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Michael Mitterauer

Technische Innovationen des Mittelalters#

Voraussetzungen und Auswirkungen#

Ziel meiner Ausführungen ist es nicht, rein technikgeschichtliche Abläufe während des Mittelalters darzustellen. Ich bin Sozialhistoriker, Wirtschaftshistoriker, Kulturhistoriker. Mir geht es um die Einbeziehung der Technikgeschichte in diese historischen Teildisziplinen, um Querbeziehungen, um gesellschaftliche Kontextualisierung. Das meint auch der Untertitel „Voraussetzungen und Auswirkungen". In diesem Verständnis ist es wohl sinnvoll, Technikgeschichte in den Geschichtsunterricht einzubeziehen.

Kontextualisierung macht exemplarische Auswahl von Themen der technischen Innovation im Mittelalter notwendig. Im Gegensatz zum Schlagwort vom „finsteren Mittelalter" war diese Epoche eine technologisch sehr innovative Zeit. Marcus Popplow nennt in seiner Überblicksdarstellung „Technik im Mittelalter" (S. 13) als „spektakuläre" Neuerungen: „Brille, mechanische Uhr, Kanone, Papier, Buchdruck, Kompass, neue Formen von Pflug und Webstuhl, Varianten der Mühlentechnik und des Schiffbaus, Hebezeug und Pumpwerke im Bergbau". Sie alle gesellschaftlich kontextualisiert in Hinblick auf Voraussetzungen und Auswirkungen zu behandeln, würde zu weit führen. Meine exemplarische Auswahl richtet sich nach besonderer Wirksamkeit in drei Bereichen: Für die gewerblich-industrielle Entwicklung steht die Walkmühle, für die militärische die Armbrust, für die kulturelle auch meinerseits der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Alle drei Innovationen sind von spezifischer Bedeutung für den europäischen Sonderweg der Gesellschaftsentwicklung. Sie stellen — im interkulturellen Vergleich betrachtet — besonders wichtige Faktoren für die europäische Entwicklungsdynamik dar. Anders formuliert: Es handelt sich um entscheidende Schritte zur Modernisierung - nicht nur europaweit, sondern weltweit.

Die Walkmühle#

Walkmühle,
Walkmühle, Kupferstiche 1607 und 1617/18
Die Einführung der Walkmühle gilt nach dem derzeitigen Forschungsstand als „eine der wichtigsten technologischen Innovationen des Hochmittelalters" (Lukas Clemens/Michael Matheus). Ich betone „beim derzeitigen Forschungsstand", weil im Rahmen der Erforschung mittelalterlicher Mühlentechnologie viel in Bewegung ist — vor allem durch die Mühlenarchäologie bedingt, die die Frühgeschichte des Mühlenwesens in Europa immer wieder durch neue Funde bereichert. Es wäre durchaus möglich, dass eine andere Mühlenform - vielleicht die Stampfmühle - die Rolle der entscheidenden technischen Innovation übernimmt.

Um welche Technologie geht es? Die Walkmühle leistete wohl als erster Mühlentyp die Verbindung von Wasserrad und Nockenwelle, die für die industrielle Entwicklung in Europa so entscheidende Bedeutung gewann. Diese Verbindung konnte nur von der Getreidemühle mit vertikalem Wasserrad ausgehend hergestellt werden. Bei ihr konnte man direkt an das Wasserrad die Achswelle anschließen, die mit „Nocken" versehen war. Diese „Nocken" oder auch „Daumen" hoben schwere Hämmer aus Holz, welche mit großer Kraft herunterfielen und einen bestimmten Werkstoff bearbeiteten. Von der mit horizontal gestelltem Wasserrad betriebenen Getreidemühle ausgehend ging das nicht - auch nicht von der Schiffsmühle oder der Gezeitenmühle.

Das „Walken" von Tuch führte als frühe industrielle Nutzung der Mühlentechnik über die ursprüngliche Funktion der Getreideverarbeitung für die Herstellung von Mehl für die Brotnahrung hinaus. Heute ist das Gewerbe des Walkens für die Tuchproduktion kaum mehr bekannt. In historischen Zeiten war es enorm wichtig. Seit der Antike hatte man Wolltuche mit den Füßen oder mit Stampfgeräten in Trögen mit warmem Wasser bearbeitet. Das Wasser wurde mit einem Laugenzusatz versetzt, etwa mit Walkererde. Es kam dadurch zu einer Entfettung und Reinigung der Wolle, wie sie nach dem Einsatz von Fett beim Spinnen notwendig war, aber auch zu einer Verfestigung des Gewebes. Dieses „Walken" war eine schwere und mühevolle Arbeit - wenn sie durch Lohnarbeiter verrichtet wurde, auch eine sehr teure. Mechanisches Walken, wie es seit dem 10. Jahrhundert aufkam, ersparte viel Arbeitsaufwand und Kosten. Die Basis dafür war die Verbindung des Wasserrads als Energiequelle mit der Nockenwelle, die die Umsetzung der Drehbewegung des Rades in eine Aufwärts-Abwärtsbewegung von Hämmern und Stampfen ermöglichte. Die Entwicklung und Verbreitung der Walkmühle geht im hochmittelalterlichen Europa von zwei Zonen aus - einerseits von den alten Textilregionen in Nordwesteuropa, nämlich Friesland, Flandern, der Normandie, Nordfrankreich und Südengland, wo die technische Innovation jedenfalls im 11. Jahrhundert belegt ist, andererseits von Ober- und Mittelitalien, wo die frühesten Zeugnisse schon ins 10. Jahrhundert zurückreichen. Die italienische Bezeichnung „gualchiera" für die Walkmühle - von der germanische Wortwurzel „walk" abgeleitet — verweist allerdings auch hier auf einen Ursprung im Norden. Beide Regionen gehörten im Mittelalter zu den besonders stark urbanisierten Gebieten Europas. Tuchindustrie und Siedlungsverdichtung stehen hier wohl in einem ursächlichen Zusammenhang.

Die gesamteuropäische Verbreitung der Walkmühle im Hochmittelalter lässt sich allerdings sicher nicht nur auf Urbanisierungsprozesse zurückführen. Eine wesentliche Rolle spielten dabei die im ländlichen Raum verankerten neuen Orden der Zisterzienser und Prämonstratenser im 12. und 13. Jahrhundert, die diese technische Innovation im ganzen Raum der Westkirche — vom kulturellen Kontext her auch als „Lateineuropa" charakterisiert — verbreitet haben. Aufgrund ihrer religiös bedingten Autarkiebestrebungen haben diese Orden insgesamt die Mühlenindustrie in ihren verschiedenen Ausformungen gefördert.

Über den Kulturraum Lateineuropa hinaus hat sich die Walkmühle im Mittelalter kaum verbreitet. Beispiele dafür gibt es für die frühe Neuzeit aus dem Osmanischen Reich. Sephardische Juden haben sie nach ihrer Vertreibung aus Spanien in den Raum von Saloniki und nach Palästina gebracht. Hier ergaben sich jedoch für den Einsatz der Walkmühle in der Tuchproduktion große Probleme, weil die erforderliche Wasserkraft nicht ganzjährig zur Verfügung stand.

Das Wasserproblem führt uns zu den naturräumlichen Voraussetzungen für die Entstehung und die Entwicklung der Walkmühle. Einige Forscher wollen ihren Ursprung aus dem Orient ableiten. Soweit es dort in der Antike und im Frühmittelalter überhaupt Anlagen gab, die als der europäischen Walkmühle vergleichbar gedeutet werden dürfen, handelte es sich um ephemere Erscheinungen - ohne Bedeutsamkeit für die weitere Entwicklung der Textilindustrie. Der ganze Mittelmeerraum und erst recht der Orient waren von ihren klimatischen Verhältnissen kaum geeignet, um Industriereviere auf der Basis von Wasserkraft zu entwickeln, wie sie seit dem Hochmittelalter im Westen im Großraum zwischen der Toskana und England in vielfältiger Weise entstanden, wo die notwendige Wasserzufuhr ganzjährig gesichert war.

Die Rolle der Getreidemühlen#

In diesem Großraum kam es schon im Frühmittelalter zu einer Verdichtung von Getreidemühlenlandschaften, in der die ober- und die unterschlächtige Vertikalmühle eine entscheidende Rolle spielten. Dieser Aufschwung hängt einerseits mit hydrologischen Gegebenheiten, andererseits mit Veränderungen des Getreidebaus zusammen. Verschiedene Formen der Wassermühle waren schon in der Antike bekannt und verbreiteten sich im Rahmen des Imperium Romanum. Der wasserreiche Norden mit seinen ganzjährig fließenden Bächen bot für das Mühlenwesen gute Voraussetzungen.

Der Bedarf an Getreidemühlen war jedoch noch weniger ausgeprägt als im Süden. Er nahm erst mit dem Prozess der „Vergetreidung" im Hoch- und Spätmittelalter stark zu. Das war vor allem der Fall, als man neben Weizen auch vermehrt Roggen anbaute — ein für die kühl-humiden Zonen Europas gut geeignetes zweites Brotgetreide. Das Mühlenwesen erhielt dadurch starke Impulse, die insgesamt zu intensiverer Nutzung der Wasserenergie führten.

