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Lanz, Josef #

Klostername Georg, nannte sich "Lanz von Liebenfels"


* 19. 7. 1874, Penzing (heute Wien)

† 22. 4. 1954, Wien

Rassenideologe, Sektengründer

Jörg Lanz von Liebenfels (vor 1907)
Jörg Lanz von Liebenfels (vor 1907)
Aus: Wikicommons, unter PD

Josef Lanz wurde am 19. Juli 1874 als Adolf Joseph Lanz in einer kleinbürgerlichen Familie in Wien geboren.
(Lanz selbst hat später als sein Geburtsdatum den 1. Mai 1872 und als Geburtsort Messina in Sizilien angegeben.)

Schon früh faszinieren ihn die Geschichten und Mythen um den historischen Orden der Templer. Er trat nach der Matura 1893 als Novize (Bruder Georg) in das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz ein und befasste sich neben seinen theologischen Studien mit kunsthistorischen Arbeiten, die er auch veröffentlichte.
(Im Stift war ein Grabstein gefunden worden, der auf der Rückseite ein Relief zeigte, auf dem ein Mann auf ein sich krümmendes Tierwesen tritt. Dieser Grabstein wurde für Lanz der Anstoß zur Bildung einer neuen Weltanschauung. )

1898 wurde er zum Priester geweiht, allerdings musste er kaum ein Jahr später - aus unklaren Gründen - den Orden verlassen.

Nach seinem Auszug aus dem Stift schloss er sich der Bewegung Georg von Schönerers an und änderte seine Identität. Er gab sich ab 1903 als Baron aus altem schwäbischen Adel aus und führte den Namen "Adolf Georg (Jörg) Lanz von Liebenfels"; außerdem führte er zeitweise einen Doktortitel, den er sich aber selbst verliehen haben dürfte.

Bereits 1900 hatte er den außerkirchlichen "Orden des neuen Tempels" (Ordo Novi Templi, ONT) gegründet - dieser "Orden" war ein nach dem historischen Templerorden benannter Männerbund, der u.a. für "Rassenreinheit" und Rückbesinnung auf tradiertes germanisches "Männerrecht" eintrat; Lanz selbst war in seinem Orden Prior mit dem Titel PONT. 1907 erwarb er die Burg Werfenstein in Oberösterreich als Ordensburg; hier wurde 1907 zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs eine Hakenkreuzfahne gehisst - das Hakenkreuz war rot auf goldenem Grund, umgeben von vier Lilien.

Liebenfels' grundlegendes Werk war sein Buch "Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron", das er 1905 veröffentlichte; hier erweiterte er seine Rassentheorie um ein esoterisches Geschichtsmodell auf Basis einer neuen Bibelauslegung und wurde damit neben Guido von List zum Begründer einer neuen "ariosophischen" Rassenideologie.

Liebenfels erreichte mit seinen Ideen ein breites Publikum: der Orden dürfte auf dem Höhepunkt seines Einflusses ca. 300 Mitglieder gehabt haben, darunter Alfred Kubin und Fritz von Herzmanovsky-Orlando.

Er schrieb für Periodika alldeutscher Ausrichtung und gab ab 1905 eine eigene Zeitschrift heraus, die "Ostara". In diesen rassentheoretischen Schriften entwickelte er sein Konzept vom Sieg der blauäugig-blonden Arier über die "Tschandalenrassen" (= Juden, Slawen) und erläuterte seine Weltanschauung. (Unter den 89 Heften, die bis 1918 in hoher Auflage erschienen, finden sich Titel wie "Rasse und Weib und seine Vorliebe für den Mann der niederen Artung" oder "Das Geschlechts- und Liebesleben der Blonden und Schwarzen".)

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie emigrierte Josef Lanz 1918 nach Ungarn, kehrte aber 1923 wieder nach Wien zurück. Er veröffentlichte weiterhin Schriften und Bücher und beanspruchte für sich, ein wesentlicher Vordenker Adolf Hitlers und "Bahnbrecher des Nationalsozialismus" gewesen zu sein. Die gewünschte Anerkennung blieb allerdings aus - Hitler und verschiedene Parteipublikationen äußerten sich ablehnend bis verächtlich über ihn und andere Esoteriker und Geheimgesellschaftler. Josef Lanz wurde an weiteren Publikationen gehindert; in den 1930er Jahren wurde der Neutempler-Orden aufgelöst.

Jörg Lanz von Liebenfels lebte nach dem Krieg zurückgezogen in Wien. Bis zu seinem Tod am 22. April 1954 sah er sich selbst als den Mann, "der Hitler die Ideen gab". Er wurde auf dem Penzinger Friedhof im Grab seiner Eltern bestattet.

Werke (Auswahl)#

  • Die Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron, 1905
  • Ostara (89 Hefte), 1905–1917
  • Rassentümliche Erziehung, 1912
  • Rassenmischung und Rassenentmischung, 1912
  • Buch der Psalmen teutsch: Das Gebetbuch der Ariosophen, Rassenmystiker und Antisemiten, 1926
  • Der Weltkrieg als Rassenkrieg der Dunklen gegen die Blonden, 1927
  • Biblimystikon oder die Geheimbibel der Eingeweihten, 4 Bände, 1928-32
  • Grundriss der ariosophischen Geheimlehre, 1925

Weiterführendes#


Josef Lanz alias Georg Lanz von Liebenfels
Josef Lanz
Foto: © P. Diem
Grab von Lanz von Liebenfels auf dem Penzinger Friedhof Gr. 2/17/18
Grab auf dem Penzinger Friedhof
Foto: © P. Diem
Grabinschrift Lanz
Grabinschrift "Georgius Lanz, NATUS 1.5.1872 - OBIIT 22.4.1954
Foto: © P. Diem
Buchcover
Buchcover: Der Mann, der Hitler die Ideen gab

Literatur#

  • Wilfried Daim, Der Mann, der Hitler die Ideen gab, 1958
  • Ekkehard Hieronimus, Lanz von Liebenfels, eine Bibliograpahie, Toppenstedt 1991
  • Brigitte Hamann, Hitlers Wien - Lehrjahre eines Diktators, 1996
  • Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, 2004
  • Walther Paape, Im Wahn des Auserwähltseins - Die Rassenreligion des Lanz von Liebenfels, 2015

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl