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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band III
Seite - 335 -
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33528. Oktober 1857 werdende einquartierungslast gereizt werden, und die niedrigen getreide- preise die grundsteuern beynahe unerschwinglich machen. ich habe noch nie, selbst in den Jahren 1846–7 nicht, eine so allgemeine und so laut ausge- sprochene unzufriedenheit und unwillen in allen klassen, bey allen indivi- duen, selbst denen, die noch vor kurzem schwiegen oder hofften, bemerkt als gegenwärtig. Aber damals gab es für klagen und Beschwerden einen legalen mittelpunkt: die stände, während jetzt alles isolirt und atomisirt ist. damals war man jugendlich frisch und hoffnungsvoll, während jetzt eine Art von marasmus und trostlosigkeit über den leuten hängt, welche ebensowenig die Zustände des Jahres 1848 als den jetzigen Absolutismus wollen und ein drittes nicht kennen. mir selbst ist es noch nie so schwer gefallen, meine elasticität zu bewah- ren und frisch auszuharren als jetzt. Was mich entmuthigt, sind nicht so sehr die Zustände als gerade jene hoffnungslose, negirende, tief verbitterte stimmung, die ich um mich her bemerke. der kaiser besitzt weder eigene einsicht, noch ist er für fremde zugänglich, sondern wird bey seinem eigen- sinn das Bestehende halten solange es möglich und bis es zu spät ist. mit einem Worte: auf allen seiten unvernunft. Auswärts sind wir noch immer isolirt und compromittirt, wenn auch die frage der union der donauländer wieder in ein für uns günstigeres stadium zu treten scheint, als ich Bruck vor 3 Wochen sah, klagte er über diese lage, und daß england uns schmäh- lich verlassen hätte, ich antwortete: nicht england hat uns im stiche gelas- sen, sondern wir konnten unsere alte rancune nicht vergessen und konnten uns zu keinem herzlichen loyalen entgegenkommen entschließen. england fühlte wohl, daß es auf uns nicht zählen dürfe, weil wir immer auf halbem Wege stehen blieben. hätten wir im July meinen Plan, ein hülfscorps nach ostindien anzubiethen, angenommen, so wären, davon sey ich fest über- zeugt, die tage von osborne1 nicht gekommen. übrigens war dieses das erstemahl seit 2 Jahren, daß Bruck von selbst anfing, von Politik zu spre- chen. der neue regent von Preußen scheint die erwartungen seiner freunde rechtfertigen und eine entschiedener deutsche Politik einschlagen zu wollen, als es bisher der fall war.2 das wird uns wahrscheinlich auf die entgegenge- setzte seite werfen. 1 das treffen zwischen königin victoria und kaiser napoleon iii. Anfang August 1857, vgl. eintrag v. 15.8.1857. 2 seit dem sommer 1857 hatte sich die erkrankung von könig friedrich Wilhelm iv. (sprach- und gedächtnisstörungen, wohl verbunden mit schlaganfällen) stark verschlimmert. Am 23.10.1857 übernahm sein Bruder und thronfolger Wilhelm zunächst als stellvertreter, seit 7.10.1858 als regent die regierungsgeschäfte.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
III
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
476
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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