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Hinterleithner, Herbert#


* 25. 11. 1916, Wien

† 12. 12. 1942, Nea Kokkinea bei Athen (Griechenland))


Autor, Lyriker


Herbert Hinterleithner wurde als jüngstes von vier Kindern von Josef Hinterleithner, einem Direktor der Theresianischen Akademie in Wien und Professor an der Wiener Konsularakademie, in Wien geboren.

Er absolvierte das Theresianum 1934 und absolvierte ein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien, das er 1940 mit der Promotion abschloss (Dissertation über Schau und Werk des Dichters Otto Wirz).

Bereits als Schüler fand er zum Bund Neuland, wo er führende Positionen einnahm. Ebenso früh begann er mit Lyrik, beeinflusst unter anderem von Rainer Maria Rilke und Anton Wildgans. Er gehörte der Neulandgilde der Künstler an, war freundschaftlich mit Josef Weinheber aber auch mit dem Grazer Maler Rudolf Szyszkowitz verbunden, durch den er später auch zur Malerei kam.

Ein kritischer Mentor seines lyrischen Schaffens war Ludwig Hänsel, Freund und Briefpartner Ludwig Wittgensteins; über Werner Riemerschmid kam er zum Wiener Rundfunk. In der Tradition der Jugendbewegung führten ihn Fahrten durch ganz Europa und weiter bis nach Ägypten.

1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und diente als Dolmetscher für Französisch in einem niederösterreichischen Lager für gefangene französische Offiziere, wo er auch Gedichte schrieb und eine Reihe von Aquarellen malte. Später wurde er nach Athen versetzt, wo er als Dolmetscher für Italienisch diente. Auch in Athen verkehrte er wieder im Kreise von Schriftstellern und Künstlern und Diplomaten, von denen etliche ebenfalls das Theresianum besucht hatten. In kurzer Zeit gelang ihm sein Hauptwerk, die Abfassung von 40 Terzinen (Südliche Terzinen), in denen er sehr persönliche Gefühle und Erlebnisse nahtlos mit der Überlieferung zu verknüpfen wusste.

Im Dezember 1942 erkrankte er vermutlich an Hirnhautentzündung, der er innerhalb weniger Tage erlag – er starb am 12. Dezember 1942 und wurde auf dem Friedhof Neo Kokkinia mit allen militärischen Ehren begraben.

Kriegsbedingt war eine Publikation seiner Gedichte, die er an den "Insel Verlag" geschickt hatte, nicht möglich - sie gelang erst 1947 mit dem schmalen Band "Südliche Terzinen". Der Großteil seines Werkes liegt lediglich im Nachlass (bei Heinrich Kolbabek) vor.

Werke (Auswahl)#

LYrik
  • Südliche Terzinen, 1947
  • Welt die wir lieben, Gedichte, 1962

Prosa

  • Die Nacht aus der Cheopspyramide (auch Rundfunksendung) gesendet : 17.7.1938 im Wiener Rundfunk (RAVAG)

Literatur#

  • F. Heer, Österreichisches Credo. Die Furche, 25. Dezember 1947
  • O. Mauer, Herbert Hinterleitner, Wort und Wahrheit: 572/3, 1947.
  • A. Schmid, Dichter und Dichtung Österreichs im 19. u. 20. Jahrhundert, 1964
  • K. Adel, Herbert Hinterleithner. Österreich in Geschichte und Literatur Heft 4, 1968
  • H. Kolbabek, Ein später Bruder Hölderlins – der Dichter Herbert Hinterleithner. Der literarische Zaunkönig Nr. 3, 2006
  • H. Kolbabek, Herbert Hinterleithner (1916-1942): Eine Entscheidung, als Dichter zu leben. Hinweise, Briefe und Gedichte. Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft (Band 114/115/116), 2010/2011/2012


Biographie Herbert Hinterleithners #

von
Dr. Heinrich Kolbabek

Herbert Hinterleithner

* 25. November 1916 in Wien
† 12. Dezember 1942 in Nea Kokkinea bei Athen

war ein aufstrebender Dichter, ursprünglich aus dem Kreis der katholischen Jugendbewegung "Bund Neuland" von dem er sich in der Folge zum Teil distanziert hatte.

1. Leben#

Herbert Hinterleithner war das jüngste Kind von Josef Hinterleithner, dem zeitweiligen Direktor der Theresianischen Akademie in Wien und Professor an der Konsularakademie. Er besuchte das Theresianum auch als Schüler, wo er 1934 mit Auszeichnung maturierte. Schon in dieser Zeit war er zusätzlich aktives Mitglied des Bundes Neuland und schrieb erste Gedichte.

