Gerhoh von Reichersberg#
* 1093, Polling (Deutschland)
† 27. 6. 1169, Reichersberg (Oberösterreich)
kirchlicher Schriftsteller
Nach seiner Ausbildung in Hildesheim wurde er 1119 Domherr und Lehrer an der Domschule von Augsburg, zog sich aber bald in das Kloster Raitenbuch zurück. 1132 Augustiner-Chorherren-Propst in Reichersberg.
Als treuer Parteigänger von Papst Alexander III. und erklärter Gegener Kaiser Friedrichs I. Barbarossa verhängte der Kaiser über das Kloster die Reichacht und Gerhoh musste 1167 vorübergehend ins Exil. Gerhoh hatte das Stift in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht zu einer erstaunlichen Blüte geführt.
Er verfasste Psalmenkommentare und theologische Schriften ("De investigatione Antichristi"), in denen er eine christologische Sonderlehre vertrat, und behandelte kirchenpolitische und Reformfragen im Sinn der cluniazensischen Bewegung. Er war Gegner der aufkommenden Scholastik und ein Vorkämpfer für ein strenges kirchliches Leben. In "De quarte vigilia noctis" mahnt er zum Frieden und tadelt die Habsucht der Kardinäle. Bedeutend sind zudem sein 1144-67 verfasster vierbändiger Psalmenkommentar und seine Regalienlehre. Seine Stiftsannalen benützte Magnus von Reichersberg neben anderen Quellen für eine Chronik von Reichersberg.
Literatur#
- E. Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte bei Gerhoh von Reichersberg, 1959
- P. Classen, Gerhoh von Reichersberg, 1960
- Tusculum-Lexikon, 1982
- Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
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