Rohstoff Wolle#

Neben den allgemeinen Standortbedingungen des Mühlenwesens waren für die Walkmühle die speziellen Standortbedingungen der Wolltuchproduktion von Bedeutung - insbesondere die Verfügbarkeit von Wolle von guter Qualität. Diesbezüglich gab es in Europa große Unterschiede. Von den klimatischen Voraussetzungen war wiederum der Nordwesten bevorzugt — etwa die für die Schafzucht besonders günstigen Küstenlandschaften. Auf der Basis zunächst von lokal produzierter, später aber auch von importierter Qualitätswolle entstand im Nordwesten ein blühendes Tuchmachergewerbe. Es mag sein, dass hier der manuelle Betrieb der Walkerei durch den Arbeitskräfte und damit Lohnkosten sparenden mechanischen Betrieb abgelöst wurde. Die beiden konstitutiven Elemente — nämlich die Vertikalmühle und die Nockenwelle — waren hier schon seit langer Zeit bekannt. Sie könnten hier aus einer spezifischen Bedarfssituation zusammengeführt worden sein. Aber auch eine Entstehung der technologischen Innovation in der Toskana ist möglich. Hier hat im 13. Jahrhundert Florenz aufgrund seiner mit Wasserkraft arbeitenden Tuchindustrie einen enormen Aufschwung erlebt und ältere Zentren wie Pisa und Lucca verdrängt, allerdings auf der Basis von importierter Qualitätswolle. An lokalen Standortfaktoren ist das Vorkommen von Walkererde bei Prato zu bedenken, ebenso von für den Färbeprozess geeigneten Kulturpflanzen im Umland.

Durch die in der Walkmühle vollzogene Verbindung von Wasserrad und Nockenwelle wurde eine breite Diversifizierung des Mühlenwesens in verschiedenen Produktionsbereichen möglich, die im Wesentlichen im Hochmittelalter, zum Teil aber auch erst im Spätmittelalter erfolgte. Nach verarbeiteten Stoffen lassen sich nun Getreide-, Öl-, Loh-, Gips-, Farben-, Papier-, Pulver- und Erzmühlen unterscheiden, nach Bearbeitungstechniken Mahl-, Reib-, Stampf-, Walk-, Säge- und Hammermühlen. Auf der Basis von Wasserenergie waren jetzt also vielfältige Produktionsprozesse mechanisiert. Europa erreichte so schon im Mittelalter einen hohen Mechanisierungsgrad mit hohem Energieeinsatz.

Die frühe Eisen- und Papierindustrie#

Zwei besonders wichtige Produktionszweige, die von der Technologie der Walkmühle abzuleiten sind, betreffen die Eisen- und die Papierindustrie. In Ersterer ist wiederum der Einsatz in Radwerken und in Hammerwerken zu unterscheiden. In Radwerken betreibt die Nockenwelle den Blasebalg und ermöglicht damit verbesserte Schmelztechniken, im Hammerwerk die für die Weiterverarbeitung des Roheisens notwendigen Schmiedevorrichtungen. Seit dem 13. Jahrhundert sind auf der Grundlage der neuen Technologien mit Einsatz der Wasserkraft große Reviere der Eisenindustrie entstanden — etwa um den steirischen Erzberg oder in der Oberpfalz. Die in Antike und Frühmittelalter führende Region um die Eiseninsel Elba verlor hingegen ohne die Möglichkeit der Nutzung von Wasserkraft in ihrer unmittelbaren Umgebung rasch an Bedeutung. Insgesamt kam es jetzt zu einem Rückstand der Eisenindustrie im Mittelmeerraum, die sich auf dessen weitere Industrialisierung negativ auswirkte. Die nördlichen Reviere hingegen gewannen große Bedeutung. 90 Prozent des damals weltweit produzierten Eisens stellten nun europäische Regionen, die Wasserkraft einsetzen konnten. Eisenprodukte beeinflussten die unterschiedlichsten Lebensbereiche -von der Landwirtschaft bis hin zum Kriegswesen. Die europäische Papierindustrie, die im Spätmittelalter einen enormen Aufschwung erlebte, schließt technologisch unmittelbar an die Walkmühle an. Durch die massenhafte Verfügbarkeit von Beschreibstoff kam es ebenso zu weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen. Der europäische Sonderweg der Schriftlichkeit, der Buchkultur, des Bildungswesens und der Kommunikationsformen hat hierin eine wichtige materielle Voraussetzung.

Die Armbrust#

Spannen und Abschießen einer Armbrust, 1487.
Spannen und Abschießen einer Armbrust, 1487.
Ähnlich wie in der Geschichte der Walkmühle gibt es auch in der Geschichte der Armbrust keinen klar datierbaren Anfang, keinen Erfinder, keine technologische Zäsur, die grundsätzlich Neues markiert. Ähnlich wie die Walkmühle im säkularen Entwicklungszusammenhang des Mühlenwesens eine Weichenstellung zu neuen Möglichkeiten gewerblich-industrieller Produktion darstellt, ähnlich bedeutet die Armbrust eine solch Neuorientierung in der Entwicklung der Fernwaffen. Sie schließt an den Bogen an und findet in der Arkebuse, der Büchse, der Handfeuerwaffe ihre Fortsetzung. Sicher ist die Erfindung des Schießpulvers in dieser langen Geschichte der Waffentechnik der wichtigste Einschnitt. Aber ohne die mittelalterliche Armbrust wäre es in Europa nicht zu der so folgenreichen Entwicklung der Handfeuerwaffen gekommen. Für die Epoche des Mittelalters erscheint die Armbrust als die maßgebliche Fernwaffe. Der Bogen, aus dem sie sich herausentwickelt hat, bewahrt sich neben ihr eine gewisse Bedeutung — vor allem in der englischen Sonderform des Langbogens. Der Zusammenhang mit dem Bogen ist etymologisch noch deutlich erkennbar — vor allem im Englischen in „cross-bow" bzw. „crossbowman", aber auch im Französischen in „arbalete" — von lateinisch „arcuballista", d. i. „Bogenschleuder" — abgeleitet, aus dem sich im Deutschen durch Verballhornung „Armbrust" entwickelt hat. „Armbrust" hat weder mit „Arm" noch mit „Brust" zu tun. Deshalb ist auch die Pluralbildung „Armbrüste" unzutreffend. Die Armbrust ist im Prinzip ein horizontal auf einer Mittelsäule montierter Bogen, der dem Schützen durch eine Rückhaltevorrichtung für die Sehne ermöglicht, die Waffe ohne Anstrengung gespannt zu halten und dadurch lange und genau zu zielen. Durch eine geeignete Konstruktion kann die Armbrust erheblich mehr Energie speichern und auf ein Projektil übertragen als es einem Bogenschützen durch bloße Armkraft möglich wäre. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Waffentypen. Die Armbrust ist die erste Waffe, die nicht von der Stärke des Kriegers abhängt — somit auch eine der ersten mechanischen Waffen. In Hinblick auf die für sie spezifische Energiebündelung verwendet die Armbrust keine langen Pfeile, sondern kurze Bolzen, mitunter sogar Stein- oder Tonkugeln. Zum Unterschied vom Bogen hat die Armbrust eine Rückhaltevorrichtung, die so genannte „Nuss". Technisch stellt diese Halteklaue wohl die entscheidende Neuerung dar wie insgesamt die Konstruktion des Abzugs. Wie dieses Element zu dem auf dem Bogen montierten Schaft hinzukam, wissen wir nicht. Zu ähnlichen Waffenformen, wie sie aus der Antike bzw. aus China im 5. vorchristlichen Jahrhundert überliefert sind, besteht kein erkennbarer Entwicklungszusammenhang.

Drei Enwicklungsstufen#

Die Armbrust durchlief in Europa drei Entwicklungsstufen. Die erste betrifft die Armbrust mit hölzernem Bogen, der vornehmlich aus Eibenholz gefertigt wurde. Diese Armbrust dürfte aus Nordwesteuropa stammen und war wohl schon im 10. Jahrhundert in Gebrauch.

Eine zweite Entwicklungsstufe lässt sich als Hornbogenarmbrust charakterisieren. Der Bogen wurde bei dieser Variante aus Schichten von Horn und Tiersehnen verleimt. Verwendet wurden dabei Hörner von Langhorntieren. So waren in Venedig dafür im 13. Jahrhundert die besonders raren Hörner von Steinböcken vorgeschrieben. In Pisa könnten Hörner der in den nahen Maremmen wild lebenden besonders langhörnigen Rinder in Gebrauch gewesen sein, vielleicht auch von Mufflons aus Sardinien oder Korsika. Die Komposittechnik, die dabei zum Einsatz kam, ist ihrem Ursprung nach nicht europäisch. Sie wurde für Bögen von verschiedenen Steppenvölkern gebraucht, allerdings nicht für Armbruste. Diese dürften durch orientalische Einflüsse angeregt, aber in Europa entwickelt worden sein. Die Verklebung von Horn war eine technisch schwierige und kostspielige Angelegenheit. Aber das Resultat lohnte sich. Die Hornbogenarmbruste waren weitaus leistungsfähiger als die Holzbogenarmbruste - allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Bei anhaltendem Regen konnten die Hornbögen an Spannkraft verlieren. So passierte es etwa den genuesischen Armbrustschützen 1346 in der Schlacht von Crecy - mit fürchterlichen Folgen. Diese Technik war offenbar auf die klimatischen Verhältnisse des Mittelmeerraums abgestimmt. Seit dem 11. Jahrhundert wurde sie hier eingesetzt. Die Muslime charakterisierten sie als „fränkische Waffe". Sie war ihnen auch wegen ihrer Kreuzform suspekt. Es gab ein Hadith, das sich gegen alles Kreuzförmige richtete. Der Bogen hingegen war für sie religiös legitimiert. Erst spät wurde in Ägypten und im Osmanischen Reich die Armbrust übernommen. Sie war zuvor im Osten auch den Byzantinern fremd. Die leistungsfähigste Form der Armbrust wurde in einer dritten Phase seit dem 14. Jahrhundert entwickelt — nämlich die Armbrust mit stählernem Bogen. Zum Unterschied von der primär mediterranen Hornbogenarmbrust war sie nicht mehr witterungsanfällig.