Er erweiterte seinen Gesichtskreis durch ausgedehnte Reisen quer durch Europa bis nach Ägypten, neben Griechenland dem Land seiner Träume (Eine Nacht auf der Cheopspyramide). In Wien studierte er vorwiegend Germanistik und promovierte bei Josef Nadler). Daneben war er als Jugendführer des Bundes Neuland und Mitglied der "Gilde der Künstler" aktiv, auch als Schauspieler in den Aufführungen des Bundes Neuland unter der Regie des "Spielleiters" Rudolf Szyszkowitz, besser bekannt als Grazer Maler. Über Vermittlung von Werner Riemerschmid kam er als "Hilfssachbearbeiter" zum Wiener Rundfunk.
Im 2. Weltkrieges diente er als Dolmetsch für Französisch in einem Lager (Edelbach, Niederösterreich) für gefangene französische Offiziere, wo er neben weiteren Gedichten auch eine Reihe von Aquarellen malte.

Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde ihm Ludwig Hänsel, der Vater seines besten Freundes Hermann und dessen Schwestern, von denen eine (Anna) in der Schauspielgruppe Neulands aktiv war - ein kritischer Mentor seiner dichterischen Bestrebungen.

Herbert Hinterleithner, in der Neuland-Kluft
Herbert Hinterleithner, in der Neuland-Kluft
Foto: H. Kolbabek

Hinterleithner versuchte immer wieder, eine Versetzung nach Süden, womöglich nach Ägypten, zu erreichen, kam auch wirklich zunächst nach Athen zum Stab, auch als Dolmetsch, diesmal für Italienisch. Griechenland wurde ihm zum elementaren Erlebnis. In kurzer Zeit gelang ihm sein Hauptwerk, die Abfassung von 40 Terzinen (Südliche Terzinen) in denen er sehr persönliche Gefühle und Erlebnisse nahtlos mit der Überlieferung zu verknüpfen wußte, ohne im akademischen Geleise stecken zu bleiben. Auch in Athen verkehrte er in Künstlerkreisen, so mit dem Maler Klaus Vrieslander und dem Fotografen Herbert List und mit Diplomaten, die zum Teil das Theresianum besucht hatten.

Eine tückische Krankheit, als "aufsteigende Lähmung" bezeichnet, warf ihn dort auf das Krankenlager, wo er nach wenigen Tagen verstarb und mit allen militärischen Ehren begraben wurde. Seine Mutter erhielt die Todesnachricht zusammen mit einem Schreiben des Insel Verlages (Katharina Kippenberg), der ihn als neuen Autor begrüßte. Zu einer Publikation der erwähnten Terzinen kam es, durch die Kriegswirren bedingt, erst posthum, 1947, im Verlag Karl Alber, München. Weitere Gedichte erschienen dann erst 1962 im Verlag Eduard Wancura, Wien, herausgegeben von seinem Schwager Anton Kolbabek.

2. Werkübersicht#

Südliche Terzinen, Verlag Karl Alber, München 1947
Welt die wir lieben, Gedichte, Eduard Wancura Verlag, Wien 1962

Im Nachlaß:

Weitgehend unpublizierte Gedichtzyklen:

Frühe Gedichte
Frühling
Sommer
Sommerstrom
Herbst
Winter
Die Träume alle (Aus dem Geschlecht der Träumer)
Zerstreuung (I bis VII)
Dunkler Spiegel (Die schönheitsschweren Reime)
Wien (Dialektgedichte)

Prosa, weitgehend unpubliziert:

Die Nacht aus der Cheopspyramide (auch Rundfunksendung) gesendet : 17.VII.1938 im Wiener Rundfunk ( RAVAG ), 19 Uhr 10
Novelle, im Dezember 1942

3. Freunde und Kollegen #

Ludwig Hänsel (Väterlicher Freund und Kritiker)
Hermann Hänsel (Sohn Ludwig Hänsels)
Otto Mauer (Theologe und Mäzen)
Rudolf Szyszkowitz (Grazer Maler, „Spielleiter“ Neulands)
Werner Riemerschmid (Wiener Rundfunk)
Aloys Goergen (Theologe, im Widerstand)
Herbert List (Fotograf, beim Begräbnis Hinterleithners anwesend)

4. Zitate der Autoren und Leseprobe#

"Als ich erfuhr, dass sich der Sohn meines unvergeßlichen Lehrers in Athen befindet, war es für mich eine große Freude, einen Kameraden aus dem Theresianum zu treffen..."

