Zur Präsentation der archäologischen Funde am Michaelerplatz (Essay)#
Ein Auge in die Vergangenheit#
Text und Bilder von
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
ISG Magazin Heft 1-2 / 1991 (Internationales Städteforum Graz)
Das Grabungsfeld am Michaelerplatz in Wien stößt auf großes Interesse sowohl bei der Wiener Bevölkerung als auch bei den zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland. Die Kreisform verleiht dem Feld den Charakter eines großen Auges, durch das man in die Vergangenheit der Stadt sehen kann. Es scheint daher eine möglichst permanente Offenhaltung dieser Grabungszone wichtig. Die Funde reichen von der Römerzeit - mit Fußbodenheizung und römischem Wandfresko-Fragment - bis ins hohe Mittelalter und weiter hinauf in die Jetztzeit.
Es wurde zwar schon an etlichen Stellen in Wien das Ge-chichtsbewußtsein dieser Stadt unter Beweis gestellt, indem archäologische Funde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht bzw. präsentiert wurden und werden - gerade hier wäre an einem sehr wichtigen Punkt, im Nahbereich so vieler Museen, die Chance, mit archäologischen Funden der Stadt Wien „in situ" an die Öffentlichkeit zu treten.
Eine zarte verglaste Überdachung zum Schutz der Funde könnte eine unaufdringliche Vervollständigung der Haut dieses Platzes ergeben. Es sollte jedenfalls eine Lösung gesucht werden, durch welche die Besucher bereits von außen - ähnlich wie beim jetzigen offenen Grabungsstadium - erkennen können, was hier präsentiert wird. Eine gute, didaktisch überzeugende Darbietung der Funde - nach Zeitepochen getrennt - wäre ebenso notwendig.
Eine katakombenähnliche Lösung, wie sie am Hohen Markt und auch in vielen anderen Städten gewählt wurde, sollte möglichst vermieden werden, da sie in der Regel wenig einladend wirkt; Sichtbarkeit von außen und Zugänglichkeit für Interessierte machen archäologische Funde zu einer Attraktion.