Schneider-Siemssen, Günther#
* 7. 6. 1926, Augsburg (Deutschland)
† 2. 6. 2015, Wien
Bühnenbildner
Günther Schneider-Siemssen wurde am 7. Juni 1926 in Augsburg geboren.
Kindheit und Jugend verbrachte er in München und begann dort zunächst ein Dirigentenstudium, ehe er sich für das Berufsbild des Bühnenbildners entschied.
Günther Schneider-Siemssen absolvierte die Akademie für angewandte Kunst bei Ludwig Sievert und die Akademie für bildende Kunst bei Erich Pretorius in München und wirkte zunächst bei sieben Spielfilmen in München und Berlin mit. 1947 avancierte er zu "Deutschlands jüngstem Allround-Impresario" bei verschiedenen Kleinbühnen in München-Schwabing, anschließend arbeitete er für die Staatsoperette München.
Sein erstes Engagement als Chefbühnenbildner erhielt Schneider-Siemssen 1951 am Landestheater Salzburg, wo er bis 1954 Ausstattungschef blieb.
Er war jahrzehntelang Bühnenbildner des Salzburger Marionettentheaters, der Salzburger Festspiele und der Osterfestspiele Salzburg sowie langjähriger Chefbühnenbilder der Österreichischen Bundestheater.
Seit seiner ersten Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan 1960 (Inszenierung zu Debussys "Pelléas et Melisande" – die Aufführung wurde zu einem Welterfolg) – war er ständiger Berater für Bühnenbild-Fragen und Begleiter des Maestros.
International wirkte er als Gastbühnenbildner an allen großen deutschen Opernhäusern, ab 1963 an den Opern in West- und Osteuropa. Er entwarf Bühnenbilder für die Met in New York ebenso wie für Opernhäuser in Südamerika, Kanada, Israel, Südafrika und vielen Städten der USA. Neben dem Bühnenentwurf war die "Magie des Lichts" und dessen Umsetzbarkeit auf der Bühne Schneider-Siemssens zweite Leidenschaft. Jahrzehntelang arbeitete er mit der in Wien angesiedelten Firma Pani an Entwicklungen der Licht- und Projektionstechnik. In den 1980er-Jahren wandte er - erstmals in der Theatergeschichte - die Holographie bei einer Inszenierung von "Hoffmann's Erzählungen" am Salzburger Marionettentheater an. Mit seinen Lichtkreationen "verzauberte" er aber auch Gebäude und Landschaften, etwa bei den Opernbällen 1994 und 1995.
"Das Malen mit Licht" war immer sein Credo und unter diesem Motto leitete er von 1967 bis 1994 die Bühnenbild-Klasse an der internationalen Sommerakademie in Salzburg.
Schneider-Siemssen entwickelte einen symbolischen Stil, mittels handgemalter Projektionen und raffinierten Spezialeffekten. Beides führte zu einer wesentlichen Veränderung im Bereich Bühnenbild. "Die Bühne als kosmischer Raum" ist seine Bühnenphilosophie, die sich in seinen Werken widerspiegelt.
Sein Werk ist eng verbunden mit bekannten Persönlichkeiten und Regisseuren des modernen Welttheaters, von Herbert von Karajan, August Everding, Götz Friedrich und Otto Schenk, über Peter Ustinov bis hin zu James Levine (er schuf u.a. 28 Bühnenbilder für Herbert von Karajan, 60 für Otto Schenk)
Günther Schneider-Siemssen zählte zu den bedeutendsten Bühnenbildner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nicht nur im Opernbereich, auch für die Salzburger Festspiele waren seine Arbeiten stilprägend - durch seine experimentellen Arbeiten mit Licht hat er die Beleuchtungstechnik im Theater revolutioniert.
Günther Schneider-Siemssen wurde 1973 österreichischer Staatsbürger; er war verheiratet und Vater von 4 Kindern. Er starb - knapp vor seinem 89. Geburtstag - am 2. Juni 2015 in Wien.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 1998
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1998
Literatur#
- K. Becsi (Hg.), Die Bühne als kosmischer Raum. Zum Bühnenbildschaffen von G. Schneider-Siemssen, 1976
- J. Mayerhöfer (Hg.), G. Schneider-Siemssen. 30 Jahre Bühnenschaffen, 1977
- K. Pahlen, "Die Bühne - mein Leben". G. Schneider-Siemssen in Gesprächen mit K. Pahlen, 1996
Quellen#
- AEIOU
- Die Presse
- APA / OTS Presseaussendung
Historische Bilder zu Günther Schneider-Siemssen (IMAGNO)
Redaktion: I. Schinnerl
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