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Deutschnationale Bewegung in Österreich#

Gedicht von Wilhelmine Wickenburg-Almásy. Aus einem in Laibach 1897 erschienenen Studentenliederbuch 'Kneip-Bibel'
Aus einem in Laibach 1897 erschienenen Studentenliederbuch "Kneip-Bibel"
Zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie eine bedeutende politische Kraft mit Nachwirkungen in der 1. Republik und im Nationalsozialismus. Nationales Bewusstsein war im Vormärz in Österreich von verschiedenen Völkerschaften entwickelt worden, darunter auch von den Deutschsprachigen in den Alpenländern und in den Ländern der Böhmischen Krone. Durch die Teilnahme am Deutschen Bund ab 1815 und an der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 wurden weite Kreise der Intelligenz zu Anhängern einer großdeutschen Lösung, durch die das Kaisertum Österreich zur Führungsmacht in Deutschland werden sollte. Aufgrund der Erfolge Preußens, die 1866 zum Ausscheiden Österreichs aus dem Deutschen Bund und 1871 zur Bildung des Deutschen Reichs führten, wurde in den 70er Jahren durch jüngere und entschiedenere politische Kräfte nach neuen Ideen und Organisationsformen gesucht. Die machtvolle Stellung des Deutschen Reichs, die sich auf dem Berliner Kongress 1878 zeigte, machte besonders auf die studentische Jugend der deutschsprachigen Länder Eindruck. Sie wandte sich von den alten großdeutschen Ideen ab und radikaleren Anschauungen zu.

Eine erste politische Demonstration war das Ausseer Programm der "Deutschen Autonomisten" 1867, in dem die Abtrennung Galiziens, der Bukowina und Dalmatiens von der westlichen Reichshälfte gefordert wurde, um die deutschsprachige Mehrheit und Vorherrschaft im verkleinerten Staat zu sichern. Aus dieser Variante des deutschnational eingestellten Liberalismus entwickelte sich eine anfangs auf Kleinbürgern und Intelligenz der Provinzstädte beruhende Bewegung, an deren Spitze sich Georg von Schönerer stellte. Unter dem Eindruck der Oppositionsrolle der Liberalen seit 1879 erarbeitete er mit Heinrich Friedjung, Engelbert Pernerstorfer und Victor Adler das Linzer Programm vom 1. 9. 1882. Neben sozialen und wirtschaftlichen Forderungen wurden darin auch die Erhebung des Deutschen zur Staatssprache und die Wahrung des deutschen Charakters der ehemals zum Deutschen Bund gehörigen Länder verlangt. Das Linzer Programm fand zwar in verschiedenen deutschnationalen und radikalen Gruppen seine Fortsetzung, es wurde aber nicht zur Grundlage einer großen nationaldemokratischen Partei, teils wegen der Eigenwilligkeit Schönerers, der 3 Jahre später einen antisemitischen Paragraphen in das Programm einfügte, teils wegen der auf anderen Grundlagen entstehenden Massenparteien der Sozialdemokraten und der Christlichsozialen.

Turnerbund
Gedenkstein im Wiener Schwarzenbergpark - Foto: P. Diem
Turnvater Jahn
Gedenktafel auf dem Leopoldsberg - Foto: P. Diem
Die größere Gruppe der deutschnationalen Bewegung erkannte den Staat Österreich und die habsburgische Dynastie an und schloss sich 1885 im Abgeordnetenhaus zum "Deutschen Klub" zusammen, der mit anderen Gruppierungen als "Vereinigte Deutsche Linke" die Opposition zur Regierung ("Eiserner Ring") bildete. Die "Vereinigte Deutsche Linke" bildete sich 1891 zur "Deutschen Nationalpartei" und 1896 zur "Deutschen Volkspartei" um, während die Anhänger Schönerers 1901 die "Alldeutsche Vereinigung" gründeten. Bei den Wahlen 1907 bildeten diese Gruppen zunächst einen losen Verband, 1910 den "Deutschen Nationalverband", der 1911 mit 104 Abgeordneten zur stärksten Fraktion im Parlament wurde. Bis 1917 zerfiel er aber in 17 Gruppierungen, aus denen nach 1919 die Großdeutsche Volkspartei hervorging.

Literatur#

  • P. Molisch, Geschichte der deutschnationalen Bewegung in Österreich von ihren Anfängen bis zum Zerfall der Monarchie, 1926
  • F. Wolfram, Die deutschnationale Bewegung in der Monarchie, in: Freiheitliche Argumente 1, 1974
  • A. Fuchs, Geistige Strömungen in Österreich, 1984 (Neudruck)
  • A. G. Whiteside, G. R. von Schönerer, Alldeutschland und sein Prophet, 1981
  • L. Kammerhofer (Hg.), Studien zum Deutschliberalismus in Zisleithanien 1873-79, 1992

Weiterführendes#


Es war vor allem die Persönlichkeit Bismarcks, die die deutschnationale Bewegung faszinierte, sodass auch jüdische Historiker wie der Wiener Heinrich Friedjung mit ihren Werken - durchaus Bestseller- zu seinen größten Bewunderern zählten. Durch den Antisemitismus verlor die deutschnationale Bewegung rasch einen relevanten Teil ihrer Intelligenz. A-- Glaubauf Karl, Dienstag, 16. August 2011, 11:15