Schönerer, Georg Ritter von #
* 17. 7. 1842, Wien
† 14. 8. 1921, Schloss Rosenau (Gemeinde Zwettl-Niederösterreich)
Schloss Rosenau, Niederösterreich
Gutsbesitzer, Politiker
Georg Heinrich Ritter von Schönerer wurde am 17. Juli 1842 im Stationsgebäude des Wiener Südbahnhofs geboren. Sein Vater, der Eisenbahningenieur Mathias Schönerer, war an vielen Bahnprojekten beteiligt, zum Teil auch als Assistent von Carl Ritter von Ghega. Er war 1860 in den erblichen Ritterstand erhoben worden. Schönerer jun. verwaltete nach längerer Praxis auf Gütern in Deutschland, Böhmen und Ungarn das väterliche Landgut Rosenau bei Zwettl und baute es zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb aus. Georg von Schönerer war zweimal Abgeordneter zum Reichsrat (1873-1888 für den Wahlbezirk Waidhofen-Zwettl und 1887-1907 für den sudentendeutschen Bezirk Eger). Im Gegensatz zu dem um zwei Jahre jüngeren Dr. Karl Lueger (1844-1910) , der seinen Antisemitismus religiös-wirtschaftlich begründete, vertrat Schönerer eine völkisch-germanische Ideologie, die er mit einem radikalen, rassisch begründeten Antisemitismus verband („Was der Jude glaubt, ist einerlei, in der Rasse liegt die Schweinerei“).
Parlamenarier und Publizist#
In seinen Parlamentsreden und Publikationen („Unverfälschte deutsche Worte“ 1883-1915 und „Alldeutsches Tagblatt“ 1903-1920) kämpfte er gegen den zunehmenden politischen Einfluss der Slawen und die Dominanz der Juden in der Presse und an den Hochschulen. Eine Gewaltaktion gegen politische Gegner (eine Zeitung hatte 1888 vorschnell den Tod Kaiser Wilhelms gemeldet ) brachte ihn ins Gefängnis und längere Zeit um den um Adelstitel, Reserveoffiziersrang und Abgeordnetenmandat. Seine Anhänger ("Schönerianer") waren insbesonders Burschenschafter und Sudetendeutsche.
1888 überreichte Schönerer dem niederösterreichischen Statthalter eine Eingabe von 407 (!) Waldviertler Gemeinden „gegen eingewanderte asiatische Fremdlinge“. Schönerer trat für die Verstaatlichung der von Rothschild finanzierten Nordbahn ein und für den Anschluss der deutschsprachigen Gebiete Österreichs an das Deutsche Reich. Sein Antiklerikalismus ging auf den Umstand zurück, dass die parlamentarischen Vertreter der Geistlichkeit regelmäßig für die Anliegen der slawischen Nationen eintraten. Ihnen schmetterte er den Ruf entgegen: „Ohne Juda, ohne Rom, wird gebaut Germaniens Dom“.
Verehrer von Wagner und Hamerling #
Schönerer liebte die Musik Richard Wagners und war ein Verehrer des aus Kirchberg am Walde stammenden und im Zisterziensergymnasium Zwettl erzogenen Dichters Robert Hamerling (1830-1889), der manchen deutschnationalen Vers schmiedete. Im Garten des 1991 errichteten Hamerling-Hauses in Kirchberg am Walde steht heute noch ein Bismarck-Denkmal.
Dem ursprünglich mit Viktor Adler gemeinsam formulierten "Linzer Programm" von 1882 fügte Schönerer 1885 den Satz hinzu: „Zur Durchführung der angestrebten Reformen ist die Beseitigung des jüdischen Einflusses auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens unerlässlich“. Auch indem er gegen christlich-jüdische Mischehen auftrat, war Schönerer ein Vorbild von Adolf Hitler. 1906 beantragte er, die Reichskleinodien dem deutschen Kaiser nach Berlin zur Verwahrung zu übergeben, und in einem Wahlaufruf wies Schönerer 1907 darauf hin „dass die endliche Gesundung der Verhältnisse der Deutschen Österreichs nur ein einem Zusammenschluss der ehemals deutschen Bundesländer mit dem Deutschen Reiche erblickt werden kann…“
Gespenstisch mutet uns heute ein Widmungsschreiben an, das Schönerer 1921 zur Errichtung des von ihm gestifteten Denkmals für Otto von Bismarck (1815-1898) in Aumühle bei Hamburg verfasste: „Möge ein Bismarck-Titane erstehen, der die noch vorhandene germanische Volkskraft zusammenfasst zur Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs und mit Stahl und Blut zur Vergeltung für angetane Schmach rücksichtlos schreiten wird.“
Georg von Schönerer , der sich für zahlreiche Verbesserungen der sozialen und wirtschaftlichen Lage seiner Beschäftigten und Pächter eingesetzt hatte und deshalb von seiner Umgebung mit dem Ehrentitel „Herrgott von Zwettl“ belegt wurde, starb am 14. August 1921 in Rosenau. Er fand 1922 seine letzte Ruhestätte in der Nähe des Bismarck-Mausoleums in Aumühle. Das Schloss Rosenau beherbergt heute ein Freimaurermuseum.
Weiterführendes#
Werke (Auswahl)#
- 12 Reden, 1886
- 5 Reden, 1891
Literatur#
- Herwig (= E. Pichl), G. Schönerer, 4 Bände, 1913-23 (6 Bände, 1938)
- E. V. Rudolf, Georg Ritter von Schönerer - Der Vater des politischen Antisemitismus, München, 1936
- Heinrich Schnee, Georg Ritter von Schönerer - Ein Kämpfer für Alldeutschland, Reichenberg, 1940
- Franz Stein, Der Rufer der Ostmark -Georg Schönerers Leben und Kampf, Wien, 1941
- A. G. Whiteside, G. Ritter von Schönerer. Alldeutschland und sein Prophet, 1981
Programmatisch sehr stark durch den jüdischen Wiener Historiker Heinrich Friedjung, mit dem er gemeinsam das Linzer Programm verfasste, geprägt,setzte Schönerer ganz im Gegensatz zum Monarchieadel tiefgreifende soziale Initiativen, die später entscheidend zum Erfolg des Nationalsozialismus im Waldviertel, dem Ahnengau des Führers, schon zu Beginn der dreißiger Jahre (etwa Gemeinderatswahlen in Krems) beitragen sollten. Die Wähler entschieden sich dabei weniger für die Ideologie als für die Sozialpolitik, die von konservativer Seite de facto nicht stattfand, obwohl es gerade die Sozialpolitik war, die den Nationalsozialismus so erfolgreich machte.
-- Glaubauf Karl, Montag, 19. Dezember 2011, 11:59
Waldviertler Überlieferung:
Schonerer war wohl primär „Sohn“ Das Gut Rosenau hat er nicht Erwirtschaftet, aber gut Bewirtschaftet.
Bei Kutschenausfahrten warf er Münzen unter die Schaulustigen (Kinder) die „Heil Schönerer“ riefen, Nichtrufer mußten achten außer Reichweite der Peitsche zu bleiben.
--Kailbach Walter, 2015-12-03
-- Kailbach Walter, Donnerstag, 3. Dezember 2015, 12:27
Weiterführendes
- Die Kaiserstadt Wien zwischen 1880 und 1890. Von Newald bis Lueger (Essay von Zentner E.)
-- Lanz Ernst, Mittwoch, 21. Oktober 2020, 15:36
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