Kreuzzugswaffe#

Sehr vergröbernd lässt sich sagen, dass die Armbrust etwa vom 12. bis zum 15. Jahrhundert die europäische Militärtechnik beherrschte. Ihr Verbreitungsgebiet ist primär Lateineuropa, also der Raum der Westkirche. Hier wurde ihr Gebrauch 1139 am zweiten Laterankonzil im Kampf gegen Christen verboten — nicht im Kampf gegen „Ungläubige". Sie ist eine charakteristische Waffe des Kreuzzugszeitalters. Das Verbot von 1139 zeigt, dass sie damals schon weit verbreitet war, sodass ihr Einsatz für die vom Papst einberufene Kirchenversammlung zum Problem geworden war. Die kirchliche Vorschrift blieb ohne Folgen. In ähnlicher Weise verurteilte für die Ostkirche 1367 der Patriarch von Wladimir den Gebrauch dieser „unchristlichen Waffe" - ebenso ohne Auswirkung auf die gesellschaftliche Realität. In ihrer Verbreitung bestand zwischen dem Westen und dem Osten des Kontinents offensichtlich eine deutliche Verzögerung.

In der mittelalterlichen Militärtechnologie markierte die Armbrust den Gegenpol zu den Panzerreitern. Sie war die „antifeudale Waffe" schlechthin. Beim Verbot von 1139 ging es vielleicht auch um eine Begrenzung des Einsatzes dieser „unritterlichen Waffe". Armbrustbolzen konnten Harnische durchdringen. Damit stellten Armbrustschützen für Ritterheere eine effektive Bedrohung dar. Aber die militärische Bedeutung der Armbrust seit dem Hochmittelalter lässt sich nicht auf den Gegensatz Panzerreiter gegen Armbrustschützen beschränken. Der Einsatz der Armbrust erfolgte in ganz unterschiedlichen Kontexten. Sie begegnet keineswegs nur in Formationen der Feldheere. Eine sehr wesentliche Rolle spielte sie bei Belagerungen - sowohl in der Verteidigung der Mauern als auch im Angriff. Auf den Belagerungstürmen, die in dieser Zeit aufkommen, gehört die oberste Plattform den Armbrustschützen, die den Sturm auf die Mauerkrone ermöglichen sollen. Noch wichtiger ist ihre Rolle im Seekrieg.

Einsatz zur See#

Der Einsatz der Armbrust als Fernwaffe zur See veränderte den Schiffsbau. Eigene Plattformen für Schützen an Bug und Heck - die sogenannten- „Kastelle" -prägten nun die äußere Gestalt. Wer über Armbrustschützen verfügte, konnte sich in der Seeherrschaft durchsetzen. Unter den großen italienischen Seerepubliken erreichte als Erste Pisa eine solche Vormachtstellung. Schon Anfang des 11. Jahrhunderts dürften in den maritimen Expeditionen der Stadt Armbrustschützen eingesetzt worden sein. Gesichert sind sie für den großen Sieg der Pisaner von 1064 im Hafen von Palermo sowie deren Teilnahme am Ersten Kreuzzug. Die unglaubliche Siegesserie der Stadtrepublik von der Jahrtausendwende bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts hinein geht wohl auf die von ihr betriebenen militärtechnischen Neuerungen zurück — mit dem Einsatz der Armbrust als wesentlichem Element. Genua löste Pisa im 13. Jahrhundert in seiner Vormachtstellung ab. Die Genuesen galten in der Folgezeit europaweit als die besten Armbrustschützen. Als Probe ihrer Fertigkeiten galt es, dass von Schiff zu Schiff ein aufgeworfenes Geldstück getroffen werden musste. Die Armbrustschützen produzierten in Genua ihre Waffen selbst — ähnlich wie später die ebenso erfolgreichen Katalanen. Man kann darin einen Hinweis darauf sehen, wie sehr damals militärischer Erfolg mit technischem Know-how verbunden war.

Die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen des Einsatzes der Armbrust in den militärischen Operationen der italienischen Seerepubliken im Mittelmeerraum lassen sich nur ansatzweise andeuten. Die maritime Überlegenheit dieser Stadtstaaten war sicher ein wesentlicher Entstehungsfaktor für ihre so eigenartige und einmalige Staatsform. Seemacht ermöglichte erfolgreichen Seehandel. Die Durchsetzung ihrer Handelsinteressen beruhte auf ihrer Überlegenheit zur See. Und als dominante Seemächte entwickelten sie jene Formen des Frühkolonialismus, der — vom Mittelmeer ausgehend — im atlantischen Raum seine Fortsetzung fand. Die Bestückung der Schiffe mit Feuerwaffen steht — sicher mehrfach vermittelt — mit jenen Frühformen in Zusammenhang, die mit den zur See eingesetzten Armbrustschützen des 11. Jahrhunderts begann.

Armbrustschützen spielten auch in anderen italienischen Stadtstaaten zunehmend eine Rolle, die nicht in Seeunternehmen engagiert waren. Ihr wehrhafter Einsatz für die Stadt konnte ihnen politische Mitsprache in der Kommune eintragen. So erlangten — durch die neue Militärtechnologie bedingt - zusätzliche Gruppen der Stadtbevölkerung politische Partizipation. Auch durch solche Auswirkungen führte die neue Waffe zu Einschränkungen feudaler Traditionen und zur Stärkung bürgerlicher Elemente. Ähnliche Effekte des Schützenwesens lassen sich auch in anderen europäischen Stadtregionen beobachten. Waffentechnologie als Themenfeld historischen Interesses mag mit Einstellungen in der Gegenwart zusammenhängen, die emotional sehr unterschiedlich gestimmt sind. Unabhängig von solchen Ausgangspositionen - für eine strukturgeschichtliche Betrachtung der Vergangenheit erscheint es unerlässlich, sich mit technologischen Veränderungen im militärischen Bereich zu beschäftigen. Sie hatten besonders nachhaltige gesellschaftliche Folgen. Gerade auf diesem Gebiet des sozialgeschichtlichern Kontexts von Veränderungen der Militärtechnologie bleibt noch viel zu tun — sowohl in der Analyse der Voraussetzungen wie auch der Auswirkungen.

