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»Seit Beginn dieser Saison«, sagte er dann »ist er Intendant in Detmold.
Darum hab ich Sie gefragt, ob Sie ihn kennen. Ein guter, alter Freund von mir.
Er hat früher in Wien gelebt. Seit zehn oder zwölf Jahren treffen wir uns jedes
Jahr, in Karlsbad oder in Ischl. Heuer wollen wir um Ostern eine kleine
Mittelmeerreise machen. Erlauben Sie mir, lieber Baron, bei dieser
Gelegenheit Ihren Namen zu nennen und von Ihren kapellmeisterlichen
Absichten ein Wort zu sagen?«
Georg zögerte zu antworten und lächelte höflich.
»O, fassen Sie meinen Vorschlag nicht als Zudringlichkeit auf, lieber
Baron. Wenn Sie nicht wollen, halt ich natürlich das Maul.«
»Sie mißverstehen mein Schweigen«, entgegnete Georg liebenswürdig,
doch nicht ohne Hochmut. »Aber ich weiß wirklich nicht – –«
»So ein kleines Hoftheater«, fuhr Eißler fort, »stell ich mir gerade für den
Anfang als den richtigen Boden für Sie vor. Daß Sie von Adel sind, wird
Ihnen gerade auch nicht schaden, sogar bei meinem Freunde Malnitz nicht,
obwohl der gerne den Demokraten spielt, zuweilen sogar den Anarchisten…
mit Nachsicht der Bomben selbstverständlich. Aber er ist ein charmanter
Mensch und wirklich enorm musikalisch… wenn er nicht grad komponiert.«
»Nun«, erwiderte Georg etwas befangen, »wenn Sie die Güte haben
wollen, mit ihm zu reden… man biete dem Glücke die Hand. Jedenfalls dank
ich Ihnen sehr.«
»Keine Ursache. Ich garantiere ja nicht für den Erfolg. Es ist eben eine
Chance unter andern.«
Frau Oberberger und Sissy traten ein, von Demeter Stanzides begleitet.
»Was haben wir da für ein interessantes Gespräch unterbrochen?« fragte
Frau Oberberger. »Der erfahrene Platoniker und der unerfahrene Wüstling!
Da hätt man dabei sein sollen.«
»Beruhigen Sie sich, Katharina«, sagte Eißler, und seine Stimme hatte
wieder ihren tremolierend tiefen Klang. »Man spricht zuweilen auch von
anderen Dingen, als von der Zukunft des Menschengeschlechts.«
Sissy nahm eine Zigarette zwischen die Lippen, ließ sich von Georg Feuer
geben und setzte sich in die Ecke des grünen Lederdiwans. »Sie kümmern
sich ja heute gar nicht für mich«, begann sie mit dem englischen Akzent, den
Georg so sehr an ihr liebte. »Als wenn man überhaupt gar nicht auf der Welt
wäre. O, es ist so. Ich bin doch eine treuere Natur als Sie. Bin ich nicht?«
»Sie treu, Sissy… ?« Er schob einen Fauteuil ganz nahe zu ihr hin. Sie
sprachen von dem vergangenen Sommer und von dem kommenden.
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Der Weg ins Freie
- Titel
- Der Weg ins Freie
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Datum
- 1908
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
- Kategorien
- Weiteres Belletristik