicher.
Die Vögel des Tieflandes.
Treten in der Hochgebirgswelt, wie zu erwarten, Sumpf- und Wasservögel völlig
iu den Hintergrund, so ist diesen eine der hervorragendsten Rollen im Thierleben des
Flachlandes, der Niederungen unseres Flußsystems beschieden. Ein bekannter deutscher
Oruithologe verglich vor Jahren die Vogelwelt des südlichen gesegneten Ungarns nach
numerische« Verhältnissen mit den vielbewunderten Vogelbergen des Nordens; der Vergleich
konnte nicht zu Ungunsten unserer Tieslandsornis ausfallen, denn hier wie dort erdrückt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch