Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 174 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 174 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III

Bild der Seite - 174 -

Bild der Seite - 174 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III

Text der Seite - 174 -

Tagebücher174 diesen gebiethen. eigentlich würden diese dinge, zur lebensaufgabe ge- macht, eine weit größere Befriedigung gewähren als die schwankende, von leidenschaft bewegte, unsichere speculation in Politik und geschichte. Aber non omnia possumus omnes, und ich bin und bleibe einmahl auf diese letztere angewiesen. Jenes Andere kann ich nur als angenehme lehrreiche, interessante und beruhigende erholung betrachten. [Wien] 2. may endlich, aber erst seit 1 bis 2 tagen, scheint es ernstlich frühling werden zu wollen, der gestrige tag war ziemlich warm und schön. die sonstige herrlichkeit des Praters aber hat sich wie Alles Andere encanaillirt, demo- kratisirt, der aristokratische alte Augarten aber ist ganz verschlossen. Wir sind jetzt wieder in einem der, bey uns so oft dagewesenen, stadien von unschlüssigkeit, möchten gerne dem kriege ausweichen und wissen nicht wie? der kaiser, dessen politische (und sonstige) intelligenz sich täg- lich in einem kläglicheren lichte zeigt, es gab eine Zeit, wo einige, freylich selbst damals nur Wenige, aus ihm ein genie machen wollten, spricht Allen von seinen friedenshoffnungen, wie er das schon seit 6 monathen thut, ohne daß Jemand daran glaubt, es ist nicht mißtrauen in seine Wahrhaftig- keit, sondern in seine einsicht. hess geht heute zur Armée nach galizien, diese soll durch krankheiten etc. sehr herabgekommen seyn, der kaiser soll in 14 tagen eine inspicirungsreise dahin antreten. das Alles wieder nur als demonstration, wie wir überhaupt seit einem Jahre immer nur de- monstrationen machen, dadurch aber de fil en aiguille immer weiter gezo- gen werden. die Ankunft l. napoléons ist einstweilen verschoben. ein Attentat, wel- ches am 28. auf ihn geschah, war für viele ein unangenehmes memento mori.1 es ist überhaupt ein eigenthümliches verhängniß, welches seit 1 1/2 Jahren über europa waltet. Jedermann ist hors de son assiette, hat sein gleichgewicht verloren und thut, was er nicht sollte oder wenigstens nicht thun will, das ist die folge der violenten rechtswidrigen unnatürlichen lage, in die sich die meisten regierungen seit 1849 gebracht haben. ein großer Weltkampf scheint hereinzubrechen, und die ihn am meisten fürch- ten und das größte interesse daran hätten, ihre fleischtöpfe zu conservi- ren, sind gerade die, die am meisten dazu beytragen, ihn herbeyzuführen. Auch Bruck scheint mir ins Wackeln zu kommen, die mittelmäßigkeit ist ansteckend und oft unüberwindlich. neulich sprach er mir für den fall das friedens, oder nach Beendigung des krieges, von der herstellung der 1 der französische kaiser blieb bei diesem Anschlag unverletzt.
zurück zum  Buch „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“