Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 14.10.2021, aktuelle Version,

7. Sinfonie (Beethoven)

Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 entstand in den Jahren 1811 bis 1812. Die autographe Partitur ist datiert auf den 13. Mai 1812. Der Widmungsträger ist Moritz Reichsgraf von Fries.

Entstehung

Als Beethoven mit der Komposition der 7. Sinfonie begann, plante Napoleon seinen Feldzug gegen Russland. Nach der 3. Sinfonie, möglicherweise auch der 5., scheint die 7. Sinfonie eine weitere musikalische Auseinandersetzung Beethovens mit Napoleon und dessen Politik zu sein, dieses Mal im Kontext der europäischen Befreiungskriege von der jahrelangen napoleonischen Vorherrschaft.[1]

Beethovens Leben war zu dieser Zeit von einer sich verstärkenden Schwerhörigkeit geprägt, die ab 1819 „Konversationshefte“ nötig machte, mit deren Hilfe sich Beethoven und seine Kommunikationspartner schriftlich verständigten.[2]

Die Uraufführung erfolgte am 8. Dezember 1813. Die Erstausgabe erschien im November 1816 im Verlag Steiner & Comp. (Partitur, Stimmen und Klavierauszug).

Widmungsexemplar für Antonie Brentano

2018 wurde ein bislang unbekanntes Exemplar der Partitur entdeckt, das auf dem Titelblatt die eigenhändige Widmung trägt: „Meiner hochverehrten Freundin Antonie Brentano von Beethoven“. Beide waren in den Jahren 1810 bis 1812, als das Werk entstand, eng befreundet. Zahlreiche Forscher sehen in Antonie Brentano die Adressatin des berühmten Briefes an die Unsterbliche Geliebte, den der Komponist am 6./7. Juli 1812 in Teplitz schrieb. Einige andere Forscher teilen diese Hypothese nicht.

Der wertvolle Druck wurde vom Beethoven Center der San José State University in den USA erworben.[3]

Satzbezeichnungen

  1. Poco sostenuto – Vivace
  2. Allegretto
  3. Presto
  4. Allegro con brio

Besetzung

2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Trompeten, 2 Hörner, Pauken, 1. Violine, 2. Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass. Die Aufführungsdauer liegt etwa zwischen 35 und 42 Minuten, wobei eine Verkürzung der Dauer meist auf nicht ausgeführte Wiederholungen der Exposition im 1. und 4. Satz zurückzuführen ist.

Orchesterbesetzung 2, 2, 2, 2 – 2, 2, 0, 0, timp, str

Zur Musik

Erster Satz

In den ersten 62 Takten des ersten Satzes bildet sich immer mehr der das ganze Werk bestimmende Rhythmus heraus, bis er sich in den ersten vier Takten des Vivace endgültig manifestiert.[4] Dieser Rhythmus veranlasste Richard Wagner, die Sinfonie als „Apotheose des Tanzes“ zu bezeichnen[5]; Hector Berlioz wiederum verglich den ersten Satz mit einer „ronde de paysans“ (deutsch: „Bauerntanz“).[6] Das Hauptmotiv im 1. Satz weist Ähnlichkeiten mit dem 2. Thema des 4. Satzes der Sinfonie D-Dur KV 97 auf, die möglicherweise von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert wurde. Der Musikwissenschaftler Neal Zaslaw schrieb über diese Ähnlichkeit:

„Gespenstisch ist die Vorwegnahme einer Passage im 1. Satz von Beethovens 7. Sinfonie, nicht nur des Themas wegen, sondern auch wegen seiner ebenfalls sofortigen Wiederholung in Moll. Beethoven kann dieses unveröffentlichte Werk nicht gekannt haben. Wir müssen also entweder an einen erstaunlichen Zufall glauben oder annehmen, dass sie beide von einem Werk eines uns unbekannten Dritten inspiriert wurden.“

Neal Zaslaw : Mozarts früheste Sinfonien. Sinfonie in D-dur, KV 73m/97; London 1986[7]

Zweiter Satz

Wie der erste, so wird auch der zweite Satz vor allem vom Rhythmus bestimmt. Wolfgang Osthoff setzt den feierlichen Charakter dieses Satzes in Bezug zur Litaneiformel „Sancta Maria, ora pro nobis“ und vergleicht ihn mit einer Prozession.[8][9] Beethoven bricht in diesem Satz mit der Tradition, indem er ihn mit einem Quartsextakkord, der traditionsgemäß lediglich im Solokonzert zur Kadenz überleiten durfte, beginnen und enden lässt.[10]

Fünf Jahre vor der Komposition der 7. Sinfonie hatte Beethoven ursprünglich geplant, das Thema des zweiten Satzes für den langsamen Satz in seinem Streichquartett Nr. 9 C-Dur op. 59,3 einzusetzen.[11] Karl Nef zufolge enthält der Mittelteil des Satzes mit einer Melodie von Klarinette und Fagott eine motivische Anleihe an die Arie „Euch werde Lohn in besseren Welten“ aus Beethovens Oper Fidelio.[12]

Dritter Satz

Der dritte Satz beginnt mit dem abgewandelten Thema der Einleitung und bildet mit seinem lebhaften Charakter einen Kontrast zum Allegretto. Die thematische Arbeit besteht aus Wiederholungen, die in keiner Stimme zu Ende geführt werden. Das aus fünf Teilen (A-B-A-B-A) bestehende Scherzo (eine solche Fünfteilung findet sich auch in Beethovens vierter Sinfonie sowie auch einigen weiteren Werken aus Beethovens mittlerer Periode[13]) endet relativ abrupt mit fünf Orchesterschlägen, was von Robert Schumann mit den Worten „Man sieht den Komponisten ordentlich die Feder wegwerfen“ beschrieben wurde.

Vierter Satz

Der stürmische Charakter des vierten Satzes veranlasste Carl Maria von Weber angeblich, Beethoven „reif fürs Irrenhaus“ zu erklären (nach anderen Quellen war es der erste Satz[6]); Clara Schumanns Vater Friedrich Wieck mutmaßte, „daß diese Sinfonie nur im unglücklichen – im trunkenen Zustand komponiert sein könne, nämlich der erste und der letzte Satz“. Es gilt als unsicher, ob Beethoven von dem irischen Volkslied Nora Creina, von Csárdás-Rhythmen oder von dem von François Joseph Gossec verfassten Triumphmarsch Le Triomphe de la République inspiriert wurde.[14] In seinem Buch Von Beethoven bis Mahler schreibt Musikwissenschaftler Martin Geck, dass „die Verkündigung des Ethos“ aus den Finalsätzen von Beethovens dritter, fünfter, sechster und neunter Sinfonie im Finale der 7. Sinfonie ausbleibt: „Mit seinem Hauptthema […] wendet es sich eher an die Sinne als an den Geist, fordert eher zum Sich-Gehenlassen als zur Sammlung auf, ist eher auf körperlichen Ausdruck denn auf innere Sublimierung gerichtet.“[14] Auch hier arbeitet Harry Goldschmidt die politische Semantik dieser „rasenden Finalgestalt“ heraus: „Einen reißenderen Finalsatz hat Beethoven nicht mehr komponiert. In riesigen Leiterfiguren, die sich kreuzweise über das ganze Orchester legen, werden die Feinde zuletzt buchstäblich ‚zu Paaren getrieben‘. Man begreift die junge Bettina von Arnim, als sie an den Dichter des Egmont schrieb, beim Anhören dieser Musik habe sie sich vorgestellt, ‚den Völkern mit fliegender Fahne voranziehen zu müssen‘. […] So erscheint Beethovens A-Dur-Sinfonie […] als sein großer Appell zur Völkerbefreiung.“[15]

