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Kommunikationstechnik#

von P. Diem, Februar 2017

Einleitung#

Kommunikation ist der direkte oder durch (technische) Medien vermittelte Bezug oder Austausch offener oder verschlüsselter Botschaften zwischen einem Sender und einem Empfänger oder einer Vielzahl von Empfängern.

Kommunikation im weiteren Sinn ist nicht auf den Menschen beschränkt, sondern bestimmt das Leben der gesamten Natur.

Die menschliche Kommunikation begann mit Gestik, Laut und Sprache. Schon in urgeschichtlicher Zeit entwickelt der Mensch darüber hinaus Verständigungsmittel, die die Weitergabe von Botschaften über den persönlichen Nahbereich hinaus ermöglichten. Man denke an die Buschtrommel und das Signalfeuer - bis hin zu Nebelhorn und Flaggenalphabet. Botschaften wurden also schon früh mit Schallgeschwindigkeit, ja mit Lichtgeschwindigkeit verbreitet. Auch heute noch werden nonverbale, optische oder akustische Zeichen verwendet - denken wir nur an den Pfiff des Schiedsrichters beim Fußball und seine Geste, wenn er auf den Elfmeterpunkt zeigt. Oder an den Hitlergruß in der Nazizeit, mit dem oft verhetzte Massen dem "Führer" ihre Loyalität bekundeten.

Der laufende (oder später reitende) Bote vermochte Botschaften schon vor Entwicklung der Schrift über größere Distanzen zu transportieren - durch mündliche Weitergabe des Inhalts oder vermittels Zeichen/Zeichnungen. Ab Entwicklung der (Bilder)Schrift werden Kommunikate erstmals speicherbar. So sind die ägyptischen Papyri noch nach vielen Jahrtausenden lesbar, von antiken Inschriften in Holz oder Stein ganz zu schweigen.

Diese geschichtlichen Kommunikationsformen und -Techniken blieben Jahrtausende lang die selben, bis in der Antike in Ostasien verschiedene Drucktechniken entwickelt wurden.

In Europa wurde die Drucktechnik um die Mitte des 15. Jahrhunderts eingeführt. Holland und Deutschland sind verschiedener Ansicht über die Frage, ob Laurens Janszoon Coster (um 1423 in Haarlem) oder Johannes Gutenberg (um 1450 in Mainz) den Druck mit Hilfe beweglicher Lettern erfunden hat. Egal wer die Nase vorne hatte - mit dem Buchdruck kam die Massenverbreitung von Botschaften in die Welt. Content konnte jetzt nicht nur an Einzelne weitergeben und auf beliebig lange Zeit gespeichert werden, visuelle Inhalte konnten jetzt ohne die Mühe des Abschreibens vervielfältigt und verbreitet werden. Die Lutherbibel (ab 1545) ist eine Chiffre dafür.

Mit der Verfeinerung der Drucktechnik beginnt das Zeitalter der Massenkommunikation und des Einsatzes der Kommunikationstechnik, was zu immer kürzeren Innovationszyklen führte. Zum Buch trat die Zeitung - denken wir an die seit 1703 existierende “Wiener Zeitung” . Dem Tiefdruck folgte der Flachdruck und bald der Rotationsdruck. Der mühsame Handsatz wurde von der Setzmaschine abgelöst. Schließlich kam der Vierfarbendruck und der Offsetdruck dazu, der es heute ermöglicht, Druckwerke schnell in großer Auflage zu erzeugen und in spektakulärer Form zu illustrieren - das Hochglanzmagazin wurde geboren.

Die Verbreitung von schriftlichen oder bildlichen Inhalten wurde aber nicht nur durch den Druck, sondern auch durch die Entwicklung des Postwesens befördert.

Das Jahr 1490 gilt als das Gründungsjahr des neuzeitlichen europäischen Postwesens. Maximilian I. beauftragte mehrere Mitglieder der italienischen Kurierfamilie Tasso, wie Janetto, dessen Bruder Franz und deren Neffen Johann Baptista von Taxis, eine Kurierroute zwischen den Burgundischen Niederlanden, wo sein minderjähriger Sohn Philipp erzogen wurde, und seiner Residenz in Innsbruck einzurichten.

Telegraf und Telefon#

Es folgte der elektrische Telegraf, der 1833 erstmals eingesetzt und 1844 durch das Alphabet von Samuel Morse praxisreif gemacht wurde. 1860 wurde das erste Unterseekabel über den Atlantik verlegt. Das war der Beginn des interkontinentalen Datenaustausches.

Alexander Graham Bell gelang es 1870 nach zahlreichen Versuchen in Europa – vor allem durch Philipp Reis, der 1861 den Begriff „Telephon“ prägte – den Fernsprecher in Boston marktreif zu machen. Damit war die Tür zu jener Technik aufgestoßen, die wir heute als „Telekommunikation“ im engeren Sinn kennen. Telegraf, Telefon und Fernschreiber und die spätere Funktelegraphie bzw. der Sprechfunk sind technische Einrichtungen zur interpersonalen Telekommunikation (one-to-one communication).

Von größter Bedeutung war die rund um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfolgte Entwicklung des Rundfunks als dem ersten elektronischen Massenmedium.

Radio#

Zunächst trat das Radio auf den Plan. 1896 gelang es Alexander Popow an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg mit einer Versuchsanordnung die Wörter „Heinrich Hertz“ an eine 250 Meter entfernte Empfangsstation zu senden. Vor allem aber war es der Italiener Guglielmo Marconi, der ab 1900 die Funkentelegrafie entwickelte und bald Radiosignale über den Atlantik übertragen konnte. Wieder war es der niederländische Erfindergeist, der einen entscheidenden Schritt setzte: 1919 sendete der niederländische Fabrikant Hanso Schotanus à Steringa Idzerda aus seiner privaten Wohnung in Den Haag die erste bekannte Radiosendung. Dieser erste Radioveranstalter sendete bis 1924 an vier Tagen in der Woche ein gern gehörtes Programm.

Kommerzialisiert wurde das Radio in Amerika, wo schon 1920 ein privater Sender gegründet wurde. In Deutschland hatte der der Post gehörende Sender Königs Wusterhausen schon im Jahr 1915 seinen Betrieb aufgenommen – es war dies die Geburtsstunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

In Österreich begann der Hörfunk ebenfalls in den 1920er Jahren mit dem fast zwei Jahre bestehenden privaten Versuchssender Radio Hekaphon. 1924 wurde die Radio Verkehrs A.G. (RAVAG) mit dem Sender Radio Wien gegründet, aus der 1958 der ORF hervorging.

Fernsehen#

Die Entwicklung des Fernsehens reicht ebenfalls bereits in das 19. Jahrhundert zurück.

Chiffre dafür ist die 1883 von Paul Nipkow erfunden rotierende Scheibe (Nipkow-Scheibe), die mit spiralförmig angeordneten Löchern versehen war, Bilder in Hell-Dunkel-Signale zerlegte bzw. wieder zusammensetzte. Damit wurde die Bildzerlegung für das spätere Fernsehen grundgelegt. Doch war es das 1923 für Vladimir Zworykin patentierte Ikonoskop, ein elektronisches Abtastverfahren, das Fernsehen mit Hilfe der Braun’schen Kathodenstrahl-Röhre praktisch möglich machte.

Der Fernsehbetrieb wurde in Deutschland und England knapp vor Beginn des Zweiten Weltkriegs aufgenommen. Wichtig war es, eine einheitliche Fernsehnorm zu finden, was zunächst nicht gelang. Erst 1942 einigte sich das National Television System Committee (NTSC) in den USA auf die lange Zeit gültige Norm mit 525 Zeilen und 30 Vollbildern pro Sekunde.

Seinen Siegeszug als Massenmedium trat das Fernsehn ab 1950 an. 1951 wurde in den USA das Farbfernsehen eingeführt. In Europa konkurrierten das französische SECAM und das deutsche PAL-System – bei einer 1965 in Wien abgehaltenen Konferenz konnten sich die Europäer auf kein einheitliches Farb-System einigen, wobei PAL in Europa heute stärker verbreitet ist als SECAM, das in Frankreich und Russland vorherrscht. In Österreich wurde das Fernsehen erst nach dem Staatsvertrag eingeführt. Als Startdatum gilt der 1. August 1955 , wiewohl erst am 1. Jänner 1958 der reguläre Betrieb aufgenommen wurde. Zunächst konnten nur in grenznahen Gebieten andere Programme als der ORF empfangen werden. Doch bald erlaubten es fortschreitende Innovationen in der Empfangstechnik, dutzende, ja hunderte Fernsehprogramme zu empfangen.

Fernsehen in Österreich #

Neben Radio und Presse ist das Fernsehen das Rückgrat der Massenkommunikation. 96% der österreichischen Haushalte verfügen über zumindest ein Fernsehgerät.

Infolge der laufenden Vermehrung der empfangbaren Programme stieg die durchschnittliche tägliche Nutzungszeit des Fernsehens in Österreich seit 1991 von 127 auf 171 Minuten.

Dieser hohe Wert ergibt sich vor allem durch die Beliebtheit des Fernsehens bei älteren Personen, deren tägliche TV-Nutzungszeit ja weit überdurchschnittlich ist.

TV Nuztungszeit
TV Nutzungszeiten
Mediennutzung
Mediennutzung

Betrachtet man die Mediennutzung im Tagesablauf, so zeigen sich erhebliche zeitliche Unterschiede zwischen den Medien.

Der brandneue Medienserver 2015 zeigt den Verlauf der Mediennutzung der erwachsenen Österreicher genau an: Radio, Presse und Internet haben ihren Schwerpunkt am Morgen und am Vormittag, während Fernsehen ein typischens Abendmedium ist.

Angemerkt sei hier, dass sich wieder einmal bewahrheitet: neu hinzugekommene Medien verdrängen bestehende nicht oder nur in engen Teilbereichen. So hat das Kino das Fernsehen und den Videorekorder überlebt, es wird auch den Internet-Filmladen überleben, weil es neben der farbenfrohen Breitwand zusätzliche soziale Funktionen anzubieten hat. Genau so ist zu vermuten, dass das gedruckte Wort (Zeitung und Buch) aufgrund seiner haptischen Qualitäten und der psychologischen Überlegenheit des Lesens „vom Blatt“ den steigenden Konsum der Internetzeitung und des E-Books überleben wird.

Die aktuelle Empfangstechnik für Fernsehen#

Während Fernsehen in der Frühzeit nur über die oft wackelige Zimmerantenne („Libelle“) empfangen werden konnte, bürgerte sich in Österreich nach rund 20 Jahren der Mehrkanalempfang über Kabel und Satellit ein.

Kabelfernsehen begann in Österreich in den Jahren 1974/75, als beide ORF-Programme und danach 3-sat eingespeist wurden. Es folgte die Satellitentechnik, die sich in Österreich infolge seiner Topographie immer mehr gegenüber der teuren Verkabelung durchsetzte.

In allerjüngster Zeit hat der ORF den analogen Sendebetrieb eingestellt. Seine Programme werden terrestrisch nur mehr digital ausgestrahlt und sind damit nur mehr über eine spezielle Box/Antenne zu empfangen. Infolge der großen Abhängigkeit der Programmproduktion von deutschen Partnern muss der ORF sein Satellitenprogramm verschlüsselt ausstrahlen, da er die Senderechte oft nur für Österreich besitzt, nicht aber für den gesamten „Footprint“ des Astra-Satelliten, von dem er seine Programme auf 19,2 Grad Ost ausstrahlt. Dem Gebührenzahler sind die digitalen ORF-Programme daher nur über eine eigene Smartcard zugänglich.

Satellit und High-Definition TV#

Laut dem aktuellen Astra TV-Monitor 2015 steigerte der Satellitenempfang mit 2,12 Millionen Haushalten (60%) seine Reichweite gegenüber dem Vorjahr (2014: 2,05 Mio.). Kabelfernsehen nutzen 1,12 Millionen Haushalte (32% ) – 2014 waren es noch 1,17 Mio. Unverändert gegenüber dem Vorjahr blieben die Anzahl der Telefonleitung- und Internet verwendenden IPTV-Haushalte (0,19 Mio. / 5 Prozent) sowie die Zahl der DVB-T-Haushalte (0,14 Mio. / 4 Prozent), also jenen, die terrestrisches digitales Fernsehen sehen.

Hochauflösendes TV ist weiter im Trend: Von den insgesamt 3,57 Millionen TV-Haushalten in Österreich empfangen mittlerweile 2,44 Millionen (68%) ihre Programme in HD-Qualität. Das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr (2014: 2,26 Mio.). Vorreiter sind erneut die Zuschauer mit Satellitenempfang: Bereits 1,61 Millionen (76 Prozent) verfügten Ende 2015 über das nötige Equipment, um Programme in hochauflösender Bildqualität zu sehen (2014: 1,48 Mio.). Gleichzeitig ist auch die Zahl der via Satellit über Astra 19,2 Ost verfügbaren HD-Kanäle in Österreich auf über 100 gestiegen (Stand April 2016). Die Anzahl HD-fähiger TV-Haushalte mit Kabelanschluss lag Ende 2015 bei 0,66 Millionen, bei IPTV 0,14 Millionen.

Das Internet#

Insterent
Internet
Als in den 1980er Jahren das Internet entwickelt und bald als WWW allgemein zugänglich wurde, ließ sich wohl kaum jemand träumen, mit welcher Intensität die weltweite Vernetzung in das moderne Leben des Menschen eingreifen würde.

Inzwischen hat sich auch der Computer als Desktop, Laptop, Tablet und im Smartphone zu einer universellen Zugriffsmöglichkeit entwickelt.

Laut Media-Analyse verfügten die Österreicher im Jahr 2015 persönlich über folgende Geräte:

  • Desktop-PC: 50,8%
  • Notebook/Laptop: 59,7%
  • Tablet: 29,9
  • E-Book-Reader: 13,5%
  • Digitaler Fotoapparat: 63,6%
  • Digitale Videokamera: 23,8%
  • Mobiltelefon gesamt: 94,0 %
  • Smartphone: 65,5%

Im Jahr 2017 werden diese Werte um einige Prozentpunkte höher liegen, womit man von einer praktischen Vollversorgung mit Empfangsgeräten ausgehen kann. Daraus wird auch der rasche Anstieg der Interentnutzung in Österreich verständlich. Heute kann man also davon ausgehen, dass 8-9 von 10 Österreicherinnen und Österreichern Botschaften aller Art über das Netz empfangen können.

Smartphone
Das unverzichtbare Smartphone - Photo: P.Diem

Es ist unmöglich, die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Internets – von der individuellen Kommunikation bis hin zum Empfang massenmedialer Inhalte, von der Nutzung als Informations- und Unterhaltungsmedium bis hin zum „Internet der Dinge“ – auch nur annähernd vollständig darzustellen. Es sei hier nur auf die – in historischer Sicht einem Wunder gleichende – Möglichkeit der interkontinentalen zeitgleichen Face-to-Face-Kommunikation hingewiesen, wie sie über Plattformen wie Skype oder Whats App möglich geworden ist. Gleich aufregend ist die heute jederzeit vorhandene Möglichkeit, Gruppenarbeit ins Netz zu verlagern und damit alle geographischen Grenzen zu überschreiten.

Individuelle und Massenkommunikation ist heute ein globales Phänomen. Der Empfang ist dank der hochentwickelten Telekommunikationstechnik jederzeit und überall möglich, wie man in jedem Straßenbahnwagen sehen kann. Und die technischen Möglichkeiten – von der praktisch unbegrenzten Speicher- und Wiedergabemöglichkeit von Schrift, Graphik, Bild, Ton und Video bis hin zur sekundenschnellen Auskunftserteilung – wachsen beinahe minütlich. Dazu kommt die durch die Miniaturisierung seit Jahren möglich gewordene stete Verkleinerung der Empfangsgeräte bis hin zur Apple-Watch und der Google-Brille. Es ist nicht auszuschließen, dass Empfangs- und Sendemöglichkeiten dereinst in Form von Implantaten zur Verfügung stehen werden.

Welche langfristigen Auswirkungen die immer intensiver werdende professionelle und private Nutzung digitaler Medien – demnächst soll ja der Gratiscomputer neben das Gratisschulbuch treten – auf körperliche Gesundheit und geistige Entwicklung des Menschen haben wird, lässt sich nicht voraussagen. Vielleicht wird sich mit der Zeit neben Skepsis in Bezug auf Inhalte (Stichwort „Fake News“) ein Maß an Askese in Bezug auf die Häufigkeit und Quantität der Nutzung digitaler Medien einstellen.

Weiterführendes#

Quellen#

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