Kofler, Werner#
* 23. 7. 1947, Villach (Kärnten)
† 8. 12. 2011, Wien
Erzähler, Lyriker und Hörspielautor
Nach einer in den frühen 1960er Jahren abgebrochenen Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt Klagenfurt war er jahrelang in Europa unterwegs und in verschiedensten Berufen tätig. 1963 veröffentlichte er erste literarische Texte, ab 1968 lebte er als freiberuflicher Schriftsteller in Wien (Prosa, Hörspiele, Drehbücher).
Seinen ersten Bucherfolg hatte er 1975 mit dem Prosaband "Guggile", einer Erzählung über das Aufwachsen und Erzogenwerden in der österreichischen Provinz der 1950er Jahre. Danach erschienen über 20 Bücher, darunter etwa der Roman "Konkurrenz" (1984) oder die Trilogie "Am Schreibtisch", "Hotel Mordschein" und "Der Hirt auf dem Felsen" (1988-1991).
Werner Kofler war angriffslustig; sein literarischer Zorn erinnerte viele an Thomas Bernhard. Der Villacher hat die Literatur als "Verbrechensbekämpfung" tituliert, seine eigenen Stücke als "Irrsinnskunststücke" und "Racheakte" bezeichnet.
Kofler übte in seinen Texten Kritik an der Zerstörung der Umwelt, an den Medien, aber und vor allem auch an der gelebten Verdrängung der Nazi-Vergangenheit Österreichs.Werner Kofler verwendete vorwiegend Collage- und Montagetechniken. Themen sind zumeist das Ausgeliefertsein des Einzelnen an die Sachzwänge von Bürokratie und Arbeitswelt sowie die eigenen Lebensumstände.
Zusammen mit dem ebenfalls gebürtigen Kärntner Antonio Fian schrieb Kofler 1999 "Blöde Kaffern, dunkler Erdteil", gemeinsam mit Gerhard Haderer gab er 1991 "Das große Buch vom kleinen Oliver" heraus. 2008 wurde Dirk Nockers Hommage "Kofler kommt" im Wiener Schauspielhaus aufgeführt - eine Spurensuche nach Brüchen und Linien im umfangreichen Werk des widerständigen Autors.
Werner Kofler war Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der IG Autorinnen und Autoren. Er verstarb am 8. Dezember 2011 in Wien.
Ehrungen, Auszeichnungen (Auswahl):#
- Preis des Lyrikwettbewerbs der Österreichischen Hochschülerschaft, 1969
- Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1972 und 1980
- Förderungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Erzählungen, 1978
- Österreichischer Würdigungspreis für Literatur, 1990
- Kulturpreis der Stadt Villach, 1992* Arno-Schmidt-Preis, 1996/97* Peter-Rosegger-Literaturpreis, 2001
- Kulturpreis des Landes Kärnten, 2004
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse, 2008
Werke (Auswahl)#
Prosa- Örtliche Verhältnisse, 1973
- Guggile: vom Bravsein und vom Schweinigeln, 1975
- Ida H., 1978
- Aus der Wildnis, 1980
- Konkurrenz, 1984 (Roman)
- Amok und Harmonie, 1985
- Am Schreibtisch, 1988
- Hotel Mordschein, 1989
- Der Hirt auf dem Felsen, 1991
- Wie ich Roberto Cazzola in Triest plötzlich und grundlos drei Ohrfeigen versetzte, 1994
- Üble Nachrede - Furcht und Unruhe, 1997
- Manker, 1999
- Ida H. Eine Krankengeschichte, 2000
- Triptychon. Am Schreibtisch. Hotel Mordschein. Der Hirt auf dem Felsen, 2005
- Zu spät. Tiefland, Obsession, 2010
Hörspiele
- Stimmen, 1969
- Geschlossene Anstalt, 1977
- Oliver. ORF, 1980
- Blöde Kaffern, dunkler Erdteil, 1987 (mit A. Fian)
- Der Erlöser. Eine Simulation, 1989 (mit Antonio Fian)
- In der Hauptstadt der Literatur, 1994
- Auf der Strecke. Regie: Robert Matejka, 2003
Drama
- Tanzcafé Treblinka, 2001
Film
- Im Museum, 1993
Schriftsteller Werner Kofler ist tot#
Zorn auf Gesellschaft als großes Thema des Kärntner Literaten. #
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wiener Zeitung,, 8. Dezember 2011
Mit dem aus Kärnten stammenden Literaten Werner Kofler ist am Donnerstag nach langer Krankheit ein Künstler gestorben, der immer wieder seinen Zorn auf die Gesellschaft und ihre Oberflächlichkeit, ihre Bigotterie und ihre Verdrängungsmechanismen vermittelte. Der am 23. Juli 1947 in Villach geborene Kofler stammte als Sohn eines Kaufmanns aus einfachen Verhältnissen und war seit den 60er Jahren literarisch tätig. Ab 1968 lebte er in Wien.
Der Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst erster Klasse war angriffslustig. Sein literarischer Furor erinnerte viele an Thomas Bernhard. Der Villacher hat die Literatur als "Verbrechensbekämpfung" tituliert, seine Stücke als "Irrsinnskunststücke" und "Racheakte" bezeichnet. Kofler übte Kritik an der Zerstörung der Umwelt, an den Medien und vor allem an der gelebten Verdrängung der Nazi-Vergangenheit Österreichs.
So kreist das Stück "Versuche, das Land des Lächelns kaputtzumachen. 1. Versuch." des Erzählers, Lyrikers, Hörspielautoren und Dramatikers um Erinnerungen, es ist eine Collage aus Textmaterial. Für das Stadttheater Klagenfurt schrieb er 2001 "Tanzcafe Treblinka". Weitere Werke: "Örtliche Verhältnisse" (1973), "Herbst, Freiheit" (1994) oder "Kalte Herberge" aus 2004.
Literatur#
- K. Amann (Hg.), W. Kofler. Texte und Materialien, 2000
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl
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