Wirkung

Die Sinfonie wurde anderthalb Monate nach der Völkerschlacht bei Leipzig am 8. Dezember 1813 zusammen mit Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria im großen Redoutensaal der Wiener Universität als Benefizkonzert zugunsten der antinapoleonischen Kämpfer unter Beethovens Dirigat uraufgeführt und war ein außerordentlich großer Erfolg. Im nach Beethovens Anweisungen umfangreich ausgestatteten Orchester[16] saßen namhafte Musiker wie Romberg, Spohr, Hummel, Meyerbeer, Salieri und wahrscheinlich auch Mauro Giuliani, der Cello spielte. Bei dieser ersten Aufführung und auch bei der zweiten am 12. Dezember desselben Jahres wurde der zweite Satz vom Publikum da capo verlangt. Von Beethovens Adlatus Schindler erfahren wir: „Die Jubelausbrüche während der A-Dur-Sinfonie und der ‚Schlacht von Vittoria‘ […] übertrafen alles, was man bis dahin im Konzertsaal erlebt hatte.“[17] In Beethovens Dankadresse an die Mitwirkenden werden die Motive offen ausgesprochen: „Uns alle erfüllt nichts als das reine Gefühl der Vaterlandsliebe und des freudigen Opfers unserer Kräfte für diejenigen, die uns so viel geopfert haben.“[18]

Die Allgemeine musikalische Zeitung schrieb über die 7. Sinfonie:

„Vor allem verdiente die neue, zuerst genannte Sinfonie jenen großen Beyfall und die ausserordentlich gute Aufnahme, die sie erhielt. Man muss dies neueste Werk des Genie’s B.’s selbst, und wohl auch so gut ausgeführt hören, wie es hier ausgeführt wurde, um ganz seine Schönheiten würdigen und recht vollständig geniessen zu können. Ref. hält diese Symphonie, nach zweymaligem Anhören, […] für die melodiereichste, gefälligste und fasslichste unter allen B.schen Symphonien. […] Das Andante [sic!] (A moll) musste jedesmal wiederholt werden und entzückte Kenner und Nichtkenner.“

»Allgemeine musikalische Zeitung« : 26. Januar 1814, Spalte 70

Verwendung in Filmen (Auswahl)

Vor allem[19] der 2. Satz der 7. Sinfonie wurde oft als Filmmusik verwendet:

Literatur

  • Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, ISBN 978-8884567895.
  • Oliver Korte (Hrsg.): Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 7, A-Dur, op. 92, Faksimile des Autographs, Figaro-Verlag, Regensburg 2017.
  • Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Sinfonien Beethovens. Entstehung, Deutung, Wirkung. Vorwort von Lorin Maazel. 6. Auflage. Bärenreiter, Kassel u. a. 2009, ISBN 978-3-7618-1241-9, (Bärenreiter-Werkeinführungen).
  • Kurt Dorfmüller, Norbert Gertsch und Julia Ronge (Hrsg.): Ludwig van Beethoven. Thematisch-bibliographisches Werkverzeichnis. München 2014, Band 1, S. 586–598.

