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Expressionismus#

lat.: expressio: Ausdruck


Bewegung, die in Österreich etwa 1909-20 alle Gebiete künstlerischen Schaffens erfasste, insbesonders die Literatur und die bildende Kunst. Mit Schlagworten wie "individuelle Steigerung" und "kollektive Solidarität" wollten die Expressionisten über die Kunstauffassungen des Naturalismus und Symbolismus hinausgehen, indem sie versuchten, ästhetische und ethische Postulate miteinander zu verknüpfen. Zur zentralen Forderung wurde die Schaffung eines "neuen Menschen". Literatursoziologisch war der Expressionismus Protest gegen bürgerliche Autoritätsstrukturen und Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem sowie an rücksichtsloser Industrialisierung und Mechanisierung, vor allem aber auch gegen den Krieg. Die Sprache der expressiven Literatur richtet sich gegen traditionelle Sprachmuster und fordert eine neue Syntax der Sprache. In der österreichischen Literatur gelten besonders Lyriker wie G. Trakl, A. Ehrenstein, H. Kaltneker sowie Autoren wie M. Brod, F. Werfel, F. T. Csokor, A. Bronnen, R. Müller, A. P. Gütersloh und - in seinen Dramen ("Mörder, Hoffnung der Frauen", 1909) - O. Kokoschka als Repräsentanten des Expressionismus.

Die literarischen Werke des Expressionismus wurden vielfach mit entsprechenden Buchillustrationen versehen. Auch die noch junge Tradition des "Künstlerbuches" - des von einem Künstler in Personalallianz verfassten, illustrierten und gestalteten Buches - wurde von Malerdichtern wie O. Kokoschka, A. Kubin und U. Birnbaum fortgeführt.

Zu den bedeutendsten Vertretern des Expressionismus in der österreichischen Malerei zählen O. Kokoschka, E. Schiele, H. Boeckl und A. Faistauer sowie R. Gerstl und A. Kolig. Thema und Mittelpunkt der Werke ist der Mensch mit seinen körperlichen und seelischen Schwächen sowie seiner Verletzbarkeit.

Großartige Leistungen im Bereich der expressionistischen Architektur brachten Anfang der 20er Jahre die gigantischen Projekte der österreichischen Filmindustrie, wie "Sodom und Gomorrha" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1924) unter der Regie von Michael Kertesz, hervor.

Weiterführendes#

Literatur#

  • E. Fischer und W. Haefs (Hg.), Hirnwelten funkeln. Literatur des Expressionismus in Wien 1988
  • R. Fuchs, Interpretationsstrategien zur Malerei des österreichischen Expressionismus in der Kunstliteratur von 1908-1938, Dissertation, Graz 1989
  • P. Werkner, Physis und Psyche
  • Deutsche Literatur im 20. Jahrhundert, Band 3, Expressionismus, herausgegeben von S. Vietta und H. G. Kemper, 1990
  • M. Helfer, Der Ausdruck von Bewegung in Lyrik und Malerei als Spiegel einer Lebensauffassung zur Zeit des Expressionismus, Diplomarbeit, Graz 1991
  • P. Raabe, Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus, 1992


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