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Geschichte der Steiermark#

Die ältesten Spuren menschlichen Lebens in der Steiermark reichen in die ältere Steinzeit zurück, die als alpines Paläolothikum einen besonderen Rang einnimmt. Zahlreiche Funde stammen aus Neolithikum, Bronzezeit, Urnenfelderzeit und Hallstattzeit (Strettweger Kultwagen; Grabfunde aus dem Sulmtal, Klein-Klein). Im 4. Jahrhundert kamen Kelten ins Land. Ihr Königreich Noricum wurde 15. v. Chr. in das Römische Reich eingegliedert, die Steiermark gehörte größtenteils zur gleichnamigen römischen Provinz. Die einzige Römerstadt im heutigen Bundesland war Flavia Solva bei Leibnitz. Der frühgeschichtliche Hauptort Noreia ist nur namentlich bekannt und wurde lange Zeit fälschlich bei Neumarkt lokalisiert. Das Christentum trat erstmals im 4. Jahrhundert auf.

Ab dem ausgehenden 6. Jahrhundert drangen Slawen drau- und muraufwärts vor und errichteten das alpenslawische Fürstentum Karantanien. Zahlreiche Orts-, Berg-, Fluss- und Flurnamen erinnern daran. Der bayrische Herzog Odilo half um 740 den aufständischen Slawen gegen die Awaren und errang damit die Oberherrschaft über Karantanien. Damit setzte auch die zweite Christianisierung ein. 788 kam Karantanien mit Bayern unter fränkische Oberhoheit. Im 9. Jahrhundert wurden karolingische Grafschaften und slawische Tributärfürstentümer als Teile des bayrischen Ostlandes errichtet. Kirchlich wurde 811 das Gebiet bis zur Drau dem Erzbistum Salzburg, südlich davon dem Patriarchat Aquileja zugesprochen. Nach der Niederlage des bayrischen Heeres gegen die Magyaren 907 war die Mittel- und Oststeiermark ein halbes Jahrhundert lang den ungarischen Beutezügen ausgesetzt. Um 970 wurden auf dem Gebiet der späteren Steiermark drei Marken errichtet: die Mark an der mittleren Mur („Kärntner Mark“, „marchia Carentana“, wurde zum Kernstück der heutigen Steiermark), die Mark an der Drau und die Mark an der Sann. Herrschaftszentrum war zunächst die Hengistburg im Raum Wildon. Als erster Markgraf ist 970 der bairische Graf Markwart († 999) genannt, dessen Familie nach ihrem obersteirischen Besitz bei Judenburg als Eppensteiner bezeichnet wird. Markwarts Nachfolger Adalbero erhielt weitere Königsschenkungen und war 1112-35 auch Herzog von Kärnten. Nach seiner Absetzung folgte Graf Arnold aus dem Geschlecht der Wels-Lambacher nach, dessen Sohn Gottfried 1042 bei Pitten die Ungarn besiegte. Damals wurde die Grenze bis zur Lafnitz vorgeschoben und damit auch der Rest der Oststeiermark mit der Kärntner Mark verbunden. Nach der Ermordung Gottfrieds erhielt um 1050 Graf Otakar (als Markgraf genannt ab 1056, † 1075) die Kärntner Mark und wohl auch die obersteirischen Grafschaften. Die Otakare werden auch „Traungauer“ oder nach ihrer Stammburg „Grafen von Steyr“ genannt. Sie gaben dem werdenden Land den noch heute gültigen Namen: „Steiermark“ setzte sich zuerst in der urkundlichen Form „Marchia Styriae“ durch, während man mündlich noch lange „Steier“ oder „Steirerland“ sagte. Das Jahr 1122 – nach dem Tod des letzten Eppensteiners fiel deren reiches Eigengut in der Ober- und Weststeiermark an den Traungauer Leopold den Starken (1122-1129) – ist nach H. Pirchegger des „Geburtsjahr“ der Steiermark. Markgraf Otakar III. (1129-1164) erbte dazu großen Besitz im Pittener Gebiet und im Drautal und gilt als Begründer des steirischen Landesfürstentums. Um 1160 wurde Graz bevorzugte Residenz der Markgrafen.

1180 wurde die Steiermark reichsrechtlich von Bayern getrennt und zum selbständigen Herzogtum erhoben. Kaiser Friedrich Barbarossa ernannte Otakar IV. (1164-1192) zum Herzog. Dieser konnte wegen eines Aussatzleidens nicht heiraten und schloss, bereits schwerkrank, 1186 auf dem Georgenberg bei Enns mit dem Babenbergerherzog Leopold V. von Österreich einen Erbvertrag (Georgenberger Handfeste). Der steirische Adel und die Kirche ließen sich für ihre Zustimmung darin ihre Rechte verbriefen. Nach Otakars Tod fiel die Steiermark an die Babenberger, behielt aber ihre rechtliche Selbständigkeit.

Das Werden der Steiermark
Das Werden der Steiermark
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU
Nach dem Tod des letzten Babenbergers 1246 stand die Steiermark vorerst unter Reichsverwaltung, die Nachbarfürsten kämpften aber um die babenbergischen Länder. 1254 wurde die Steiermark geteilt: Der Großteil fiel an Ungarn, der Traungau und das Gebiet nördlich des Semmering aber an König Ottokar II. Přemysl von Böhmen. Dieser gewann, gerufen vom unzufriedenen steirischen Adel, 1260 im Kampf gegen Ungarn auch die übrige Steiermark. Gegen seine im Landesausbau erfolgreiche, aber straffe Herrschaft erhob sich wiederum der Adel, und der Böhmenkönig musste 1276 Österreich und die Steiermark an den neuen deutschen König Rudolf von Habsburg übergeben, der 1282 seine Söhne Albrecht I. und Rudolf II. damit belehnte. 1283 wurde Albrecht alleiniger Landesfürst. Die steirischen Adeligen erhoben sich 1292 auch gegen diesen. Albrecht siegte und anerkannte die Privilegien des Adels.

Im Verlaufe des Spätmittelalters orientierten sich die ehemals steirischen Gebiete jenseits von Pyhrnpass und Semmering endgültig zu den Ländern Österreich ob und unter der Enns. 1456 kam nach dem Aussterben der Grafen von Cilli deren Herrschaftsgebiet an die Habsburger und wurde der Steiermark angeschlossen. Damit war die bis 1918 gültige Südgrenze an der Save erreicht.

Die habsburgischen Erbteilungen von 1379 (Neuberger Vertrag) und 1564 (Ferdinandeische Hausordnung) erhöhten die Bedeutung der Steiermark beträchtlich, da sie Kernland der innerösterreichischen Ländergruppe wurde. Graz war unter Friedrich III. im 15. Jahrhundert zeitweise kaiserliche Residenz, beherbergte von 1564 bis 1619 den erzherzoglichen Hof und noch bis ins 18. Jahrhundert die Zentralbehörden für Innerösterreich. 1535 konnte die Landeshoheit auf den bis dahin exterritorialen Salzburger Besitz (Leibnitz, Deutschlandsberg, Pettau) ausgedehnt werden.

1418, 1440 und 1478-90 fielen die Ungarn ein. Die Türkenzüge von 1480 und 1532 gaben den Anstoß zum Ausbau der Grenzfestungen (Fürstenfeld, Radkersburg) und der Hauptfestung Graz. 1578 wurde ein Hofkriegsrat eingerichtet, der die Vorfeldverteidigung an der Militärgrenze in Kroatien leitete. Die Steiermark war in den Türkenkriegen der „Hofzaun des Heiligen Römischen Reiches“.

Zur Zeit der Reformation waren die weltlichen Landstande, viele bäuerliche Untertanen und die meisten Stadtbürger protestantisch. An der Grazer evangelischen Stiftsschule lehrte unter anderem der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler. Im „Brucker Libell“ musste der innerösterreichische Erzherzog Karl II. den Protestanten Religionsfreiheit zugestehen, unter seinem Sohn, dem späteren Kaiser Ferdinand II., begann die wesentlich von den Jesuiten mitgetragene Gegenreformation. 1598 wurden die Prädikanten aus Graz vertrieben, 1600 das übrige Land zum Teil gewaltsam rekatholisiert. 1629 wurde auch der Adel zur Auswanderung oder zur Konversion gezwungen.

In der Zeit Maria Theresias (1740-80) und Josefs II. (1780-90) kam es zu einer Fülle von Reformen in Recht und Verwaltung, der staatliche Absolutismus griff massiv in überkommene Strukturen ein, die Landstände verloren an politischer Bedeutung. In den napoleonischen Kriegen besetzten Franzosen 1797 (Vorfriede von Leoben), 1805 und 1809 das Land. Die wichtigsten militärischen Ereignisse waren 1809 das Gefecht bei St. Michael und die Belagerung des Grazer Schlossberges.

Aus den Verhandlungen der Landesfürsten mit den Landständen hatte sich der 1412 erstmals urkundlich erwähnte regelmäßige Landtag entwickelt. Er setzte sich aus vier Ständen in drei Kurien zusammen (Adelskurie mit Herren- und Ritterstand, Prälaten, Städte und Märkte) und bestand in dieser Form bis zur Revolution von 1848, die einen kurzlebigen provisorischen Landtag auf breiterer Basis hervorbrachte. Er beriet unter anderem die für die Zukunft wichtige Grundentlastung (Bauernbefreiung) und die Gemeindeverfassung. Nach dem Jahrzehnt des Neoabsolutismus wurde 1861 der erste konstitutionelle Landtag gewählt, bis 1918 aber noch in Kurien nach Berufsständen und Steuerleistung. Das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht auch für Frauen galt erst 1919 für den demokratischen Landtag der verkleinerten Steiermark in der Ersten Republik.

Durch den Friedensvertrag von Saint-Germain (1919) kam die Untersteiermark (5946 km², 490.000 Einwohner, davon 75.000 deutschsprachige vor allem in den Städten) mit den Städten Marburg an der Drau (Maribor, damals zweitgrößte Stadt des Landes), Pettau (Ptuj) und Cilli (Celje) an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS, später Jugoslawien, heute Slowenien). Besonders nachteilig war der Verlust der Bahnverbindung Graz-Klagenfurt über Marburg. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich wurden das südliche Burgenland dem Reichsgau Steiermark, das Salzkammergut an Oberösterreich (Oberdonau) angeschlossen. 1941-45 war die Untersteiermark dem Land an-, aber nicht eingegliedert.

Im Zweiten Weltkrieg waren ab 1943 vor allem Industrieorte (Zeltweg, Knittelfeld), aber auch Wohn- und Kulturzentren (Graz) vom Bombenkrieg der Alliierten betroffen. Die Oststeiermark war in den letzten Kriegsmonaten 1945 unmittelbares Kampfgebiet zwischen der Deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Anfänglich zum Großteil russisch besetzt, wurde die Steiermark im Juli 1945 zur Gänze bis zum Staatsvertrag von 1955 britische Besatzungszone.

Mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg setzte auch ein Aufschwung der Wirtschaft ein. Die Landwirtschaft konnte durch Mechanisierung und Elektrifizierung bald die Erträge der Vorkriegszeit übertreffen, obwohl immer weniger Menschen in bäuerlichen Berufen arbeiteten. Neue Kraftwerke wurden gebaut, 1965 wurde mit dem Bau der Südautobahn zwischen Graz und Gleisdorf begonnen.

Die Steiermark ist ein traditionelles Industrieland - die Schwerindustrie arbeitete bis in die 1970er Jahre sehr erfolgreich, doch zugleich begann eine bis heute andauernde Strukturkrise. So mussten die großen Kohlebergbaue in der Ober- und Weststeiermark geschlossen werden, die verstaatlichte Industrie in der Mur-Mürz-Furche von Judenburg bis Mürzzuschlag konnte sich trotz mehrerer Firmenzusammenschlüsse nicht halten; nur ein Teil dieser traditionsreichen Metallindustrie konnte in anderer Form überleben. Der Aufbau anderer Wirtschaftszweige, die Gründung von Spezialfirmen (besonders in der Automobilindustrie), die Zunahme des Tourismus (vor allem in den Wintersportgebieten, im Südsteirischen Weinland und in der oststeirischen Thermenregion sowie zu kulturellen Sehenswürdigkeiten) und schließlich die Öffnung neuer Märkte durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 sicherten aber doch eine stabile wirtschaftliche Entwicklung.

(Mittlerweile hat sich die Steiermark zu einer der innovativsten Regionen Europas entwickelt und liegt mit ihrer Forschungs- und Entwicklungsquote in Österreich und auch im Vergleich der 276 EU-Regionen an der Spitze.)


Weiterführendes#

Quellen#

  • Österreich-Lexikon, 3 Bände, HG. Ernst Bruckmüller, Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2004