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Wie fährt das Auto von morgen?#

Dietmar Linzbacher

Sie werden erstaunt sein –mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch mit Verbrennungsmotoren. Falls „morgen“ die nächsten zwanzig, dreißig Jahre bedeutet, ist das Entwicklungspotential von Benzin- und Dieselmotor so groß, dass konventionelle Technik die Vorgaben zukünftiger Verbrauchs- und Abgasnormen erfüllen kann. Vom Wachstum des Marktes werden jedoch alle Fortschritte in Abgasreinigung und Motormanagement wieder zunichte gemacht. So prognostiziert der Energiekonzern British Petrol ein Wachstum des Fahrzeugbestands von derzeit rund 800 Millionen Autos weltweit auf rund zwei Milliarden Fahrzeuge im Jahr 2050 – mit den entsprechenden Folgen für Energiebedarf und Umwelt. Grund genug, um über alternative Antriebe nachzudenken.

Es zeichnen sich zwei Entwicklungslinien ab. Die eine setzt auf Innovationen im Motorenbau und den Einsatz alternativer Kraftstoffe, die andere propagiert den Elektroantrieb. Das Hybridauto (siehe Abbildung) versucht die Vorteile beider Systeme zu verbinden. Die Schadstoffemissionen von Erdgas, Biodiesel oder Kraftstoffen aus Pflanzenöl („Pöl“) sind geringer als die von Benzin und Diesel. Ölpflanzen (meist Raps) wandeln H2O undCO2 mit Hilfe von Sonnenenergie in Öl um. Dieses wird in einer Raffinerie zu Rapsmethylester verarbeitet. Als nachwachsender Rohstoff bindet der Raps Kohlendioxid und verhält sich nahezu CO2-neutral.

Saubere Luft verspricht der Wasserstoffmotor – aus seinem Auspuff entströmt nurWasserdampf. Die Probleme liegen in der Herstellung und Speicherung des reinen Wasserstoffs. Die Herstellung mittels Elektrolyse von Wasser erfordert einen hohen Energieaufwand, Wasserstoff aus fossilen Energieträgern bedeutet wieder Freisetzung von Kohlendioxid. Ähnlich das Dilemmabeim Transport: Hochdruckgasflaschen reduzieren die Reichweite, die Verflüssigung bei minus 253 °C verbraucht große Mengen an (elektrischer) Energie.

Elektroautos sind während der Fahrt emissionsfrei, geräuscharm und können einen Teil der Antriebsenergie beim Abbremsen zurückgewinnen. Im günstigsten Fall erhalten sie den Strom von der Sonne, in unseren Breiten zumeist aus der Steckdose. Die Verwendung von Bleiakkus und die Nutzung des Stromnetzes schmälern den Umweltbonus.

Von der Automobilindustrie wird die Brennstoffzelle propagiert. In dieser findet eine direkteUmwandlung chemischer in elektrische Energie statt, hier reagieren Wasserstoff und Sauerstoff und erzeugen nebenWasser theoretisch 1,23 Volt pro Zelle an elektrischer Spannung. Um eine höhere Spannung zu erzielen, werden mehrere Zellen in Reihe geschaltet. Das Hauptproblem ist aber wie gesagt die Herstellung von Wasserstoff, andere Brennstoffe sind entweder hochgiftig oder unwirtschaftlich. Eine ideale Lösung für die Probleme des Individualverkehrs ist nicht in Sicht, vielleicht sollteman die Frage anders stellen: nicht nach dem „Auto“, sondern nach der „Mobilität von morgen“.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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