Michaelerplatz#
Vergleiche: Der Michaelertrakt
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde in Wien (als zweite Stadtpfarrkirche neben St. Stephan) die Michaelerkirche gegründet; der zur gleichen Zeit angelegte Michaelerfreithof lag an der Ecke Kohlmarkt-Reitschulgasse; die anderen Ecken wurden durch Bürgerhäuser gebildet.
Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts wurden die Häuser an der Ecke der Reitschulgasse mit der (heutigen) Durchfahrt durch den Michaelertrakt vom Landesfürsten käuflich erworben; auf diesem Areal entstand im frühen 16. Jahrhundert als Teil der Hofburg der kaiserliche Lustgarten (später Paradiesgarten genannt).
Die Wandlung der Kreuzung in einen Platz begann mit der Erbauung der Winterreitschule auf dem Areal des "Paradeisgartels" (1729-1735), des Reichskanzleitrakts mit dem Torso des Michaelertrakts der Hofburg und des Kleinen Michaelerhauses (1732-33) auf einem Teil des aufgehobenen Friedhofs.
Das sich aus einem älteren Ballhaus entwickelte (alte) Burgtheater im Halbrund des unfertigen Michaelertrakts der Hofburg (ab 1776 Deutsches Nationaltheater) gab dem Platz einen neuen Akzent.
Mit der Vollendung des Michaelertrakts (1889-1893), dem das alte Hofburgtheater sowie einige Häuser der bis über den heutigen Platz führenden Westzeile des Kohlmarkts (die sich bis über die Schauflergasse hingezogen hatte) zum Opfer fielen, dem Bau des Herbersteinpalais (1897) und des Looshauses (1910), erhielt der Michaelerplatz seine heutige Gestalt.
Ausgrabungen
1990/1991 fand Stadtarchäologe Ortolf Harl bei Grabungen Baureste aus verschiedenen Jahrhunderten. Das Fundament eines großen, turmartigen Grabdenkmals sowie römische Häuser (mit Fußbodenheizung, Wandheizungen und Wandmalereien) stammen aus dem zweiten bis fünften Jahrhundert. Harl deutete die archäologischen Reste als Vergnügungsviertel des Militärlagers Vindobona. Bis ins Hochmittelalter war dann die Platzfläche unverbaut (Witmarkt). 1385 setzte die Verbauung des südlichen Platzteils (Areal des heutigen Michaelertrakts) durch einen sich in erhöhter Lage erstreckenden Paradiesgarten ein, unter dem (auf heutigem Platzniveau) ein Tonnengewölbe rekonstruierbar ist, das seinerzeit die kaiserliche Antikensammlung aufnahm. Aufgefunden wurden weiters Fundamentreste des Ballhauses und des an seiner Stelle entstandenen (alten) Hofburgtheaters, außerdem (im Westen) Reste der in der Verlängerung der westlichen Häuserzeile des Kohlmarkts bis zur Burg entstandenen Privathäuser. Teile der Ausgrabungen wurden (gestaltet von Hans Hollein, 1992) sichtbar erhalten.
Weiterführendes#
- Michaelertrakt der Wiener Hofburg (AEIOU, K. Hengl)
- Hohmann, H.: Zur Präsentation der archäologischen Funde am Michaelerplatz (Essay)
- Looshaus (AEIOU)
- Die Nike von Samothrake
Web-Links#
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