Der Buchdruck#

Zu Recht wird diese technische Innovation unter den Neuerungen des Mittelalters als etwas Besonderes angesehen — vor allem in Hinblick auf ihre weitreichenden Auswirkungen. Gegenüber den beiden zuvor behandelten ergeben sich wesentliche Unterschiede. Die Erfindung des Buchdrucks lässt sich als Schritt in technologisches Neuland zeitlich klar bestimmen - sie erfolgte um 1450 - und sie lässt sich eindeutig einem Erfinder und dessen Lebenslauf zuordnen — nämlich dem um 1400 in Mainz geborenen Johannes Gensfieisch, genannt Gutenberg.

Stempel, Matrize, Lettern und das Handgussgerät#

Fast alle Schritte des Buchdrucks beruhen auf neuartigen Technologien, die zu einem insgesamt neuartigen Gesamtprozess zusammengefasst wurden. Gehen wir diesen Schritten im Einzelnen nach: Den ersten Komplex in diesem arbeitsteiligen Verfahren machten Stempelschnitt, Matrizenschlag und Letternguss aus. Die einzelnen Buchstaben und Zeichen wurden als einheitlich gestaltete Stempel hergestellt, die in hartes Metall graviert wurden — wahrscheinlich Stahl. Diese Stempel konnten nach Bedarf in ein weicheres Metall „abgeschlagen", das heißt senkrecht eingetieft werden. So konnte eine Negativform gefertigt werden — die „Matrize". Sie bestand aus einem rechteckigen Körper aus Kupfer oder einem ähnlich weicheren Metall.

Für die Mengenanfertigung wurde das Handgussgerät entwickelt. Dieses Handgussgerät stellte eine Hohlform aus Metall mit zwei Holzbacken dar, die in zwei Teile zerlegt werden konnte. In sie wurde die Matrize eingelegt. Dadurch ersparte man sich die Herstellung zahlreicher unterschiedlicher Hohlformen. Bei Gutenberg waren es zunächst immer noch 180-190. In die Hohlform des Handgussgeräts wurde das auf ca. 300 Grad erhitzte Gießmetall eingegossen. Es bestand aus Blei, Zinn und Antimon - eine Legierung, die sofort erstarrte. Fertige Lettern kamen unmittelbar in den Setzkasten. Dieses Handgussgerät ist wohl der eigentlich bahnbrechende Teil der Erfindung des Johannes Gutenberg.

Der Druck#

Der zweite Arbeitsschritt umfasste Satz und Druck. Wesentlich dafür waren die Spindelpresse, die Druck ausübende Platte sowie das Einschwärzen mit Druckerschwärze aus Harz, Pech und Ruß, um Wasserlöslichkeit und Auslaufen zu verhindern. Auch bei der Druckerschwärze handelte es sich um eine neue Erfindung - allerdings keine ähnlich sensationelle. Insgesamt wurden in Gutenbergs Verfahren sehr unterschiedliche Elemente technischer Innovation miteinander verbunden.

Gutenbergs Lebenslauf erklärt manches an vorausgehenden Erfahrungen, die von ihm zusammengeführt wurden. Er stammte aus Mainz — einer traditionsreichen Weingegend. Die Weinpresse, die er als Vorbild für seine Druckerpresse nutzte, war ihm also geläufig. Hier liegt nicht der große Fortschritt. Seiner handwerklichen Ausbildung nach war Gutenberg Goldschmied. Mit diesem Gewerbe dürfte eine interessante Vorstufe in seinem Erfinderleben zusammenhängen. Für Pilger zu den großen Wallfahrtsorten wurden im Spätmittelalter Pilgerzeichen angefertigt. Häufig besorgten das die Goldschmiede. Die Anfertigung dieser Pilgerzeichen war standardisierte Massenproduktion. Mit solchen Pilgerzeichen war der magische Glaube verbunden, dass sie — in Sichtkontakt mit dem Wallfahrtsheiligtum — dessen heilbringende Wirkung einfangen könnten.

