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Von den vier Schildkrötenarten unserer Monarchie begegnen wir fast in allen
stehenden Gewässern des Donau-, Drau-, Theiß- und Savegebietes, aber keineswegs auf
dieses beschränkt der europäischen Sumpfschildkröte oft in ziemlich bedeutender Menge und
in zwei ziemlich konstanten Abänderungen. In Böhmen ist sie nicht bekannt, doch dürften
in den sumpfigen Niederungen der March und Thaya einzelne Exemplare anzutreffen
sein : häufig ist sie wieder im südlichen Theile Cisleithauieus, namentlich bei Zara und an
den Nareutasümpfen. Die in Dalmatien, Hereegovina :c. gleichfalls häufige l'estucko
xraeea (griechische Schildkröte) betritt die Donauniedernngeu bei Orsova und Mehadia
am Fuße des Allion, woselbst sie zahlreich und in viel größeren Exemplaren mit etwas
abweichender Form des Rückenschildes beobachtet wird. Lin^s caspiea ist nur in
Dalmatien (für unser Gebiet) bekannt.
Die Fischfauna des Tieflandes.
Der Fischreichthum des Donaugebietes, namentlich zwischen dem Save-, Theiß-
uud Drau-Eck ist sprichwörtlich geworden, nicht zum miudesteu ist er bedingt dnrch die
zahlreichen Wasserbecken, Teiche und Landseen von oft sehr bedeutender Ausdehnung und
Tiefe, die, nach den Wasserstandsverhältnissen mit dem Hauptstrome mehr oder weniger
in offener Commnnication stehend, sich theils als „alte" Stromläufe, theils als Producte
der zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmungen in das Land hereinbrechenden Hochwässer
erweisen. Fällt das Wasser ab, so bleiben stets seichtere, mit Rohr, Riedgras und Schilf
bestandene Jnnndationslachen zurück, die vielen Fischen als Laich-, Brut- und Tummel-
stätte höchst willkommen erscheinen. Um von der Massenhastigkeit der Fische solcher
Riedseen eine richtige Vorstellung zu geben, sei erwähut, daß die Herrschaft Bellye
(Dran-Eck) Fälle registrirte, in denen aus dem berühmten Kopäeser Teiche auf einen
Zug über 800 Centner Fische gefangen wurden! Dieses Fischreichthums ungeachtet hat
das kolossale Donangebiet zwar manche charakteristische, jedoch nur sehr wenige ihm eigen-
thümliche Arten.
Von den weitverbreiteten Nutzfischen aus der Familie der L^princiiäsn kömmt an
Jndividnenzahl alle überragend zunächst der Donankarps mit mehrfachen (auch von
der Praxis wohl unterschiedenen) Varietäten in Betracht; ihm schließen sich die Karausche,
Schleihe und Brachse und deren Anverwandte an. Außer der gemeinen Flußbarbe ist
der den Karpathengewässern, besonders aber der Maros, Szamos, Karas ?c. zahlreich
zukommende öaibus ?sten)i (var.) oder Semling* und als vorwiegend östliche Form
die Abramis sapa faunistisch bemerkenswerth. Der sogenannte Strömer lelestes
Cassini (1-euciseus rnuticellus) kommt hier wie im Rheingebiete nur in den Nebenflüssen
* Der außerdem im Dobraflusse Kroatiens beobachtet wurde und sich als Varietät des öarkus meriäioaalis erweist.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Band 2
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Band
- 2
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.77 x 26.41 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch