Stoll, Maximilian#
* 12. 10. 1742, Erzingen (Baden-Württemberg, Deutschland)
† 23. 5. 1788, Wien
Stoll war der Vater des bekannten Dramaturgen Joseph Ludwig Stoll
Maximilian Stoll kam 1742 als Sohn eines armen Wundarztes - von dem er schon als Kind wichtige Kenntnisse der Chirurgie gelehrt bekam - in einfachen Verhältnissen zur Welt.
Durch ein Stipendium ermöglicht, trat er als Jugendlicher in eine Jesuitenschule ein und 1761 – gegen den Willen seines Vaters – sogar in den Jesuitenorden ein, um Theologie zu studieren.
Nach seinem Noviziat ging er nach Ingolstadt (Deutschland), später auch als geistlicher Lehrer nach Hall in Tirol (1765).
Doch seine Karriere als Geistlicher wurde wegen seiner freien Einstellung rasch beendet. Zuerst wurde er noch nach Eichstädt (Brandenburg, Deutschland) versetzt, wo er angeblich auch deutsche Literatur studierte, bevor er sich mit dem dortigen Oberen zerstritt und 1767 schließlich auf eigenen Wunsch aus dem Orden entlassen wurde.
In Straßburg und später in Wien ging er dem Studium der Heilkunde (Medizin) nach. Einer seiner Lehrer war Anton de Haen, von dem er viele Therapieansätze erlernen konnte.
1772 promovierte Stoll und nahm wenig später eine gute Stellung in Ungarn an. Zu dieser Zeit untersuchte er v.a. Möglichkeiten der effizienteren Heilung von Fieberkranken.
Nachdem Stoll selbst an Wechselfieber erkrankt war, übersiedelte er 1774 wieder nach Wien. Seine Hauptklientel fand er in ansässigen Griechen, da er als Arzt der damaligen Zeit ihre Sprache gut sprechen konnte.
1776 nahm Stoll den Ruf als Universitätsprofessor an der Universität Wien an, wo er ein Jahr darauf als Anton de Haens Nachfolger mit der Leitung der Wiener medizinischen Klinik betreut wurde; damalige Kollegen waren u.a. Leopold von Auenbrugger und Anton Störck. Störck setzte sich besonders dafür ein, dass Stoll als klinischer Lehrer eingesetzt wurde.
Damals war Stoll auch als Leibarzt von W. A. Fürst Kaunitz und E. G. Freiherr von Laudon tätig. Zusätzlich zu diesen Anstellungen und Aufgaben wurde er 1776 Arzt am Dreifaltigkeits-Hospital, wo er bis 1784 auch als klinischer Lehrer tätig war.
Nach Veranlassung Kaiser Josefs, die Wiener Hospitäler zum Allgemeinen Krankenhaus zu vereinigen, wurde Joseph von Quarin die Direktion des neu gegründeten AKHs übertragen und Maximilian Stoll übergangen.
Stolls Verdienst lag in der Neuerung der Wiener medizinischen Lehre. Besonders seine Schüler Josef Škodaund Carl Freiherr von Rokitansky konnten auf der Basis von Stolls mehrbändigen Werk 'Ratio medendi' aufbauen. Stoll schuf besonders durch seine akribischen Aufzeichnungen und Befunden eine wertvolle Basis für J. Skoda und C. von Rokitansky.
Stoll beschäftigte sich u.a. besonders mit Fiebererkrankungen, chronischer Pneumonie etc., ab 1780 war er auch ein Anhänger und Verbreiter der Pockenimpfung.
Werke (Auswahl)#
- Ratio medendi in noscomio practico Vindobonensi (Heilungsmethode in dem praktischen Krankenhause zu Wien) (1788-94), in 7 Bänden, Verlag Korn, Breslau
- Über die Einrichtung der öffentlichen Krankenhäuser (1788), Wien
- Heilungsmethode in dem praktischen Krankenhause zu Wien (1789-92), Verlag Korn, Breßlau
Quellen#
- AEIOU
- Allgemeine Deutsche Biographie,
- Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
- Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Buchgemeinschaft Donauland (u.a.), Wien, 575 S.
Literatur#
- Maximilian Stoll und seine Medizin (1937), A. Spaeth, Dissertation, Universität München
- Die Binnendifferenzierung in deutschen Krankenhäusern bis zum ersten Weltkrieg (2001), G. Stollberg et al., F. Steiner Verlag, 624 S.
Redaktion: N. Miljković
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