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und in den ungarischen Karpathen horsten, sondern im dalmatinischen Gebirge sogar Stand-
vogel sein. Röthel- und Rothfußfalkeu berühren namentlich im Frühjahre in Scharen von
50 bis 200 Individuen, die Äcker uach Kerfen absuchend, die südlichen Ebenen: beide
brüten übrigens in Ungarn, letzterer häufig auch in Galizien, seltener in Böhmen. Die
übrigen Arten haben, für diese Übersicht wenigstens, kein besonderes Interesse.
Zwölf Arten der Nachtraubvögel sind für die Monarchie nachgewiesen worden;
unter diesen ist eine von besonderem Belange: die hochnordische schöne Schnee-Eule
(i^etea nivea), welche zwar für verschiedene Kronländer (Böhmen, Mähren, Nieder-
österreich, Ungarn, Galizien, Litorale), stets aber als besondere Rarität in nur wenigen
Belegstücken bekannt wurde. Die häufigere ebenfalls hochnordische Sperbereule oder
gesperberte Habichtseule (3urma nisviia), die sonst nur ab und zu im Winter bei uns
eintrifft, soll merkwürdigerweise in Schlesien Standvogel sein; Rauchfußkauz, Uralseule
und Sumpfohreule sind mehrfach als Brut-, in einzelnen Gebieten auch als Standvögel
bekannt geworden; von den übrigen Formen sei noch des überall, aber nur an relativ
wenigen Örtlichkeiten in größerer Jndividueuzahl auftretenden Uhus (Lubo maximus)
gedacht; er findet sich ebenso im hohen Gebirge wie in der Niederung, ja mitten im Sumpf-
walde, bezieht daselbst sogar frei stehende, weithin sichtbare alte Horste großer Tagraubvögel
oder nistet in hohlen, mächtigen Weiden und in steilen Uferlehmwänden. An solchen
Localitäten der unteren Donau hat sich das Verhältniß der übrigen Vogelwelt zu dem
sonst so verhaßten „Nachträuber" wesentlich geändert, er wird fast ignorirt.
Außerordentlich reich ist namentlich in den südöstlichen und südlichen Ebenen die
kleine Vogelwelt vertreten, doch finden wir sie spärlicher in zusammenhängenden großen
Hochwäldern als in niedrigen gemischten Feldgehölzen; auf den „Reiherbrutplätzen" und
in deren Nähe ist sie begreiflicherweise ganz unbedeutend, doch hört man auch hier im
höheren Rohre die unermüdliche Rohrdrossel quaken und trifft mit ihren Verwandten
auch den Rohrammer, die Bart- und Beutelmeise u. s. w. Die Lieblingsplätze für die
Mehrzahl der Singvögel sind im Frühjahre alte, trockenere Riedgehölze von nur geringer
Ausdehnung iu der Nähe eines fast stagnirenden Gewässers mit wechselndem Buschwerke,
verschiedenartigem Baum- und hohem Graswuchse, mit alten überrasten Windbrüchen und
dazwischen stehendem inselartigen Röhrichte, — abgeschlossene Urwäldchen en nümature
mit duftiger Flora, das Eldorado der lieblichen Sänger! Solche Singvogelcolonien — sie
sind nicht allzuhäufig — bilden ein Seitenstück zu den früher geschilderten „Reiherbrut-
plätzen". In allen Tonarten singt, flötet und pfeift es hier, Dutzende diverser Arten werden
in Kürze bemerkbar, ein Leben und Getriebe wie in einer kolossalen Voliere! Vor Allem
finden sich hier auch die selteneren Rohrsänger: Heuschrecken- und Flußrohrsänger, der
Nachtigall-Rohrsänger (!), vielleicht auch der in Syrmien brütende Tamariskenrohrsänger,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch