Der alte Zahradbahnweg#
Für die Weltausstellung von 1873 plante man als zusätzliche Attraktion eine Zahnradbahn auf den Kahlenberg nach dem Vorbild der Schweizer Vitznau-Rigi-Bahn. Am 10. August 1872 wurde die Konzession für den Bau und Betrieb einer "Locomotiv-Eisenbahn mit Zahnradbetrieb" von Nußdorf auf das Plateau des Kahlenberges erteilt. In Betrieb ging die Bahn jedoch erst am 7. März 1874.
Die aufwändig trassierte zweigleisige, mit dem Zahnradsystem "Riggenbach" ausgestattete Strecke nahm ihren Ausgang in Nußdorf, im heutigen XIX. Wiener Gemeindebezirk. Im Volksmund nannte man sie "Ruckerlbahn". Die Bergfahrt dauerte 30, die Talfahrt 25 Minuten.Vorerst führte die Bahn (anfangs eingleisig) allerdings nicht bis zum Gipfel des Kahlenberges (sondern nur bis zu dem heutigen Parkplatz 200 Meter vor der Brücke am höchsten Punkt der Höhenstraße), da ein Konkurrenzunternehmen, das den Schrägaufzug von der Kuchelau auf den Kahlenberg betrieb und dem auch das Hotel auf dem Kahlenberg gehörte, den Bau nicht möglich machte. Als dieses Unternehmen durch einen größeren Erdrutsch in finanzielle Schwierigkeiten geriet, erwarb die Kahlenbergbahn-Gesellschaft 1876 die Standseilbahn auf den Kahlenberg, legte sie still und verlängerte die Zahnradbahntrasse um fast 500 m – eingleisig – zum Gipfel des Kahlenbergs. An der neuen Endstation errichtete die Bahngesellschaft 1887 die Stephaniewarte aus den Ziegeln des alten Maschinenhauses der Standseilbahn.
Vor und nach dem Ersten Weltkrieg#
1911 plante die Kahlenbergbahn-Gesellschaft eine Elektrifizierung der Zahnradbahn sowie die Anlage eines Villenviertels. 1912 legten die Siemens-Schuckert-Werke ein konkretes Konzept zur Elektrifizierung vor. Die Gemeinde Wien erachtete dieses Projekt, insbesondere den Bau eines Villenviertels, allerdings nicht als förderungswürdig, weil sie die Waldbestände gefährdet sah und es außerdem als Konkurrenzprojekt zum Cobenzl betrachtete. Der Erste Weltkrieg bedeutete dann das endgültige Aus für die Elektrifizierungsbestrebungen.
Nach dem Krieg zwang Kohlenmangel zu Einschränkungen des Betriebes. Ein Gleis wurde abgebaut, um mit Schienen und Oberbaumaterial das andere befahrbar zu erhalten, und die immer stärker vernachlässigte Wartung der Fahrzeuge machte der Bahn ebenfalls zu schaffen. Am 26. November 1921 dampfte der letzte Personenzug auf den Kahlenberg und zurück. 1922 stellte man auch die Materialtransporte ein, und 1927 wurden die Gleise entfernt.
Was noch erhalten ist#
Die Nußdorfer Talstation (Zahnradbahnstraße 8) der Kahlenbergbahn ist bis heute erhalten geblieben. Sie steht samt der historischen WC-Anlage, die sich in unmittelbarer Nähe befindet, unter Denkmalschutz und beherbergt heute das Restaurant "Zur Zahnradbahn", das im ehemaligen Vestibül untergebracht ist. Das Gebäude wird von der Wendeschleife der Straßenbahnlinie D umrundet. Die Bahntrasse ist im unteren Abschnitt von der Talstation bis zur Station Krapfenwald als Fußweg (Unterer Schreiberweg) erhalten. Von der ehemaligen Station Krapfenwald führt die teilweise stark zugewachsene Trasse bis zur Höhenstraße. Ab dem oberen Parkplatz (200 Meter vor der Brücke) führt die ehemalige Trasse als Zubringerstraße zum ORF-Gebäude und dem Sender am höchsten Punkt des Kahlenbergs. In Nußdorf erinnern auch die Zahnradbahnstraße sowie der noch zu benennende „Beethovendurchlass“ an die alte Gleisstrecke.
Der heutige Wanderweg#
Der Döblinger Bezirkshistoriker Wolfgang E. Schulz hat zusammen mit dem Regisseur Erich Schmid eine DVD über die letzten Spuren der "Zahnradbahn auf den Kahlenberg" produziert. Zusammen mit Alfred Hengl wurde auch eine Landkarte des Wanderwegs entlang der alten Zahnradbahntrasse entworfen. (Die DVD ist im Gasthaus "Zur Zahnradbahn" (Zahnradbahnstraße 8, 1190 Wien) erhältlich. )
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