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auch?«
»Ja. Ich hab eine Loge im dritten Stock und lad mir den Bermann ein. Die
Partitur nehm ich mir mit, wie neulich zu Lohengrin und üb’ mich wieder im
Dirigieren. Im Hintergrund natürlich. Du kannst dir nicht vorstellen, was man
dabei lernt. Ich möcht dir übrigens was vorschlagen«, setzte er zögernd hinzu.
»Willst du nicht nach dem Theater mit mir und Bermann nachtmahlen
gehen?«
Sie schwieg.
Er fuhr fort. »Es wäre mir wirklich angenehm, wenn du ihn näher kennen
lerntest. Er ist bei allen seinen Fehlern ein interessanter Mensch und… «
»Ich bin keine Rattenmamsell«, unterbrach sie ihn scharf und hatte gleich
ihr bürgerlich strenges Gesicht. Georg verzog die Mundwinkel. »Das trifft
mich nicht, liebes Kind, ich unterscheide mich auch in mancher Beziehung
von Guido. Aber wie du willst.« Er ging im Zimmer hin und her, sie blieb auf
dem Diwan sitzen. »Du gehst also heute Abend zu Ehrenbergs?« fragte sie
dann.
»Du weißt ja. Ich habe schon zweimal abgesagt in der letzten Zeit. Ich
konnte diesmal nicht recht… –
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Georg. Ich bin auch geladen.«
»Wo denn?«
»Auch bei Ehrenbergs.«
»Wirklich«, rief er unwillkürlich aus.
»Was wundert dich denn dran so sehr?« fragte sie spitz. »Offenbar wissen
sie dort noch nicht, daß man mit mir nicht mehr verkehren kann.«
»Aber Anna, was hast du denn heut? warum bist du denn gar so
empfindlich? Selbst wenn man wüßte… glaubst du, das würde die Leute
hindern, dich einzuladen? Im Gegenteil. Ich bin überzeugt, Frau Ehrenberg
bekäme geradezu Respekt vor dir.«
»Und klein Elschen würde mich vielleicht gar beneiden. Glaubst du nicht?
Sie hat mir übrigens ganz nett geschrieben. Da ist ihr Brief, willst du ihn
lesen?« Georg flog ihn durch, fand ihn von etwas absichtlicher
Liebenswürdigkeit, äußerte sich nicht weiter und gab ihn Anna wieder.
»Da ist übrigens noch einer«, sagte Anna, »wenn er dich interessieren
sollte.«
»Von Doktor Stauber? So? Wär es ihm recht, wenn er wüßte, daß ich ihn zu
lesen bekomme?«
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Der Weg ins Freie
- Titel
- Der Weg ins Freie
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Datum
- 1908
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
- Kategorien
- Weiteres Belletristik