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geendet hatte. Er erwartete sie bewegt zu sehen, aber sie behielt einen
sonderbar harten Zug um den Mund.
»Es ist doch furchtbar«, sagte Georg. »Findest du nicht?«
»Ja«, erwiderte Anna kurz, und Georg fühlte, daß ihre Güte hier völlig
versagte. Er sah den Widerwillen aus ihrer Seele fließen, nicht lau wie von
einem Wesen zum andern hin, sondern stark und tief, wie einen Strom des
Hasses von Welt zu Welt. Er ließ das Thema fallen und begann von neuem:
»Jetzt was Wichtiges, mein Kind.« Er lächelte, hatte aber ein wenig
Herzklopfen.
»Nun?« fragte sie gespannt.
Er nahm das Detmolder Telegramm aus seiner Brusttasche und las es ihr
vor. »Was sagst du dazu?« fragte er mit gespieltem Stolz.
»Und was hast du geantwortet?«
»Noch gar nichts«, erwiderte er beiläufig, als wäre er nicht gesonnen, die
Sache sonderlich ernst zu nehmen. »Ich wollt es natürlich vorher mit dir
besprechen.«
»Also was denkst du?« fragte sie unbeweglich.
»Ich… lehne natürlich ab. Ich depeschiere, daß ich… in der nächsten Zeit
keineswegs hinkommen könnte.« Und er erläuterte ihr ernsthaft, daß mit
einem Aufschub weiter nichts verloren sei, da er ja als Gast jedenfalls
willkommen und diese dringende Aufforderung doch nur einem Zufall zu
verdanken war, auf den zu hoffen man nicht das Recht gehabt hätte.
Sie ließ ihn eine Weile reden, dann sagte sie. »Du bist schon wieder einmal
leichtsinnig. Vor allem find ich, hättest du gleich antworten sollen. Und… «
»Nun, und?… Vielleicht auch gleich heute früh fortfahren, statt zu dir
herauszukommen – wie?« scherzte er.
Sie blieb ernst. »Warum nicht?« sagte sie. Und auf sein befremdetes
Zurückwerfen des Kopfes: »Mir geht es ja Gott sei Dank sehr gut, Georg; und
auch wenn es mir etwas schlechter ginge, helfen könntest du mir ja doch
nicht, also… «
»Ja, Kind«, unterbrach er sie, »mir scheint, du verstehst gar nicht recht, um
was es sich handelt! Das Hinfahren ist natürlich eine ziemlich einfache Sache
– aber – das Dortbleiben! Das Dortbleiben mindestens bis Ostern! So lange
dauert die Saison.«
»Na, daß du nicht fortgefahren bist, ohne mir vorher adieu zu sagen, Georg,
das finde ich natürlich ganz in der Ordnung. Aber siehst du, fort mußt du ja
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Der Weg ins Freie
- Titel
- Der Weg ins Freie
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Datum
- 1908
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 306
- Schlagwörter
- Literatur, Wien, Gesellschaft, Sozialismus
- Kategorien
- Weiteres Belletristik