Stammel, Joseph Thaddäus #
* 9. 11. 1695, Graz (getauft)
† 21. 12. 1765, Stift Admont, Steiermark
Bildhauer
Josef Thaddäus wurde als Sohn des aus Bayern nach Graz zugewanderten Bildhauers Johann Georg Stammel und seiner Frau Catharina, Tochter des Eggenberger Hofbildhauers Andreas Marx, wahrscheinlich am 5. November 1695 geboren und am 9. November in der Stadtpfarre getauft.
Von seinem Vater, dem Bildhauer Georg Stammel (gest. 1707), weiß man nur, dass er 1693 für Köflach eine Dreifaltigkeitsgruppe geschaffen und vielleicht auch für die Grazer Stiegenkirche gearbeitet hat.
Seine erste Ausbildung dürfte er wohl in der väterlichen Werkstätte erhalten haben, doch sind in der Folge auch der damals bedeutendste Grazer Bildhauer Johann Jakob Schoy und ein nicht näher bekannter Meister Zeilinger (oder Zeiringer) als Stammels Lehrer bezeugt.
Im Stift Admont wurde man offensichtlich schon frühzeitig auf diesen Nachwuchskünstler aufmerksam, denn er wurde gleich nach dem Amtsantritt des Abtes Anton II. von Mainersberg 1718 auf Stiftskosten nach Italien geschickt, um sich in den Zentren der europäischen Kirchenkunst weiter auszubilden. Vermutlich war er bis 1725 in Italien, wo er - außer dem Hauptziel Rom, wo gerade der große Universalkünstler Gian Lorenzo Bernini zu wirken begann - auch Mailand, Venedig, Padua und Neapel besuchte. Ab 1726 arbeitete Stammel bis zu seinem Tod fast ausschließlich im Auftrag des Benediktinerstiftes Admont für das Stift.
Als Admonter Stiftsbildhauer war er auch in den zugehörigen Pfarren und Filialkirchen tätig. Zu seinen Hauptwerken zählen der so genannte "Pferde-Altar" in der Schlosskirche St. Martin in Graz, die Ausstattung der Admonter Stiftsbibliothek mit den in der spätbarocken alpenländischen Schnitzkunst einzigartigen "Vier letzten Dingen" (Darstellungen des Tods, des Jüngsten Gerichts, der Hölle und des Himmels) sowie seine berühmten Weihnachtskrippen, die bekannteste davon in Admont, eine weitere in der Pfarrkirche Kalwang sowie eine dritte aus Wachs in Privatbesitz.
Er ist ein Meister des Details, seine Schnitzwerke sind aus bronziertem Lindenholz gearbeitet und noch "typisch barock" – in der Vorliebe für überreiche Formen und Bewegungen. So erschließt uns der Bildhauer damit auch das Lebensbild seiner Zeit.
1765 verstarb der "famosus statuaris in monasterio nostro" in Admont.
In der "Steirischen Ehrengalerie", die 1959 im Grazer Burghof eingerichtet wurde und zehn großen Persönlichkeiten des Landes gewidmet ist, befindet sich auch eine Bildnisbüste J. Th. Stammels von Erwin Huber.
- Stift Admont --- Was will denn der Schreiberteufel?
- Historische Bilder zu Joseph Thaddäus Stammel (IMAGNO)
Werke (Auswahl)
- Figuren Joachim und Anna und Ovalreliefs der fünfzehn Rosenkranzgeheimnisse für den Frauenaltar, Admont, 1726
- Figuren von Maria, Magdalena und Johannes auf dem Kalvarienberg von Frauenberg (Sandsteinskulptur, um 1730)
- Johannes v. Nepomuk im Kreuzgang des Grazer Minoritenkonvents am Mariahilferplatz (Sandsteinskulptur, um 1730)
- Figurengruppen St. Benedikt und St. Blasius im Admonter Stiftsgarten (Sandsteinskulptur, um 1730)
- Erzengel Gabriel und Michael, Hl. Antonius von Padua und Hl.Johannes von Nepomuk in der Pfarrkirche von Palfau, 1735
- Gnadenaltar in der Kirche Frauenberg, 1736
- Hochaltar von St. Martin in Graz, 1738/40 - auch "Roßaltar" genannt: drei holzgeschnitzte Reitergruppen: in der Mitte den Hl. Martin zu Pferd mit dem Bettler, links den Sturz und die Bekehrung des Saulus (dessen Kopf als Selbstbildnis Stammels gilt) und rechts die Heilung des abgeschnittenen Pferdebeins durch den hl. Eligius, der die Züge des Admonter Abtes Anton II. tragen soll
- Tabernakelrelief und Bekrönungsgruppe, Pfarrkirche Mautern, 1740
- acht Reliefs und "Pietà" im niederösterr. Benediktinerstift Seitenstetten, 1749 (wurde in der Nachkriegszeit vom Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg erworben)
- Weihnachtskrippe in Kalwang, 1751
- "Die vier letzten Dinge" (Tod, Gericht, Himmel und Hölle) in der AdmonterStiftsbibliothek , 1760
- Vesperbild und ein Kruzifix für die Kirche von Wildalpen, um 1760
- Weitere Schnitzwerke in Admont (Reliefs: Rosenkranzgeheimnisse, Leichnam Christi, Vesperbild, Die 4 Jahreszeiten), Gaishorn, St. Gallen, Strechau (Kruzifix), Öblarn
Literatur#
- J. Wastler, Steir, Künstler-Lexikon, Graz 1883, S. 158-160
- Mayr, A.: Die Werke des Plastikers J. T. Stammels in Admont und anderen Orten, Wien, 1912
- A. Krause, Die Krippenkunst des J. T. Stammel, 1962
- M. Braunsteiner (Hg.), Barockbildhauer J. Stammel 1695-1765, 1996
- Karl Garzarolli-Thurnlackh, Die Barockausstellung im Museum Joanneum in Graz, Wien 1924, S. 14, 44 u. 1 Abb
- Rochus Kohlbach, Die gotischen Kirchen von Graz, 1951, S. 31-38 u. Abb. 10, 12-15: St. Martin
- Kohlbach, Die Stifte Steiermarks, Graz 1954, S. 29-66 u. Abb. 21-32: Admont u. Frauenberg
- Kohlbach, Steirische Bildhauer, Graz 1957, S. 164-168 Hans Georg Stammel, 187-190, 253-258, Abb. 132
- Dehio Steiermark, S. 13/16
- Adalbert Krause, Die Krippenkunst des steir. Bildhauers Josef Thaddäus Stammel im Stifte Admont, Wien 1962
- Katalog der Sonderaustellung "J. Th. Stammel zum 200. Todesjahr", Graz, Alte Galerie, 25. 11. 1965 bis 16. 1. 1966, mit komplettem Literaturverzeichnis zur Stammelforschung
- P. Krenn, Zum Stil des steir. Barockplastikers J. Th. Stammel 1695-1765
- K. Woisetschläger, Der unbekannte Stammel in "Alte u. moderne Kunst", Nr. 84, 1966
- R. List, Stift Admont 1074 bis 1974, Ried 1974, S. 324, 326/27, 331/32, 334, 348-352
- K. Woisetschläger u. P. Krenn, Alte steirische Herrlichkeiten, Graz 1968 u. 1973, Nr. 184 etc.
- K. Woisetschläger, J. T. Stammel - Höhepunkte im Kunstschaffen des Stiftes Admont, in "Da schau her"
- Beiträge aus dem Kulturleben des Bez. Liezen, Nr. 3/1980, mit zahlr, Abb.; Steiermärkische Zeitschrift 1833; Wichner IV.
- Fuchs, Geschichte des Benedictinerstiftes Admont; List, 3, 934-935
- Schweigert, Horst: Die Barockbildhauer Johannes Georg und Josef Stammel. Beiträge zur Kunstgeschichte Steiermarks, Neue Folge, Bd. 2. Leykam. Graz 2004
Quellen#
- AEIOU
- KF Uni Graz
Redaktion: I. Schinnerl, A. Geiger
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