"Pilgerspiegel"#

Buchdruck
Die früheste Darstellung einer Druckerei in Europa. Holzschnitt aus dem „Danse macabre", 1499/1500
Von Gutenberg ist überliefert, dass er für Pilger zur „Heiltumsschau" der Reliquien in Aachen eine Massenanfertigung solcher sogenannter „Pilgerspiegel" plante. Die Zeichen wurden aus Zinn und Blei angefertigt — so wie später die Buchstaben in den Setzkästen der Drucker. Ein Konnex zu solchen Erfahrungen ist möglich, stellt aber die Originalität von Gutenbergs Buchdrucktechnologie nicht infrage. Bei aller Genialität der Gutenberg'sehen Erfindung — sie ist sicher auch als Ausdruck zeitspezifischer Voraussetzungen zu sehen — sowohl von materiellen Bedingungen her als auch nach gesellschaftlichen Bedürfnissen. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts haben mehrere an der technischen Lösung des Problems der Vervielfältigung von Schriftgut gearbeitet, etwa Prokop Waldvogel in der päpstlichen Residenzstadt zu Avignon. Gutenberg hätte wohl auch seine Experimente nicht so lange geheim gehalten, wäre keine Konkurrenz zu befürchten gewesen.

Als materielle Voraussetzung des Buchdrucks ist zunächst die massenhafte Verfügbarkeit des Beschreibstoffs Papier zu nennen, das seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert in Italien, seit dem 14. Jahrhundert auch in Deutschland auf industrieller Grundlage erzeugt wurde. Die Massenproduktion in Papiermühlen hat technologisch die schon behandelte Walkmühle zur Voraussetzung. Auf der Basis der Papierproduktion war es bereits zur Entwicklung von verschiedenen Druckverfahren gekommen — zunächst vor allem solcher, die sich zur Reproduktion von Bildern eigneten. Der Bilddruck geht in Europa dem Buchdruck voraus. Die beiden wichtigsten Verfahren waren dabei der Holzschnitt und der Kupferstich. Vor der Gutenberg'sehen Typographie wurde der Holzschnitt auch zur Vervielfältigung von Schriftgut herangezogen — insbesondere für Flugblätter und Flugschriften. Der Buchdruck mit beweglichen Lettern war aber dann dem im Holzschnittverfahren praktizierten Blockdruck weit überlegen. Vom angestrebten Produkt her, nicht von der Technik des Verfahrens besteht zwischen beiden ein Zusammenhang.

Neue Techniken der Vervielfältigung#

Der gesellschaftliche Bedarf an standardisiertem Schriftgut war sicher eine Triebfeder dafür, dass nach neuen Techniken der Vervielfältigung gesucht wurde. Für vielfältige gesellschaftliche Teilbereiche lässt sich ein solcher Bedarf im 15. Jahrhundert feststellen. Die hoch zentralisierte Papstkirche brauchte für ihre europaweite Kommunikation standardisiertes Schriftgut, z. B. Ablassbriefe oder Kreuzzugsaufrufe, wie sie dann auch unter den frühesten Druckwerken begegnen. Die individualisierte Laienfrömmigkeit des Spätmittelalters fragte Andachtsbücher nach wie etwa die „Nachfolge Christi" von Thomas a Kempis. Die 42-zeilige Bibel als Erstlingswerk Gutenbergs verweist auf private Bibellektüre. Der Universitätsbetrieb erforderte die Vervielfältigung von Vorlesungstexten. Nicht zufällig entstanden frühe Druckereien gerade in Universitätsstädten. Insgesamt verfügte West- und Mitteleuropa im 15. Jahrhundert schon über ein weitgehend literarisiertes Publikum — vor allem in den Städten, ganz besonders in der Kernzone des „urban belt" zwischen Südengland und Flandern einerseits, der Toskana andererseits. Bereits vorhandenes Interesse an Büchern erklärt, warum sich der Buchdruck in ganz Lateineuropa so rasch verbreiten konnte.

Der Osten Europas hinkt nach#

Im Osten des Kontinents war die Situation eine ganz andere. Erst mit großer zeitlicher Verzögerung setzte sich der Buchdruck mit beweglichen Lettern auch im Raum der Ostkirche durch. Im Osmanischen Reich betrug die Verzögerung sogar drei bis vier Jahrhunderte. Die Vervielfältigung des Korans war im islamischen Kulturraum an kalligraphische Handschrift gebunden. Daraus ergab sich eine Behinderung der Drucktechnologie, die - in vermittelter Form — bis in die Gegenwart nachwirkt.

Die Folgen des Buchdrucks als technischer Innovation waren besonders tiefgreifend und haben die gesellschaftliche Entwicklung - zunächst in Europa, dann auch weit darüber hinaus — sehr grundsätzlich beeinflusst. Man darf wohl zu Recht in diesem Zusammenhang von einer „anthropologischen Wende" sprechen. Im Jahr 2000 wurde Gutenberg mit deutlicher Mehrheit zum „Mann des Jahrtausends" gewählt. Aus der Fülle der Auswirkungen seiner Erfindung können nur ansatzweise einige Beispiele angeführt werden.

Reformation und Gegenreformation, Nationalsprachen#

Der Zusammenhang zwischen Buchdruck und Reformation ist evident und war schon den Zeitgenossen bewusst. Johannes Gutenberg wurde bereits im 16. Jahrhundert als Vorläufer Martin Luthers gefeiert. Weniger geläufig ist der Zusammenhang zwischen der sogenannten „Gegenreformation" als der an die Reformation anschließenden katholischen Erneuerungsbewegung und dem Buchdruck. Der Jesuitenorden etwa hat die Druckerpresse weltweit verbreitet.

