Dialekte #
Mundarten
Infolge der Stabilität der historischen Länder Österreichs decken sich die österreichischen Dialekte im Wesentlichen mit den Bundesländern und tragen auch deren Namen (Wienerisch, Steirisch, Tirolerisch usw.; das Burgenländische wurde früher zum Teil als Heanzisch bezeichnet). Sie gehen ohne scharfe Grenzen ineinander über, stehen seit alters in enger Wechselwirkung und sind so nah miteinander verwandt, dass sie eine gemeinsame Umgangs- und Hochsprache (Sprache des Österreichers) herausgebildet haben. Nur das alemannische Vorarlbergische ist von den anderen österreichischen Dialekten bairischer Herkunft stärker verschieden und dem Schweizerischen und Schwäbischen ähnlich.
Die österreichischen Dialekte haben sich historisch aus dem Mittelhochdeutschen entwickelt. Schon im Hochmittelalter waren deutlich ausgeprägte Einzeldialekte in Österreich vorhanden (Mundartdichtung), deren Ausbildung mit den dauerhaften weltlichen und kirchlichen Herrschaftsgebieten zusammenhing.
Dem Mittelbairischen gehören die Dialekte von Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich, des größten Teils von Salzburg und eines kleinen Teils der Steiermark an. Die charakteristischen Merkmale dieser österreichischen Dialekte der Donauländer und Ebenen sind: Mitlaut-Schwächung (p zu b; t zu d; k vor l, n, r zu g); Vokalisierung des l und r in gewissen Stellungen; nebentonige Vokale schwinden, so in der Vorsilbe ge- und das -e am Ende; Erhaltung uralter Wucherlaute (aus dem Althochdeutschen), besonders in der konservativen ui-Mundart von Niederösterreich und Burgenland.
Die österreichischen Dialekte, die dem Südbairischen zuzurechnen sind, werden in den Gebirgsländern, den größten Teilen der Steiermark, in Kärnten, Tirol, in Teilen von Salzburg und in der Südspitze des Burgenlands gesprochen. Sie stehen der Schriftsprache etwas näher als die erstgenannten, vor allem durch die Beibehaltung der Starklaute (k, p, t) und der Nebentonsilben (ge-).
Die Dialekte des Burgenlands gelten als relativ altertümlich und "singend". Altertümlich ist auch das Kärntnerische, das besonders melodisch und weich klingt, nicht zuletzt bestimmt durch das jahrhundertelange Zusammenwohnen mit den Slowenen. Sein charakteristisches Merkmal ist die "Kärntner Dehnung": "losn" = lassen, "ofn" = offen, "Krahale" = Kracherl. Jede Talschaft weist reiche Varianten auf. Merkmale der Kärntner Dialekte sind die Verkleinerungssilbe -le und das häufig verwendete Füllwort "lai" mit der Bedeutung "nur". Das Niederösterreichische ist bereits ein moderner gearteter Dialekt, besonders in den Ebenen rund um Wien, wesentlich beeinflusst durch die Wiener Verkehrs- und Umgangssprache. Altertümlich geblieben sind die Gebiete mit ui-Dialekten. Die Dialekte von Oberösterreich sind echte Bauerndialekte, nur der Osten des Landes zeigt ein modernes mundartliches Gepräge. In allen Landesvierteln herrscht eine große Vielfalt in der Aussprache. Das Salzburgische ist als Pinzgauerisch-Pongauerisch ein "Gebirglerdialekt" und weist im Flachgau eigenartige Formen auf. Beim Steirischen wird zwischen dem Hochland- oder Obersteirischen und dem Mittelsteirischen unterschieden. Im Nordosten reicht sein Gebiet nach Niederösterreich hinein, während sich über die burgenländische Grenze das Heanzische in die Oststeiermark zieht. Am konservativsten verhält sich das Tirolerische, seine auffallendsten Merkmale sind die sch-artige Aussprache des s (in sp, st, rs usw.) und das angeriebene (affrizierte) k als kch. Noch konservativer sind die zahlreichen bereits im Mittelalter von Österreich ausgegangenen Sprachinselmundarten (Sprachinseln). Das Alt-Wienerische, das noch am Hof von Maria Theresia gesprochen wurde, hat sich seither merklich geändert und ist seit Langem im Rückzug begriffen. Ihm stehen das Neuwienerische seit 1918 und das Jungwienerische seit 1945 gegenüber. Dagegen entwickelte sich zwischen dem alten Dialekt und der Hochsprache eine Umgangs- und Verkehrssprache, die von Wien aus in weite Teile Österreichs, besonders in die Landeshaupt- und Provinzstädte gedrungen ist und die Bauerndialekte zunehmend "verwienert". Das Vorarlbergische umfasst auch noch Teile des Tiroler Lechtals. Innerhalb des Ländles gibt es wieder eine Fülle von Eigenheiten und Eigenentwicklungen.
Seit Einführung der Schul- und der Militärdienstpflicht, besonders aber seit der Massenverbreitung von Radio und Fernsehen werden die Dialekte mit zunehmender Schnelligkeit durch die Schriftsprache verdrängt. Dialektwörterbücher.
ABC: Dialekt (ABC zur Volkskunde Österreichs)
Literatur#
- M. Hornung und F. Roitinger, Unsere Mundarten, 1950
- E. Kranzmayer, Historische Lautgeographie des gesamtbairischen Dialektraumes, 1956
- M. Hornung, Mundartkunde Osttirols, 1964
- dieselbe, Wörterbuch der Wiener Mundart, 1998
Andere interessante NID Beiträge