"Für mich ist es ein Trost, dass er seine letzten Lebensphase in einem Land verbrachte, das er liebte und verstand, wie selten einer“
Karl H. Coudenhove-Kalergi an die Mutter

"Zu meiner großen Betrübnis und Erschütterung erhielt ich die Nachricht vom Tode Ihres Bruders. Ich kann Ihre Trauer, diesen sonnig strahlenden, vielfach begabten, Großes versprechenden Menschen so früh dem Leben und fruchtbaren Schaffen entrissen zu sehen, voll ermessen. Wie sollte man überhaupt heute den Gedanken an dies unermeßliche Jünglingssterben ertragen, wüßte man nicht, dass es nicht sein könnte, wenn Gott es nicht zuließe..."
Paula Molden-Preradović an die Schwester Martha

"..Und wir benoetigen heute mehr die Fürbitte Herberts, als dass wir für ihn beten. Vielleicht kann er die Gnade, die Gott ihm durch unser Gebet zuwendet, zu unserem Heil richten.."
Aloys Goergen

"Er schickte mir Gedichte, die er verfaßt hatte, und zeigte mir seine Bilder. Und ich schrieb ihm meine Meinung darüber. Sie war nicht immer, sogar sehr selten, einfach zustimmend. Ich legte ihm sehr offen dar, was mir an seinen Versen und Ideen nicht gefiel. Ich sah darin nicht zuletzt den Sinn unseres Briefaustausches, ihm eine Art Gegenpol zu sein. Und Herbert nahm meine hie und da sehr entschiedenen Gegenäußerungen nicht übel auf..."
Ludwig Hänsel an die Mutter

"Das Seltsame ist folgendes: in vielen seiner Gedichte, wie vor allem in der angefangenen Novelle scheint er absolut sein frühes Ende vorauszuahnen. – Trotzdem er nie daran geglaubt hat, sondern mit großer Vitalität Pläne für eine friedvolle Zukunft schmiedete, scheinen diese Ahnungen und Symbole mit Macht aus dem zärter besaiteten Unterbewusstsein geflossen zu sein..."
Herbert List an die Mutter

"...Wenn ich mit nahestehenden Menschen Gedichte von ihm lesen lasse, so ist ihre Wirkung immer eine starke und niemand gibt sich mit einem einmaligen Lesen zufrieden, sondern versucht sich eine Strophe oder dauernd gültige Verse einzuprägen..."
Hermann Hänsel an die Mutter

Bild von Herbert Hinterleithner
Bild von Herbert Hinterleithner
Foto: H. Kolbabek

Widmung:

Kein Priester wird je, kein Papier erfahren
Vom Zaubervließ, das meine Sinne griffen,
In Reime teil ich mich, um mich zu sparen, -

So wie Medea vor den Kolcherschiffen,
Die schwarz die kampfbetäubten Argonauten
Verfolgten, tückisch, gleich belebten Riffen,

Als ihre Augen Jason schlafen schauten,
Auf den ihr Vater schon den Giftspeer zückte,
Den eignen Bruder jäh vor dem Ergrauten

Aufhob und lustvoll Glied um Glied zerstückte,
Daß der Verfolger, säumend und von Sinnen,
Sich nach den Resten seines Kindes bückte, -

So reiß ich mich, um Vorsprung zu gewinnen,
In Reime - wollt Ihr zur Gestalt mich fügen,
So bin ich mit dem goldnen Vließ von hinnen,

Im Schreckens-Meer auf neuen Beute-Zügen ! -


Herbert Hinterleithner,
Athen 1942

5. Weiterführende Literatur#

Friedrich Heer: Österreichisches Credo. Die Furche, 25. Dezember 1947.
Otto Mauer: Herbert Hinterleitner, Wort und Wahrheit: 572/3, 1947.
Adalbert Schmid: Dichter und Dichtung Österreichs im 19. u. 20. Jahrhundert. Verlag das Bergland Buch Salzburg, 287-289. 1964.
Kurt Adel: Herbert Hinterleithner. Österreich in Geschichte und Literatur Heft 4/1968.
Heinrich Kolbabek: Ein später Bruder Hölderlins – der Dichter Herbert Hinterleithner. Der literarische Zaunkönig Nr. 3/2006.
Heinrich Kolbabek: Herbert Hinterleithner (1916-1942): Eine Entscheidung, als Dichter zu leben. Hinweise, Briefe und Gedichte. Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft Band 114/115/116, 2010/2011/2012, 136-163. Unter Mitwirkung von Christoph Fackelmann, herausgegeben von Herbert Zeman.

Weiterführendes#