Einzelnachweise

  1. Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, S. 29–33, 39–43 sowie 49–55. Dieselbe kritische Auseinandersetzung mit Napoleon bestimmt nach Goldschmidt auch andere Werke Beethovens, so etwa die 5. Sinfonie (1804–1808), die Coriolan-Ouvertüre (1807), das 5. Klavierkonzert (1809), die Musik zu Goethes „Egmont“, op. 84 (1810) und die Sinfonie „Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria“ (1813) (vgl. ebenda: S. 39ff, 95ff, 52ff, 329ff).
  2. Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Sinfonien Beethovens. Bärenreiter, Kassel 1994, ISBN 3-7618-1241-8, S. 214.
  3. Website des Beethoven Center
  4. Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Sinfonien Beethovens. Bärenreiter, Kassel 1994, ISBN 3-7618-1241-8, S. 204.
  5. Dazu Harry Goldschmidt: „Auch Beethovens Schüler Czerny hat bezeugt, dass das Werk den ‚damaligen Zeitereignissen‘ sein Entstehen verdankte. Das hat Richard Wagner nicht gehindert, von einer ‚Apotheose des Tanzes‘ zu fabeln. Die kontaminierende Rolle des Rhythmus, seine dithyrambische Ausdrucksgewalt, die, ohne sich jemals zu verlieren, bis zur Berauschung gesteigert erscheint, hat wesentlich realistischere Wurzeln. Was Beethoven sich damals über enharmonische Veränderungen notierte – ‚sie sollen wirklich eine Veränderung in jedem Hörenden hervorbringen‘ – stimmte nicht weniger für den Rhythmus. Jedermann weiß, was Rhythmus vermag. Sollte es ausgerechnet Beethoven entgangen sein? Der Sinn war ganz eindeutig und programmatisch: Aktivierung, Appell.“ (Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, S. 50.)
  6. 1 2 Lewis Lockwood: Beethoven. Seine Musik – Sein Leben. Metzler 2009, S. 181.
  7. Neal Zaslaw: Mozarts früheste Sinfonien. Sinfonie in D-dur, KV 73m/97 Textbeitrag zu: Wolfgang Amadeus Mozart: Early Symphonies 1764–1771, deutsche Übersetzung von Henning Weber von 1982. Einspielung der Academy of Ancient Music; Konzertmeister Jaap Schröder, Continuo: Christopher Hogwood. Decca Record, London 1986.
  8. Wolfgang Osthoff: Zum Vorstellungsgehalt des Allegretto in Beethovens 7. Symphonie. In: Archiv für Musikwissenschaft. Jg. 34, Heft 1, 1977.
  9. Harry Goldschmidt stellt den politischen Kontext her: „Kein Trauermarsch wie in der ‚Eroica‘, sondern ein endloser Trauerzug von Millionen. Er ist denjenigen gewidmet, ‚die uns so viel geopfert haben‘.“ Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, S. 53. (Das Zitat Beethovens stammt aus seiner Dankesadresse an die Mitwirkenden bei der Uraufführung der Sinfonie; vgl. Abschnitt „Wirkung“.)
  10. Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Sinfonien Beethovens. Bärenreiter, Kassel 1994, S. 207.
  11. Alan Tyson: The Razumovsky Quartetts. Some Aspects of the Sources, in: Beethoven Studies, hrsg. von Alan Tyson, New York 1973 (Bd. 1), London 1977 (Bd. 2), Cambridge 1982 (Bd. 3), Band 3, S. 126f.
  12. Karl Nef: Die neun Symphonien Beethovens. Leipzig 1928, Nachdruck Wiesbaden 1970.
  13. Lewis Lockwood: Beethoven: Seine Musik – Sein Leben. Metzler 2009, S. 182
  14. 1 2 Martin Geck: Von Beethoven bis Mahler – Die Musik des deutschen Idealismus. Stuttgart/Weimar 1993.
  15. Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, S. 54.
  16. Renate Ulm (Hrsg.): Die 9 Sinfonien Beethovens. Bärenreiter, Kassel 1994, S. 213.
  17. zit. nach Harry Goldschmidt: Beethoven. Werkeinführungen. Reclam, Leipzig 1975, S. 49.
  18. zit. nach ebenda; gemeint sind hier, anderthalb Monate nach der „Völkerschlacht von Leipzig“, vor allem die zahllosen in den antinapoleonischen Kriegen gefallenen Soldaten.
  19. Wordpress
  20. Tower.com (Memento vom 28. Februar 2014 im Internet Archive)
  21. End of world scene from The Knowing Beethoven music
  22. The Fall (2006) – Soundtracks in der Internet Movie Database (englisch)
  23. The faster time (Memento vom 14. März 2015 im Internet Archive)
  24. Zardoz (1974) – Soundtracks in der Internet Movie Database (englisch)
  25. The Man from Earth (2007) – Soundtracks in der Internet Movie Database (englisch)
  26. Das bessere Leben (2011) – Soundtracks. Internet Movie Database, abgerufen am 18. Januar 2014 (englisch).