Neben den religiösen Auswirkungen des Buchdrucks sind auch die auf Staat und Nation von grundsätzlicher Bedeutung. Durch den Buchdruck kommt es zur Verbreitung von Rechts- und Verwaltungsvorschriften. Penetration und Integration seitens des Nationalstaats werden durch ihn gefördert, ebenso sprachliche Vereinheitlichung. Die Entstehung von Nationalsprachen, aber auch von Nationalismen ist auf diesem Hintergrund zu sehen.

Unverkennbar sind die starken Auswirkungen auf Wissenschaft und Bildung. Europaweit kommen Austauschprozesse zwischen Gelehrten zustande. Latein als deren gemeinsame Sprache erlebt durch den Buchdruck einen neuen Aufschwung, bevor es von den Nationalsprachen abgelöst wird. Die kulturelle Gemeinsamkeit Lateineuropas wurde durch die Folgen der Drucktechnologie weiter vertieft.Massenkommunikation durch Bücher und ähnliches Schriftgut ermöglicht über Primärgruppen hinausgehende Gemeinsamkeit in Bewusstsein, Haltungen, Einstellungen und Wertungen. Die Bedeutung von Sekundärgruppen wie Parteien und anderen Großgruppen Gleichgesinnter in der Geschichte des neuzeitlichen Europa hat hierin ihre Grundlage.

Massenkommunikation durch Bücher ermöglicht aber auch Prozesse der Individualisierung. Durch Lesen von Büchern kann man sich von Eltern, Lehrern und anderen Vorbildfiguren emanzipieren. Europa als Kulturraum der Individualisierung ist eine Folge der Buchdruckrevolution. So zeigt das Beispiel Buchdruck besonders deutlich, wie technologische Innovation in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen wirksam werden konnte und dementsprechend umfassend in gesellschaftliche Kon-texte eingeordnet gesehen werden muss.

Zu solchen Kontexten sei abschließend ein Gedanke formuliert, der nicht Zusammenhänge, sondern Abgrenzungen thematisiert. Heute wird in der öffentlichen Meinung vielfach ganz selbstverständlich der Gedanke vertreten, dass die Basis von technischem Fortschritt in wissenschaftlichem — und das bedeutet zumeist unausgesprochen in naturwissenschaftlichem — Fortschritt liegt. Ob das für die Gegenwart wirklich gilt, sei dahingestellt. Für das Mittelalter lässt sich ein solcher Bewirkungszusammenhang sicher nicht generell behaupten. Keines der drei behandelten Beispiele hat in seiner Genese zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der Zeit geführt. Ihre Voraussetzungen lagen vielmehr in naturräumlichen und vor allem in gesellschaftlichen Bedingungen. Auch das kann ein Lernen aus Geschichte sein: Gängige Vorurteile aus der Geschichte zu relativieren.

Literatur in Auswahl:#

  • Markus Popplow: Technik im Mittelalter. München 2010.
  • Lukas Clemens/Michael Matheus: Die Walkmühle. In: Uta Lindgren (Hg.): Technik im Mittelalter 800-1400. Tradition und Innovation. 42001, S. 233-234.
  • Dietrich Lohrmann: Antrieb der Getreidemühlen. In: Ebenda: S. 221-232.
  • Terry S. Reynolds: Stronger Than a Hundred Men. A History of the Vertical Water Mill, Baltimore 1983.
  • Holger Richter: Die Hornbogenarmbrust. Geschichte und Technik. Ludwigshafen 2006. Egon Harmuth: Armbrust. In: Lexikon des Mittelalters 1, Stuttgart 1999, Sp. 965-969.
  • Volker Schmidtchen: Mittelalterliche Kriegstechnik zwischen Tradition und Innovation. In: Uta Lindgren (Hg.): Technik im Mittelalter 800-1400.
  • Tradition und Innovation.Berlin 1998, S. 305-317.
  • Elisabeth Eisenstein: Die Druckerpresse. Kulturrevolutionen im frühen modernen Europa. Wien-New York 1997.
  • Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt
am Main 1998.

Der Autor:#

Michael Mitterauer, emeritierter Professor für Sozialgeschichte am Institut für Wirtschafts-und Sozialgeschichte der Universität Wien. Beiträge zu den hier behandelten Themen in:

  • Michael Mitterauer: Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs. München 2003, S. 22- 38 und 235-273; * Schreibrohr und Druckerpresse. Transferprobleme einer Kommunikationstechnologie. In: Friedrich Edelmayer (Hg.): Plus ultra.
  • Die Welt der Neuzeit. Festschrift für Alfred Kohler. Münster 2008, S. 383-406;
  • Standortfaktor Wasserkraft. Zwei europäische Eisenregionen im Vergleich. In: Michael Pammer (Hg.): Erfahrung der Moderne. Festschrift für Roman Sandgruber zum 60. Geburtstag. Stuttgart 2007, S. 59-77